Samstag, 2. September 2017

Bewusst borniert?

Das Knifflige an Scheuklappen ist, dass man sie selbst gar nicht bemerkt...

Ich rege mich in diesem Blog ja öfters über engstirnige Menschen auf. Und wenn Fabi diesen Beitrag liest, dann wird er das gut nachvollziehen können. "Seid doch mal offen für was Neues!" denke ich mir, oder "Brecht mal eure Verhaltensmuster auf!" - mit dem Hintergedanken "...denn ich hab' selbst gerade erst gemerkt, wie viele Möglichkeiten es gibt." Und gerade deswegen sollte ich mich nicht aufregen - denn das passiert mir selbst, ohne dass ich es merke.

Wie kam es zu diesen Gedanken? Ich spiele gerade ein Videospiel, Monster plätten, und ich habe mir ein Team von Helden zurechtgestellt, mit dem ich echt gut vorankomme. Ist der HB-Gedanke: Wie kann ich das Team optimieren, wie verbessern? Irgendwann lange ich dann bei einer Konfiguration an, die in meinen Augen absolut perfekt ist. Ich mache ordentlich Schaden, ausgewogene Mischung von Magie und Klopperei, die Heilung funktioniert, wunderbar!

Ja, das ist wirklich so wunderbar! So eine Genugtuung, das vermeintlich optimale Team zusammengestellt zu haben, das tut so gut! Und ich mähe mit diesem Team Monsterhorden nieder, finde Schätze, erlange Titel, super. Never change a winning team, warum sollte ich also mal einen Charakter austauschen? Die große Buba versteht das. Stundenlang spiele ich mit diesem Team, Level-Ups ohne Ende, die anderen Charaktere versauern.

Doch dann! Mist! Ein großer, mächtiger Gegner, hat zwei meiner Kämpfer ausgelöscht. Okay, ich tausche schnell die beiden aus, muss ich halt ein bisschen neue Steuerung lernen. Aber das läuft gut, geht ganz schnell, fein. Wow, die neue Kämpferin hat ja richtig weitreichende Magie drauf! Gut so, ein bisschen ausprobieren. Ist ja irre, die Andere kann Gegenstände von den Gegnern stehlen!

Let's cut it short.

Ich habe heute mal mit zwei neuen Figuren gespielt und gemerkt, dass das richtig Spaß macht. Und erst dann ist mir bewusst geworden, dass ich immer nur mit meinem festen Team gespielt habe.

Abstrahieren wir nun: Ich denke, niemand, den ich locker als engstirnig deklariere, hat sich bewusst dazu entschieden. Das passiert einfach, ohne dass man etwas davon mitbekommt. Wenn ich also zum Beispiel ihn als engstirnig bezeichnet habe - und immer wieder gedacht habe, "Bitte lass' den Schalter in deinem Kopf umkippen!" - dann sollte ich mir vor Augen führen, dass er sich seiner etwaigen Scheuklappen nicht bewusst ist.

Was will ich überhaupt mit diesem Beitrag bewirken? Wohl eine Geisteshaltung: Klärt Eure Mitmenschen auf und seid jederzeit bereit, Euch selbst aufklären zu lassen. Immer wieder daran erinnern! Und ich kämpfe jetzt mit einem komplett anderen Team, und es ist ein Riesenspaß!

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