Donnerstag, 9. Juni 2016

Hauntingly Beautiful


Ich erinnere mich an einen sehr schönen Abend mit Dir, an dem wir wichtige Dinge für uns klargestellt haben. Du hattest den Sessel und ich saß im Schneidersitz vor Dir auf dem Boden. Bis auf das Licht einer einsamen Kerze war es dunkel. Im Hintergrund lief dieser wunderschöne Song, während ich Dir vorlas, was ich Dir unbedingt sagen wollte, an jenem Novemberabend:


(bietet sich an, die Musik im Hintergrund zu hören, Effekt und so...)


Das Vertrauen in uns

Es tut so gut, zu sehen und mitzuerleben, wie Du erwachsen wirst. Es tut weh, mit Dir Schmerzen zu erleiden, aber es beruhigt, gleichzeitig immer die Perspektive zu haben, dass Du reifer wirst. Es ist ein schönes Gefühl, Dich auf diese Reise mitzunehmen, und ich genieße das, seit wir uns zum ersten Mal die Welt des jeweils Anderen gezeigt haben. Es ist immer wieder schön, den Aha-Moment bei Dir zu erleben. Das Unverständnis, das sich irgendwann in Einsicht wandelt. Und das daraus resultierende, unglaublich starke Vertrauen zu spüren. Egal, ob als Freund oder als Partner – Du gibst mir das Gefühl, geliebt und gebraucht zu werden. Es dauert, bis ich dieses Vertrauen in Dich und uns aufbauen kann und ich komme leider nur in unseren Krisen weiter voran dabei, weil Du mich nur dann wirklich spüren lässt, wie wichtig ich Dir bin. Allzu oft kommt mir das alles so selbstverständlich vor, wenn es uns gut geht. Ansonsten sind es nur Worte, und ich habe allgemein den Glauben an Worte zum Großteil verloren. Actions speak louder than words do.

Wer ich für Dich bin

Was mich bei unserem letzten Gespräch sehr bewegt hat, war die Erkenntnis, dass Du scheinbar niemanden hast, bei dem Du ohne Ängste und ohne Tabus Druck ablassen kannst. Kein Tagebuch, kein so enger Vertrauter. Als es uns beiden bewusst geworden ist, bzw. als Du mir gesagt hast, dass ich dieser Mensch geworden bin, hast Du mich für einen Moment glücklich gemacht. Das, was wir beide uns wünschen. Ich wollte Dir immer etwas bieten können, was Dir niemand sonst bieten kann. Ich wollte für Dich etwas ganz Besonderes sein, etwas Einmaliges. Und mir fehlt immer das Selbstvertrauen, zu glauben, dass ich tatsächlich so jemand sein könnte. Und dass ich so jemand für Dich bin, den Menschen, den ich so lieb habe, gibt mir tatsächlich ein Gefühl von Glück.

Unsere Meilensteine

Es gibt Vieles, was wir erreicht haben. Du hast mir in einer sehr schweren Phase einen sehr wichtigen Impuls gegeben und mir meine eigene Perspektive wieder sichtbar gemacht. Und in Deinem Leben haben wir eine wichtige Pforte geöffnet – eine Initiation für Dich begonnen, die mit Stress und negativen Konnotationen verbunden war und noch immer ist – mit mehr Weitsicht, mehr Einsicht, mehr Perspektive. Du hast die Abwechslung in mein Leben gebracht. Wir haben absurde Momente erlebt, auf Parkplätzen, mit Sonnenbrillen, einer rettenden Tasse Kaffee am Tag dazwischen und der Einsicht, dass manchmal bereits was zu Futtern gegen Übelkeit helfen kann und dass Pizzaburger echt lecker sind. Und wir haben unsere Fähigkeit verbessert, das aufzulösen, was Du „tote Punkte“ genannt hast, und positiv rauszugehen. Du hast mich im Schreibgespräch gefragt, wie wir es schaffen können, nicht mehr an diese toten Punkte zu kommen. Gute Frage – es wird sie immer wieder geben – aber wir sind nicht mehr so hilflos wie damals. Du hast zuerst gelernt, dann nicht stumm zu bleiben. Dann hab auch ich das gelernt. Und dann hast Du wieder etwas dazugelernt, und zwar, Dich nicht mit dem Schweigen zufrieden zu geben, sondern nachzubohren und von mir das Gespräch einzufordern. Auch das war mal anders, weil wir damals den Weg der Vermeidung gegangen sind, wir beide. Wir haben Vieles erreicht und uns eben nicht nur im Kreis gedreht.

Der Preis

Der Preis dafür ist deutlich: Ich lass Dir nicht alles durchgehen, wenn Du es mal wieder zu locker und unkompliziert siehst – und Du lässt mir nicht alles durchgehen, wenn ich es wieder zu schwarz und nihilistisch sehe. Und genau das ist es, womit wir uns damals gut getan haben. Du hast mich auf einen positiven Weg zurückgebracht und ich hab Dich auf einen nachdenklichen Weg gebracht. Diese beiden Einflüsse müssen sich irgendwie die Waage halten. Mir ist das Problem jetzt sehr deutlich geworden. In Phasen, in denen es zu positiv wird, wirst Du „trampelig“ und fällst in Dein Anfangsverhalten zurück. Und in Phasen wie der jetzigen, in denen es zu negativ wird, rede ich alles kaputt, was wir erreicht haben, und spreche uns jegliche Chance für die Zukunft ab. Auch ich falle dann in mein früheres Verhaltensmuster zurück. Du nanntest es damals wegen unserer langen Pausen „auf Null zurückfallen“. Gleichzeitig sagtest Du, dass unsere Freundschaft viel Energie und Zeit benötigt. Eben wegen dieses hohen Preises, wegen dieser anzustrebenden Balance aus Lockerheit und Verantwortung. Und genau wie Du vor ein paar Tagen meintest – es ist kein „lockeres Genießen“ drin. Sollten wir nur das suchen, haben wir beide verloren. Aber: Hätten wir in den letzten eineinhalb Jahren nur das gesucht, wären wir uns nicht so wichtig geworden, sondern nur ein Link bei Facebook gewesen. Und jetzt besteht dieser Link nicht mehr, im Gegenteil, da steht mittlerweile ein Block. Und dennoch sind wir uns wichtig. Die Einsicht, dass jeder von uns aus dieser Freundschaft mehr rausholen kann – ich die Lockerheit und Du das Verantwortungsgefühl – hat uns immer wieder zueinander gebracht. Und wir haben die Möglichkeiten noch lange nicht ausgereizt, denn da ist noch Vieles, was vor uns liegt.

Was vor uns liegt

Es gibt noch so viele Dinge, die ich mit Dir erleben will, und einige dieser Ideen stammen von Dir. Ich will mit Dir zu den Osterinseln und nach Koh Pha Ngan reisen. Ich will mit Dir Cedar Point erobern. Ich möchte mit Dir Twin Peaks schauen, und Mulholland Drive aufklären, auf die Suche nach dem Yeti gehen und Dir noch so viele Sachen zeigen, die Dich bereichern können. Ich möchte das mit Dir weiterführen, was wir begonnen haben.

Wer Du für mich bist

Und das geht nur mit Dir. Ich konnte noch nie so unbeschwert neben jemandem einschlafen. Ich habe es noch nie erlebt, dass ich jemandem so viel erzähle, ich bin eigentlich jemand, der sein Inneres verschlossen hält. Du hast einen Zugang zu mir gefunden. Und dadurch auch beschlossen, Dich selbst zu öffnen. Du hast den Schritt geschafft, mir zu erzählen, was Dich bewegt. Auch das war mal anders. Ich erlebe mit, wie Teile dessen, was Du für Deine Festung erachtet hast, auseinanderbrechen. Die Einsicht, dass Dein bester Freund vielleicht eben doch nicht Dein bester Freund ist. Überhaupt – was ein richtiger Freund ist. Vielleicht müssen wir beide das lernen. Und dann die Unsicherheit sich selbst gegenüber, das eigene Image, das plötzlich wackelt. Zeit, eine Hülle abzustreifen und sich eine neue Haut zuzulegen, dünner, verletzlicher, authentischer. Und wir geben uns dabei Halt. 

...boah ne, ist das kitschig hier! Die sollten mal sinnvollere Texte für ihre Tourismuskampagne schreiben, das hier interessiert doch kein Schwein...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen