(c) Ross Hendrick, https://rosshendrick.files.wordpress.com/2016/01/farage-on-toilet-colour.jpg
Ich rege mich derzeit intensiv über Nigel Farage auf, eine der wichtigsten Figuren der Brexit-Bewegung. Alles, was ich im Folgenden schreibe, ist nur meine Meinung. Was sich wie Fakten lesen wird, sind schlecht recherchierte Mutmaßungen, weil ich einfach zu faul dazu bin, mich auch noch vernünftig informiert über ihn zu echauffieren.
Nach dem, was ich so lesen durfte, hat Nigel Farage die letzten fünfundzwanzig Jahre damit verbracht, das Vereinigte Königreich aus der EU zu treiben. Dies schien sein gesamter Lebensinhalt zu sein, seine Berufung, der er sich mit Hingabe gewidmet hat. Farage ist medienwirksam und hat nie eine Möglichkeit ungenutzt gelassen, sich der breiten Bevölkerung zu präsentieren - wie es Populisten nun mal so machen, auch Petry, Gauland und co. stellen sich vor jede Kamera, die sich ihnen bietet. Und wenn sich keine bietet, dann sorgt man eben für einen Eklat, damit kann man sich der Aufmerksamkeit des Fernsehens sicher sein. Ganz nach dem Motto: Auch negative PR ist gute PR. Lieber einmal zuviel das Wort "Schießbefehl" sagen, als von der Presse gar nicht mehr bedacht zu werden. Doch zurück zu Farage.
Man sollte ihm eigentlich Respekt zollen für die Inbrunst, mit der Farage für den Austritt gekämpft hat. Dass er dafür blatante Fehlinformationen nicht rechtzeitig aufklärt, ist ein schönes Beispiel dafür, wie man auch mit Nichtstun für seine Sache arbeiten kann.
Warum also kotzt Farage mich so an? Das ging los mit einem Twit, der in etwa exakt diesen Wortlaut hatte: "No matter the results, Nigel Farage is still a dick." - Egal, wie die Wahl ausgeht, Nigel Farage ist und bleibt ein Schwanz. Bei solch raffinierten Wortmeldungen werd ich natürlich neugierig, wer Farage ist, und habe mich dann über ihn informiert und habe leider keine Informationen gefunden, die für meine Ohren im Ansatz positiv klangen.
Die Selbstgefälligkeit, das feiste Grinsen nach dem Referendum, damit komme ich nicht klar. Immer will er ja Recht gehabt haben, er wusste es schon längst, dass die EU auseinanderfällt. Nigel Farage tut nichts, außer gegen eine Sache zu wettern. Warte mal, womit könnten wir das wohl in Deutschland vergleichen? Ach ja. Die Partei in hellblau: Laut rumpöbeln, das Establishment kritisieren, aber keine halbwegs umsetzbaren Lösungen anbieten.
Das ist nun mal das Konzept des Populismus. Das verbrigt sich nun mal hinter dem Begriff Demagogie. Ein Demagoge ist jemand, der (Kollege Leinhos möge mich korrigieren!) das Volk führt, so ganz wörtlich übersetzt. Das ist jemand, der zum Beispiel Sprache so nutzen kann und eine dergestaltige Ausstrahlung hat, dass sein Publikum ihm ohne zu hinterfragen an den Lippen hängt. Er kann diese Macht nutzen, um das Volk wütend zu stimmen, um Proteste in Gang zu bringen, um Demonstrationen auszulösen.
Eigentlich müsste Demagogie auch im positiven Sinne möglich sein. Aber da man ja lieber mit Anderen gemeinsam über Dinge schimpft, passt Populismus viel besser zur Hetze.
Und dann tritt Farage, der Mann der tausend Grimassen, vor das EU-Parlament und spricht. Er macht sich über die Anwesenden ohne Blatt vor dem Mund lustig. Dafür wird er erwartungsgemäß ausgebuht und aalt sich in diesen Reaktionen - denn er weiß, dass die Kameras laufen und dass "seine Meute" ihn zuhaus umso mehr feiern wird. Kennen wir auch von uns: Je mehr Petry und Konsorten sich in der Opferrolle suhlen können, umso beliebter sind sie bei besorgten Bürgern ohne gesunden Menschenverstand.
Farage lacht die Parlamentarier aus, dass sie ja eigentlich noch nie richtige Arbeit geleistet hätten. Mal ganz davon abgesehen, dass die Aussage "Das EU-Parlament tut nichts" doch recht intensiv mit der Brexit-Parole "Die EU kontrolliert uns zu sehr" kontrastiert, springt zum Glück Präsident Martin Schulz (in etwa) folgendermaßen ein: Wir sehen hier die Ausdrücke und Ansichten, wie wir sie von der Ukip gewohnt sind. Herr Farage, jeder hier anwesende Parlamentarier leistet wichtige Arbeit - vielleicht sollten sei beim Thema Nichtstun nicht von sich auf Andere schließen.
Auch daran geilt Farage sich noch weiter auf. Soll er ruhig, letztlich wird es eine Art Schwanengesang sein. Ich komme nochmals zurück zum zweiten Paragraphen: Der UK-Austritt aus der EU war Farages gesamter Lebensinhalt. Dieses Ziel ist erreicht. Farage soll jetzt noch die Aufmerksamkeit genießen, denn er wird sehr bald von der Bildfläche verschwunden sein, ohne Berufung, wie er es dem Parlament vorwirft. Nigel Farage hat sich abgeschafft.
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