Mittwoch, 29. Mai 2024

Freut Ihr euch, wenn es mir schlecht geht?!


"a a a a a a a a a a a a a a sa sa sa lkjybfdöghydfsoglöhjfdisg hhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh tot"

So klingt es, wenn die große Buba und ich auf der Couch sitzen und vor Lachen sterben. Das passiert manchmal synchron, manchmal aber auch nur einseitig - zum Beispiel, wenn wir Witze in einem Film sehen, die ein Autist anders auffasst als eine HSP. Es passiert auch bei Videospielen, und zwar dann, wenn ich gerade mal wieder in einen Abgrund gefallen bin und Lara Croft alle drei Beine gebrochen habe, oder wenn irgendwelche Monster mich plattmachen oder ich mit meiner Waffe mal wieder voll daneben haue - kurz gesagt, freut sie sich ganz oft, wenn es mir im Spiel mies ergeht. Nachtrag: Nein, sie freut sich nicht, sie lacht aber drüber, weil es eben auch witzig ist.

Ich kann das vollkommen nachvollziehen, und dahinter steckt auch keine Missgunst oder böser Wille - sie ist immerhin die große Buba und wir kleben aneinander - und außerdem merke ich das selbst, wenn sie gerade den Controller in der Hand hat und überfordert ist von der Vielzahl an Optionen, was sie als nächstes im Spiel machen soll. Wenn ich dann lache, ist es ganz oft einfach eine Erleichterung zu sehen, dass auch ein anderer Mensch dieselben Probleme bei dem Spiel haben kann wie ich. Deswegen ist es nur logisch, dass wir den Anderen anfeuern und applaudieren, wenn beispielsweise ein Boss besiegt wurde.

Das ist also Spaß - aber für mich immer wieder faszinierend zu beobachten, und ich werde auch nicht müde jedesmal festzustellen: "Du freust dich immer, wenn ich tot gehe!"

Und was hat das mit diesem Blog zu tun? 

Ich hatte schon früher immer mal wieder erwähnt, dass es faszinierend ist, die durchschnittlichen Klickzahlen von Beiträgen zu beobachten: Warum hat diesen Beitrag kaum jemand angeklickt? Warum hat jener doppelt so viele views wie sonst üblich? Dabei merke ich, dass clickbait leider immer wieder klappt - also eine Andeutung in der Überschrift, die neugierig macht, zum Beispiel, oder ein provokantes Bild über dem Beitrag. Auch hilft es sehr, wenn der Titel des Beitrags bereits deutlich macht, worum es gehen wird - auch wenn ich das immer versucht hatte zu vermeiden; ich wollte möglichst kreative Titel finden, auf deren Erklärung man nur über drei Ecken kommt. Ist zwar nett für mich, aber interessiert kaum jemanden.

Und dann ist es generell so, dass Beiträge viel häufiger aufgerufen werden, wenn sie mit meiner psychischen oder beruflichen Situation zu tun haben - das "Psychologiebild" kann manchmal schon Interesse hervorrufen, oder die "Lehrerbilder". Und ich komme nicht umhin festzustellen, dass Beiträge bei besonders negativen oder positiven Nachrichten häufiger gesehen werden - gerade die Hiobsbotschaften für mich werden oft geklickt. Job verloren, Nervenzusammenbruch, und wie ich mit solchen Situationen dann umgehe. Und auch hier bin ich mir sicher, dass keine Missgunst dahintersteckt, zumindest nicht immer. Ich erinnere mich an die Mail von JB, in der der ehemalige Schüler mir geschrieben hat, dass er gern in den Blog schaut, weil er dort sehen kann, dass auch andere Menschen oft mit dem Leben zu kämpfen haben und er damit nicht allein ist - das gibt ihm Mut. Es ist auch ein bisschen das Prinzip der Seifenopern - wir leiden einfach gern mit unseren "HeldInnen" mit, und freuen uns dann auch, wenn es mit ihnen irgendwann wieder bergauf geht. 

Ja, Beiträge werden häufiger angeschaut, wenn es mir schlecht im Leben ergeht - aber weil ich weiß, wer diesen Blog so alles liest, weiß ich auch, dass dahinter oft eine Menge Empathie steckt, und was ich manchmal als Rückmeldung auf solche Beiträge bekomme, wärmt mir das Herz. Zuspruch, "du bist nicht allein"-Erinnerungen, und ganz oft eben nicht nur Phrasendrescherei, sondern ernst gemeint, besonders wenn manche sich die Mühe machen und nicht nur ein like auf den Beitrag klatschen, sondern sich die Zeit nehmen, mir eine Nachricht zu schicken.

Seitdem ich arbeitslos bin und die Jobaussichten immer weiter zusammenschrumpfen, hat sich die Zahl der Klicks verdoppelt. Zum Glück ist es mir nicht wichtig, viele Aufrufe zu bekommen, sonst müsste ich allein schon deswegen darauf hoffen, dass es auch weiterhin keine passenden Stellenangebote für mich gibt.

Ich halte Euch auf dem Laufenden! Und... danke für Eure Anteilnahme!! :-)

Freitag, 24. Mai 2024

Lange Funkstille, und dann...


...kann ich noch nicht einmal gute Nachrichten vorweisen, im Gegenteil, und das obige Bild lässt schon erkennen, dass es um meine beruflichen Aussichten geht. Ich habe in der Zwischenzeit noch zwei weitere Beiträge geschrieben, die - etwa jeweils zu drei Viertel fertiggestellt - im Entwurfsordner liegen, da ging es um den Eurovision Song Contest und um einen Besuch bei'm Psychiater (kein Zusammenhang dazwischen). Die bleiben aber erst einmal liegen, und stattdessen hier ein Zitat zur Erinnerung:

"Mit 99%iger Wahrscheinlichkeit haben sie im Sommer ihre Planstelle."

Das wurde mir vom Ministerium mit einer Überzeugung und positiver Atmosphäre gesagt, und das hat mich lange durch die letzten Wochen getragen. Inzwischen sind einige Mails, ebenfalls vom Ministerum eingetroffen, die mir klar gemacht haben, dass das so überhaupt nicht der Fall sein wird. Warum? Was hat sich in den letzten Wochen so sehr geändert, dass ich diese Mails bekomme, die sich nicht mit dem Gespräch im Ministerium im Februar vereinbaren lassen?

Der Landeshaushalt wurde besprochen, die finanzielle Schieflage, in der wir uns offensichtlich und bekannterweise befinden. "Offensichtlich" kann ich nicht sehen, wenn man einige teure Projekte bedenkt, die geplant wurden, und "bekannterweise" kann ich auch nicht sehen, ich schaue zwar die Nachrichten, aber sowas scheint an mir vorbeizugehen.

Ich hatte mich schon gefragt, warum so wenige Planstellen für das kommende Jahr ausgeschrieben werden, und warum das so lange dauert. Die Antwort ist einfach:

(Na toll, eben habe ich mich mal wieder ausgesperrt, anstelle des Schlüsselbundes "Wohnung" habe ich den Bund "Schule" eingesteckt, an dem kein Schlüssel mehr hängt, aber genug Klöterkram - die große Buba und ich sagen Geh-Keh-Wöter - so dass man in der Eile denken kann, es sei der richtige. Zum Glück leben Buba-Mama und Buba-Papa ganz in der Nähe und haben meinen Zweitschlüssel. Ich sehe sie nicht oft, aber ich liebe sie, als wären sie meine [tollen] Schwiegereltern.)

Der Landeshaushalt wurde besprochen, und Schleswig-Holstein befindet sich in einer ordentlichen Schieflage. Also wird gekürzt, zuerst an den Gemeinschaftsschulen, die teilweise so extrem überbesetzt sind, dass eine Lehrkraft möglicherweise etwa siebzig Prozent ihres Deputats mit Bereitschaftsstunden verbringen muss. Zig Stellen werden im kommenden Schuljahr abgebaut, und dann geht das Streichkonzert in das zweite movement, wenn im Jahr darauf ein Vielfaches an Stellen verschwindet, so dass ich auf keine einzige Ausschreibung an einer GemS mit Englisch hoffen muss (zuverlässige Quelle).

Also riet man mir, mich an zwei Schulen auf Föhr und in Schleswig bewerben soll. Das habe ich erstmal nicht verstanden, weil die Absprachen im Februar ganz anders klangen ("Bordesholm oder NMS wären okay?" - "Ja. Irgendwas, was mit dem ÖPNV gut erreichbar ist."). Föhr steht völlig außer Frage, und nach Schleswig wären es mit dem Nahverkehr je nach Baustellenlage zwischen neunzig und hundertzwanzig Minuten je Tour. Auto nur die Hälfte, aber Auto kommt für mich eigentlich nicht mehr in Frage; ich bin nicht allein in der Lage, ein Auto zu warten (was zu Pannen führen kann, schon erlebt) und ein aufregender Schultag oder drängelnde, rücksichtslose Verkehrsteilnehmer können dafür sorgen, dass ich unkonzentriert bin (was zu Unfällen führen kann, auch schon überlebt, zum Glück nur mit Schleudertrauma, aber das hat meine Angst vor dem Autofahren noch weiter verstärkt).

"Ja, es würde einen Neuanfang und Umzug bedeuten." - das wird mir auf Nachfrage eingeräumt, aber das entspricht halt auch überhaupt nicht unserem Februargespräch, in dem ich versucht habe zu erklären, dass ich diese meinen Bedarfen entsprechende Traumwohnung, in der ich seit zehn Jahren lebe, nicht verlassen werde. Ich würde das nicht einmal dann machen, wenn man mir zusagte, sofort eine Planstelle ohne Auswahlgespräche zu bekommen.

Das sind die Momente, in denen ich Euch beneide, Ihr neurotypischen oder hochfunktionalen Menschen; in letzte Gruppe gehöre ich eigentlich, aber seitdem ich arbeitslos bin, steigt der psychische Druck und ich werde zum Autisten pur. Immerhin, das gibt mir mehr Verständnis für "normale" Autisten und wird mir in meiner Arbeit definitiv weiterhelfen.

WENN ich denn Arbeit habe - morgen geht es zur Agentur für Arbeit, die Lage besprechen und unter anderem gezwungenermaßen nachfragen, wie und wann man Bürgergeld beantragt und ob man dafür Hilfe bekommen kann. Ich habe vor alledem Angst, und mein Gesundheitszustand macht es nicht besser. Bitte, ganz fest weiter die Daumen drücken. Es bringt zwar nichts, und ein Buddhist macht sich keine Hoffnungen, aber für den Moment fühlt es sich - leider! - gut an.

Also - auf zum Arbeitsamt!

(...)

Okay, ich werde hiermit den Satz "Schlimmer kann es nicht kommen" endgültig aus meinem Sprachrepertoire streichen. Immer, wenn man tatsächlich denkt, es kann nicht mieser werden, findet das Leben einen Weg, noch einen draufzugeben. Das Leben, oder eine Kieler Schule, die ihre ausgeschriebene Vertretungsstelle für das kommende Schuljahr - eine meiner letzten Chancen auf Beschäftigung - jetzt kurzfristig wieder zurückgezogen hat. Klar, nichts ist entspannender als das anzunehmen, was kommt, aber manchmal möchte ich einfach die Wand anschreien und mich dann heulend im Bett verkriechen.

Heute ging das nicht, denn die Nachricht der zurückgenommenen Stellenausschreibung hat mich dreißig Minuten vor Aufbruch zum Arbeitsamt erreicht. Also schnell etwas zum Beruhigen nehmen, Kopf irgendwie aufrichten, Taschentuch einpacken und auf in die Adolf-Westphal-Straße, Herr S wartet.

Und dem berichte ich dann von der aktuellen Nachricht. Ich würde ja versuchen zu lächeln, immer freundlich sein, und auf dem ganzen Fußmarsch hat die Sonne geschienen, aber meine Moral ist irgendwo unter meinen neuen Schuhsohlen verschwunden. Ich erzähle Herrn S auch die ganze Geschichte, wie das Ministerium mir meine Vertretungsstelle in diesem Halbjahr versaut hat.

Und dann macht er wieder dieses Gesicht, das ich mittlerweile leider zu gut von ihm kenne - dieses "Ich wünschte, ich könnte etwas für sie tun"-nette, mitfühlende, verständnislose, hilflose Gesicht. Und er erzählt mir, dass ich nicht der einzige Kollege bin, der in diesem Jahr vom Bildungsministerium extra rücksichtslos behandelt worden ist, und berichtet kurz von zwei anderen "Kunden" des Arbeitsamtes. Das soll mir etwas Schmerz nehmen, und für den Moment wirkt das auch im Ansatz.

Dann aber müssen wir zum Pragmatischen umschwenken, und so frage ich ihn, wann und wie ich mich an den Antrag auf Bürgergeld machen sollte. Drei Wochen noch, dann sollte ich loslegen, denn der Antrag ist umfangreich und benötigt eine Menge Nachweise. 

Ich spüre richtig, wie unangenehm es Herrn S ist, als er mich fragt, ob ich mir nicht vielleicht irgendwie vorstellen könnte, einen Neustart woanders zu machen, wo Stellen zu bekommen sind. Er weiß genau, dass ich mir als Autist so etwas nicht vorstellen kann, also schildert er mir als kleine Hilfestellung einen Fall eines anderen Autisten, der in einer ähnlichen Situation war wie ich, und wie man ihm zu helfen versucht hat: Mittels Langzeitpraktika am neuen Arbeitsort und einer durch Anträge zur Teilhabe am Arbeitsleben für ein paar Monate finanzierten Wohnung parallel zu seinem gewohnten Rückzugsort konnte er "testen", ob die Option für ihn klappt, und hat irgendwann den Absprung geschafft.

Könnte bedeuten, dass ich zum Beispiel für zwei bis drei Monate eine Wohnung in Elmshorn finanziert bekomme, während ich hier meine Kieler Wohnung behalte, und dann im dortigen Umfeld eine Stelle suche. Das Blöde ist nur: Wenn ich dort dann den Vertrag zu einer unbefristeten Stelle unterschrieben habe, komme ich nicht mehr zurück. Und was, wenn es dann doch nicht passt?

Das habe ich schon einmal erlebt, und zwar, als ich für das Referendariat für ein Jahr nach Husum gezogen bin. Es war schlimm, und ich war so erleichtert und glücklich, als ich danach wieder nach Kiel zurück konnte.

Dennoch ist das eine Option, die ich mal im Kopf bewegen werde. Sowas hilft einem Autisten wirklich weiter: Beschreiben, wie so eine Situation aussehen könnte. Denn "Naja, das können sie sich ja vorstellen" gilt für Menschen auf dem Spektrum nicht.

Bleibt aber dabei, dass ich jetzt erstmal fertig mit der Welt bin. Den dämlichen Telefonvertreter an der Wohnungstür hätte ich fast angeschrien, denn sein Timing war nun wirklich zum Kotzen und er hat nicht einsehen wollen, dass er aufdringlich ist und dass ich heute niemanden mehr sehen wollte.

"Wie geht es ihnen?" hat Herr S mich heute zur Begrüßung gefragt. Normalerweise überfordert die Frage mich, weil ich nicht weiß, was gemeint ist: Gesundheitliche Lage, berufliche Lage, psychische Lage, jetzt im Moment, oder generell? Heute konnte ich schnell antworten - es geht mir schlecht. Ich bin mit leichtem Fieber gestern abend in's Bett gegangen, habe eine Reihe Arztbesuche vor mir, habe kaum noch Aussichten auf Arbeit im kommenden Schuljahr, Rechnungen liegen hier herum.

Nicht gut.

Freitag, 10. Mai 2024

Steigende Vorfreude

Mit ihr noch viel toller!

Morgen findet das Finale des diesjährigen Eurovision Song Contest statt. Zum ersten Mal habe ich mir schon im Vorfeld einige der Beiträge angeschaut, Musikvideos und live, und die Prognosen der Wettbüros verfolgt - das alles steigert die Vorfreude und Spannung extrem.

Dieses Jahr schaue ich den ESC wieder zusammen mit der großen Buba. Zu zweit macht es einfach noch mehr Spaß, sich über peinliche Auftritte zu amüsieren und großartige Beiträge zu bewundern. Ich schnappe mir das Klemmbrett und notiere die Punktzahlen, die wir getrennt voneinander den Beiträgen geben, weil es spannend ist zu erleben, ob man richtig oder falsch liegt. Außerdem gibt es Brownies dazu, die mit etwas zu viel Schokolade. Vertrage ich zwar nicht mehr so, aber morgen muss das sein und die Konsequenzen nehme ich dann in Kauf.

Ich bin auch gespannt auf den neuen Kommentator für Deutschland; bisher hat das immer Peter Urban gemacht, mit dessen Art ich eine Hassliebe hatte. Ich habe schon wieder vergessen, wer das dieses Jahr macht, aber er muss in große Fußstapfen treten. Und wie die Show wohl wird?

Der ESC möchte absolut unpolitisch sein - das gelingt nicht immer. Um das Ziel trotzdem zu erreichen, finden sich im Regelwerk Verbote politischer Songtexte und Bühnenshows. So musste in diesem Jahr die Sängerin Eden Golan einige Passagen ihres Songs umändern, um mitmachen zu dürfen. Und wo wir schon bei den Regeln sind: Keine Schimpfworte, deswegen musste auch unser deutscher Beitrag abgeändert werden; "I don't give a shit" war zu explizit. Und: Kein product placement, was für den Beitrag von Windows95man bedeutet, dass das Windows-Logo auf seinem T-Shirt verpixelt wird. Irgendwie irre, dass der Song ausgerechnet No Rules! heißt.

Und wo wir schon bei Eden Golan waren: Sie tritt für Israel an, und erhält völlig unabhängig von der Songqualität Begeisterung und Buhrufe für Israels Rolle im Krieg. Außerhalb der Eventhalle wird demonstriert, denn: Russland wurde wegen der Kriegsinitiative von der Teilnahme ausgeschlossen, und viele Menschen fordern nun, dass auch Israel ausgeschlossen werden müsse. Talk about unpolitisch...

Das alles wird sehr unterhaltsam morgen, und ich freue mich schon sehr darauf, dass wir das Haus und die Nachbarschaft zum Beben bringen ;-)

post scriptum: Meine Favoriten sind Nemo, Bambie Thug, Joost Klein, Baby Lasagna, und ich freue mich trotz stimmlicher Schwächen auf Kaleens "We will rave". Zeit für Par-TAY!

Donnerstag, 9. Mai 2024

Ausrede zum Saufen?

Schönes Wetter zum Abstürzen

Vatertag. Klingt wie Muttertag, aber viele junge Männer, egal, ob sie Vater sind oder nicht, nutzen den Anlass als Ausrede, sich mal nicht am Riemen reißen zu müssen. Bollerwagen mit Alkohol vollladen, eine Picknickdecke drüber und mit den Jungs um's Viertel ziehen und dann zum Beispiel in den Schrevenpark, Spaß haben und sich volllaufen lassen und mehr Spaß haben und noch mehr trinken und... you get the drift.

Als Autist fühle ich mich in Gegenwart anderer Menschen sowieso nicht immer wohl. Wenn diese anderen Menschen dann auch noch angetrunken sind, wird daraus eine echte Angst. Ich möchte von ihnen nicht angesprochen werden, ich weiß nicht, was ich dann antworten soll - und so fühle ich mich am Vatertag, mehr noch als an anderen Tagen, in meiner Wohnung am sichersten. 

Würde ich bei diesem wunderbaren Wetter rausgehen und irgendwo auf eine Gruppe junger Männer stoßen, würde ich so früh wie möglich umdrehen oder in eine Seitenstraße gehen. Betrunkene Menschen - ich eingeschlossen - haben die Angewohnheit sich zu verhalten, als gäbe es keine Regeln und als seien sie allein auf der Welt. Um Spaß zu haben.

Ich weiß noch gut, wie ich es im Studium nur dann mit betrunkenen Mitmenschen ausgehalten habe, wenn ich selbst Einiges an Alkohol intus hatte. Ich trinke seit etwas über zwölf Jahren keinen Alkohol mehr, auch gerade aus dem Grund, dass mir mein Verhalten unter dem Einfluss peinlich ist. 

Ergo mache ich einen großen, sehr großen Bogen um angetrunkene Menschen und bleibe heute am besten den ganzen Tag in der Wohnung - abgesehen von der Viertelstunde, in der ich runter zum Dönerimbiss gehe, denn ich habe mal wieder vergessen, Essen für den Feiertag einzukaufen. Mal schauen, ob ich unbehelligt hin und zurück komme ;-)

Wie wäre es, wenn wir am Vatertag nicht zuerst an Männer mit Bollerwagen mit Alkohol denken, sondern an unsere Väter, ohne sie wir diese Welt überhaupt nicht genießen können würden? Und vielleicht waren unsere Väter das ganze Leben über immer für uns da, vielleicht etwas unauffälliger als die Mütter, aber nicht weniger entschlossen, uns zu beschützen. Falls dem so ist, sollten wir ihnen zumindest einmal danke sagen.

Und sie dann mit den Jungs ziehen lassen. ^^

Montag, 6. Mai 2024

Du hast Recht und ich hab' Ruhe.

Manchmal kann man reden, so viel man will...

Ich habe eine kleine Fabel im Netz gefunden, die ich gar nicht so schlecht finde, also teile ich sie mal mit Euch. Bitte einmal nach draußen schauen: Welche Farbe hat das Gras? Diese Frage haben sich auch ein Esel und ein Tiger gestellt.

The donkey said to the tiger:
- "The grass is blue."
 
The tiger replied:
- "No, the grass is green."
 
The discussion heated up, and the two decided to submit for arbitration, and for this they went before the lion, the King of the Jungle. Already before reaching the forest clearing, where the lion was sitting on his throne, the donkey began to shout:
- "His Highness, is it true that the grass is blue?".
 
The lion replied:
- "True, the grass is blue."
The donkey hurried and continued:
- "The tiger disagrees with me and contradicts and annoys me, please punish him."
The king then declared:
- "The tiger will be punished with 5 years of silence."
The donkey jumped cheerfully and went on his way, content and repeating:
- "The grass is blue"...
 
The tiger accepted his punishment, but before he asked the lion:
- "Your Majesty, why have you punished me? After all, the grass is green."
The lion replied:
- "In fact, the grass is green."
The tiger asked:
- "So why are you punishing me?".
The lion replied:
- "That has nothing to do with the question of whether the grass is blue or green.
The punishment is because it is not possible for a brave and intelligent creature like you to waste time arguing with a donkey, and on top of that come and bother me with that question."
 
The worst waste of time is arguing with the fool and fanatic who does not care about truth or reality, but only the victory of his beliefs and illusions. Never waste time on arguments that don't make sense.
 
There are people who, no matter how much evidence and evidence we present to them, are not in the capacity to understand, and others are blinded by ego, hatred and resentment, and all they want is to be right even if they are not.
 
When ignorance screams, intelligence is silent. Your peace and quiet are worth more.
 
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Passt ein bisschen in die gegenwärtige Politik, nicht nur in den USA... 
 
post scriptum: Heute habe ich endlich den Film "Huesera: The Bone Woman" gesehen. Ein großartiger psychologischer (und übernatürlicher) Horrorfilm über die Angst davor, Mutter zu werden, gepaart mit der Unsicherheit, ob man überhaupt bereit ist, seßhaft zu werden - während die Gesellschaft es von einem erwartet. Sehr intelligent, hat mich an Roman Polanskis "Repulsion" und David Lynchs "Eraserhead" (Aspekt Angst vor dem Vaterwerden) erinnert.

Freitag, 3. Mai 2024

Don't give up!


vorweg: Die folgende Mail poste ich hier natürlich mit Zustimmung des kreativen Kopfes dahinter.

"Good evening, Dr Hilarius
... it's me again, XY.

I know this might be a bit late but... eh... I'm always late.
Also uhm... this is just... hastily put together so... please don't expect a structure... ;)

So... I've read that you won't be returning to the Toni, which is... sad... I know it's Probably a... bit hard... and some of us (Including me) are going to miss you. But I'm still positive you'll find that School that accepts you for who you truly are, however long that may take. Just don't give up!

When I... first read it I actually... expected it a bit... this uhh... might sound a bit mean but... It's usually what happens to nice People like you, which is very sad, and I can't wrap my Head around why.

I'll keep hoping for you. You're the nicest (and best) English teacher I've had and with the lack of Teachers, I'm sure there will be that one School that finally accepts you. And that Discussion circle for autistic students you mentioned is a good Idea! I'm sure you will get to make that one day!

That's basically all, if you ever want to write me, don't hesitate to reach out, I'll be here and read every single one.

I'll also continue to keep reading your Blog so... the next Mail may be about something I've read on there, or maybe just a response. :D

As always,
with kind regards:

-XY"

 

Das hat mich gerührt und den Tag komplett aufgewertet. Es gibt so Situationen im Leben, in denen das Aufgeben eine echte, realistische Option darstellt. Der Gesundheitszustand hat reichlich Verbesserungspotential, Du hast keine Perspektive und denkst Dir, dass quasi alles besser wäre als weiterzumachen. Wenn mir dann irgendjemand sagt "Kopf hoch, das wird schon", dann möchte ich ihnen den Hals umdrehen, weil die Phrase einfach komplett für'n Arsch ist.

Wenn es da allerdings einen Menschen gibt, einen ehemaligen Schüler, der bis heute diesen Blog verfolgt, den Kontakt aufrecht hält - auch wenn ich mal monatelang (oder gar) nicht antworte - und der nicht das Vertrauen in mich verloren hat; wenn dieser Mensch mir dann in seiner Mail schreibt "Don't give up!", dann geht mir das nahe.

Das ist einer der Gründe, warum ich mich immer sehr freue, wenn der Kontakt mit ehemaligen SchülerInnen nicht abbricht, und wenn ich jemanden von ihnen Jahre später wiedertreffe. Mich stört nur, dass ich ihnen dann leider nie Positives zu mir erzählen kann - deswegen versuche ich das Gespräch dann auf sie zu lenken. Nicht nur als Vorwand - ich interessiere mich tatsächlich sehr dafür, welchen Lebensweg sie bis dahin gegangen sind, ob sie gut untergebracht sind, ob sie Probleme haben.

Es sind und bleiben die SchülerInnen, die diesen Beruf zum tollsten Beruf der Welt machen!

post scriptum: Mein Gehirn knickt immer ein, wenn ich einen Film oder eine Serie sehe über Wissenschaftler, die sich dann aber nicht wie Wissenschaftler verhalten, Körpersprache, Habitus, Sprachregister. Da geht ein Sensor in meinem Kopf a "Irgendwas stimmt da nicht", und das macht mir dann den ganzen potentiellen Genuss madig. Gerade erst wieder erlebt bei der SciFi-Serie "3 Body Problem" auf Netflix - eigentlich interessante Ideen, aber eine stupide Umsetzung, ich kann mir das nicht weiter anschauen. Da wäre es einfacher, mal etwas weniger zu denken.

Mittwoch, 1. Mai 2024

Bewerben!


Nun geht es wieder los. Eine Schule hat eine Vertretungsstelle Englisch für das kommende Schuljahr ausgeschrieben, gar nicht weit weg von Kiel, mit dem ÖPNV gut erreichbar. Aber darf ich überhaupt noch Vertretungen übernehmen? Wenn es nach dem Ministerium geht, dann nicht, aber wenn das Ministerium "hausinternen Rechtsbruch" begeht, dann schon. Jedenfalls lautet die dortige Anweisung an mich: Bewerben! (und die bisherigen Vertretungen nicht erwähnen)

Seit der letzten offiziell ausgeschriebenen Vertretungsstelle bin ich ein bisschen gebrandmarkt. Die Bewerbungsfrist läuft noch etwas mehr als einen Monat, ich sehe da also eine große Menge von BewerberInnen, die sich dann in den Auswahlgesprächen um diese Stelle kloppen werden, und ich frage mich, warum die Schule gerade mich einstellen sollte.

Und auch, warum ich gerade an dieser Schule würde arbeiten wollen; es ist ein Gymnasium, man könnte fast von einer Eliteschule sprechen, und von all' dem habe ich mich in den letzten Jahren deutlich wegbewegt. Aber wir müssen das pragmatisch sehen: Wenn ich die Stelle nicht bekomme, steht ab August Bürgergeld an (da hilft es auch nichts, wenn man mir mit 99%iger Wahrscheinlichkeit eine Planstelle zum Sommer zugesagt hat - nichts ist in Sicht, und Hoffnungen macht sich ein Buddhist sowieso nicht), und darüber möchte ich überhaupt nicht weiter nachdenken.

Also setze ich ein neues Bewerbungsschreiben auf. Schule Nummer Neun. Ich erwähne meine Stärken, lasse alles Andere weg. Den Lebenslauf liest eh' kaum jemand ganz durch, und das Gutachten auch nicht. Sollte ich eingeladen werden, werde ich möglichst vorzeigbar auftreten. Nix mit schwarz, vorher zum Friseur, gut rasiert, Duftwasser, und werde mich wie so ein Vorzeigestudent präsentieren. Und sollte es dann hart auf hart kommen, dann werde ich eben ein Jahr lang die Zähne zusammenbeißen - Hauptsache, ich kann wieder Geld verdienen, und das lang genug, um danach wieder Arbeitslosengeld zu beantragen. Und diesmal werde ich während des Vertrags konstant nach Planstellen Ausschau halten.

Ich halt' Euch auf dem Laufenden.