Dienstag, 25. Dezember 2018

Das Ding mit Weihnachten


Das Fest der Liebe, oder so ähnlich, wird es in der Werbung genannt, sicherlich als Teil des AIDA-Konzepts, wie ich jetzt in der kaufmännischen Abteilung gelernt habe. Ich fand Weihnachten immer toll. Die ganze Familie beisammen, Schnee, kalt und dunkel, Gottesdienst, leckeres Essen, Karten spielen. Geschenke fressen, Essen auspacken, oder so ähnlich, meinte die große Buba. Vielleicht auch ein wenig Autorenlizenz.

Dann kam irgendwann das Zeitalter des Hinterfragens. Die Geschenke wurden flacher, wie meine Mutter ganz treffend gesagt hatte, und ich bin auch nicht mehr jedesmal zum Gottesdienst mitgegangen. Das Essen war immer noch lecker, aber irgendwann begann ich dann auch zu fragen, warum ich eigentlich Weihnachten feierte. Und stellte fest, dass etwas gefeiert wird, was ich für eine nette Fantasie halte, mit der ich persönlich nichts anfangen kann. Ich habe es nicht mit der evangelischen Religion, auch wenn ich nach meinem Kirchenaustritt immer noch vierzehn Monate Kirchensteuer an den Staat abgetreten habe. Ich hoffe, dass sich das geändert hat, die nächste Abrechnung wird es hoffentlich zeigen, inklusive einer Rückzahlung.

Ostern. Weihnachten. So viele Feiertage, gefeiert von so vielen Menschen, die mit der Religion überhaupt nichts am Hut haben, das konnte ich dann nicht mehr so ganz nachvollziehen, und seither bin ich jedes Jahr froh, wenn die Feiertage vorbei sind und endlich wieder Leben in die Stadt zurückkehrt, und Kommerz, und Falschheit (die eigentlich nie verschwunden war). Trotzdem fahre ich jedes Jahr zu Heiligabend nach Dithmarschen. Meine Brüder, meine Eltern und ich verbringen einen netten Abend, und wenngleich ich gern am ersten Feiertag wieder zurückkehre, bleibe ich diesmal noch einen Tag länger, damit ich am zweiten Feiertag meine Oma treffen kann, die in diesem Jahr Weihnachten zum ersten Mal in ihrer betreuten Wohnanlage verbringt.

Und irgendwie ist es dann doch ganz witzig, sie alle wiederzusehen. Ich fühle mich außerhalb meiner Wohnung nicht so wohl, das stimmt wohl, aber oft ist es auch mein eigener Kopf, der es mir so "unangenehm" macht. Und nun sitze ich kurz nach Mitternacht am Rechner in meinem alten Zimmer, schreibe diese Zeilen und finde es gar nicht so schlimm, dass ich den morgigen Tag hier verbringe.

Ändert alles nichts daran, dass ich froh bin, wenn die Feiertage um sind. Ich kann mit Weihnachten nichts anfangen, zumindest nicht mit dem religiösen Hintergrund. Seit sieben Jahren warte ich auf den Moment, auf das Weihnachten, an denen ich meinen Eltern endlich meine berufliche Sicherheit schenken kann, denn ich weiß, wie sehr sie um mich besorgt sind. So sind Eltern nun mal, ganz oft zumindest. Nun ja, vielleicht klappt es beim nächsten Fest. Mal schauen, ob das Ministerium meine potentielle Planstelle zusammenstreicht.

Ich hoffe, dass Ihr die Tage mit Euren Lieben verbringen könnt - wenn Ihr das denn wollt - und zwar stressfrei und tatsächlich mit etwas Liebe.

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