Donnerstag, 3. Mai 2018

Kuchen und Leistungsdruck

Nix Karies: Ungebacken lösen die Brownies die Zähne direkt im Mund auf!

"Also, deine Brownies, die waren ja echt superlecker, haben dir bestimmt schon mehrere Kollegen gesagt" - nein, eigentlich nicht, und noch besser: Es ist zum ersten Mal seit vierzehn Jahren vorgekommen, dass etwas von den Brownies übrig geblieben ist! Dabei dachte ich immer, Lehrer wären alle verhungert und/oder verfressen, aber vielleicht sollte ich nicht schon wieder von mir auf Andere schließen. Und es ist toll, dass ein großes Stück übrig geblieben ist, so kann ich mich heute durch den Korrekturfrust kämpfen.

Korrekturfrust? Nur wegen einer schlechten Note, oder einer Arbeit, die dann mal eben nicht so gut ausgefallen ist? Stimmt. Eigentlich sollte ich mir das nicht zu Herzen nehmen. Denn schließlich ist alles ab Vier aufwärts bestanden, ist doch voll in Ordnung. Es ist ja nicht so, dass auf den Schülern ein Leistungsdruck herrscht, es ist ja nicht so, dass eine Drei schon als "sauschlecht" angesehen wird. Es ist ja nicht so, dass Zeugnisnoten ab Drei Minus schon eine Benachrichtigung an die Eltern ergeben und dann etwas mehr Druck auf die Schüler gemacht wird. Wir sind in einem Bildungsbetrieb, in dem wir unseren Schülern suggerieren, dass sie okay sind, wie sie sind. Niemals würden wir da von allen Seiten - auch wegen des Eindrucks nach außen hin - zu erreichen versuchen, dass nur gute Noten entstehen, weil alle denken sollen, dass wir eine Schule sind, die Hochleister produziert, und die Eliten fördert. So ist es ja nicht.

Ich bin immer wieder sehr froh, wenn ich erleben darf, wie Schule ein Lebensraum für die Schüler ist. Wenn ich sehe, dass sie dort ohne Angst sind, denn schließlich nimmt die Unterrichtszeit einen großen Raum ihrer Jugend ein. Ich mag den Grundgedanken der Gemeinschaftsschulen, dass jeder Schüler nach seinen Möglichkeiten arbeitet und dass es in Ordnung ist. Ich mag die Geisteshaltung, dass eine Drei total toll ist. Manchmal frage ich mich, wenn ich mündliche Noten geben soll und die Schüler sich immer anhand von Leitfragen selbst einschätzen lasse, ob da eine Paralleldimension existiert. In den meisten Fällen treffen die Schüler ihre Note recht gut - kritisch wird es, wenn der Schüler dann sagt "Also, ich seh' mich eigentlich besser" - kritisch deswegen, weil da Aufklärungsbedarf herrscht. Respekt vor den Noten einimpfen und die Lerner von ihren hohen Rössern herunterholen.

Ich hasse Leistungsdruck, der auf Schülern lastet, und ich versuche immer ein Mindset herzustellen, in dem man sich seine Noten erkämpfen kann und jede erlangte Note ein Triumph ist.

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