Freitag, 18. Mai 2018

Nigga

Daniel Kaluuya liefert eine großartige Performance ab.

Ich mag Filme, die dem sogenannten psychological horror zugeordnet werden, das ist schon seit... gute Frage. Mindestens seit meiner Jugend so. Ich mag das Düstere, aber ich mag noch viel mehr, dass der Horror sich in meinem Kopf abspielt, nicht auf dem Bildschirm. Es hatte schon einen Grund, warum ich im Projektunterricht Filmanalyse bei Frau Schiller damals in der Oberprima einen Film untersucht habe hinsichtlich der Frage, wie Spannung erzeugt wird. Und ich bin damals gelandet bei der Feststellung, dass es nicht nur darum geht, was auf dem Bildschirm gezeigt wird, sondern insbesondere darum, was nicht gezeigt wird. Angedeutet. Kleine Denkanstöße, subtil, horrifying.

Dazu gehören Werke wie Rosemary's Baby (1968), Shining (1980), aber immer wieder auch ganz moderne Werke wie Twin Peaks (dritte Staffel, 2017), The Babadook (2014) oder, wie ich heute gesehen habe, Get Out (2017).

Ich will über diesen Film gar nicht zuviel sagen, weil ich meine, dass die größte Wirkung erzielt wird, wenn man uninformiert und aufgeschlossen an diesen Film herangeht. So habe ich es heute versucht und ich bin nicht enttäuscht worden. Mir geht es in diesem Beitrag eher wieder um ein schulisches Thema; wann immer ich neue Medien konsumiere, sei es Musik, Film oder Videospiel, überlege ich, ob ich das irgendwie sinnvoll in den Unterricht integrieren kann. Vor Kurzem habe ich darüber anhand des Films Lola rennt (1998) geschrieben.

Get Out hat mir unglaublich gut gefallen, und er bietet tatsächlich Potential für die Schule - aber bitte nur in der Oberstufe - weil er auf eine gut zugängliche Art das Thema Rassismus beleuchtet. Ich war zwar ein bisschen überrascht, dass der Film am Ende auf klassische Horrorfilm-Formeln zurückgreift, aber der Weg bis dahin ist beeindruckend. Ich weiß nicht, wie Jugendliche diesen Film sehen würden, ich würde das gern einmal testen - denn es könnte eine Chance sein. Eine Chance, auf anschauliche Weise den Schülern klarzumachen, dass es Rassismus "noch immer" gibt. Manche Menschen denken ja, naja, wir sind aus der Zeit der Sklaverei raus, ist doch alles in Ordnung.

Nichts ist in Ordnung. Mittels subjektiver Kamera erlebt der Zuschauer, wie der Hauptcharakter aufgrund seiner anderen Hautfarbe anders behandelt wird als seine Mitmenschen, und man erlebt mit, wie diese Mitmenschen jeden Verdacht von Rassismus entschieden von sich weisen. Klasse! Ich freue mich, dass es auch moderne Filme gibt, die wichtige, schwierige Sachverhalte veranschaulichen können für eine Generation, die als digital natives aufwächst. Nicht umsonst hat der Film einen Academy Award erhalten und seither zahlreiche weitere Auszeichnungen, nicht umsonst berichtet rottentomatoes.com, dass von über dreihundert Rezensionen neunundneunzig Prozent positiv sind. Das ist sehr selten und signalisiert, dass wir einen qualitativ hochwertigen Film haben.

Get Out und The Babadook - wenn man sich umschaut, findet man tolle Horrorfilme, die unter die Haut gehen, verstören und aufklären können. Ich nehme sie auf in meine "geistige Videothek", als potentielles Material für den Unterricht.

post scriptum: Das muss komisch wirken - auf der einen Seite jammere ich über die vielen Korrekturen, die ich vor mir habe, und in der Tat liegen hier mehrere Stapel Leistungsnachweise herum. Auf der anderen Seite habe ich genügend Zeit, um mir Filme anzuschauen?! Das ist halt das Ding mit dem hochbegabten Gehirn: Ich kann nicht gegenan, ich mache, was mich gerade am meisten interessiert.

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