Montag, 14. Mai 2018

Extrapyramidale Hyperkinesie

Gewitter im Kopf kann verdammt unangenehm werden...

Eine Nacht mit Restless Legs Syndrom (RLS) ist scheiße. Ein ganzes Leben damit muss die Hölle sein, es sei denn, die Therapie greift. Mir reicht es vollkommen, einmal im Halbjahr solch' eine Nacht zu erleben, so wie im vergangenen November. So auch letzte Nacht.

Natürlich habe ich auch ein bisschen blöd darauf hin gearbeitet, habe mir in den letzten Nächten ein Schlafdefizit aufgebaut und gedacht, nun gut, dann gehe ich in dieser letzten Nacht vor Schulbeginn (die letzte Woche war für mich frei) zeitig in's Bett, Schlaf von zweiundzwanzig bis sieben Uhr, neun Stunden, das sollte ausreichen. Ich ziehe mich aus, lösche das Licht, lege mich hin. Auf den Rücken, ausgestreckt, von der Bettdecke warm eingepackt. Und so vergehen zehn Minuten, zwanzig Minuten, dreißig. Und ich liege wach.

Ich wälze mich von einer auf die andere Seite, probiere alle möglichen Schlafpositionen aus, aber nichts hilft gegen dieses ekelhafte Kribbeln in den Beinen und in den Armen. Ich möchte die ganze Zeit zappeln und treten, und nach gut einer Stunde des Herumwälzens ist mir klar, dass ich wieder eine RLS-Nacht vor mir habe. Ich versuche alle Tricks, Beine mit eiskaltem Wasser abduschen, ein Heizkissen draufzulegen, Massagen mit den Händen, ich schraube meinen  Schrubber auseinander, um die Gelenke abzubürsten und auf diese Weise zu stimulieren, denn all' das kann helfen. Hat es allerdings nicht getan; die Nacht schreitet weiter fort und ich habe noch keine einzige Minute geschlafen.

Stundenlang zieht sich das hin. Immer wieder stehe ich auf, gehe mehrmals durch die Wohnung, die Bewegung verschafft Linderung, aber kaum liege ich wieder still und komme zur Ruhe, kehrt dieses quälende Prickeln zurück und mir schwant, dass ich diese Nacht überhaupt keinen Schlaf bekommen werde. Nützt alles nichts. Um vier Uhr morgens stehe ich wieder auf, um in der Wohnung auf und ab zu gehen. Ich bin todmüde, kann kaum den Kopf aufrecht halten, gähne vor mich hin und schlurfe durch die Wohnung - bleibe schließlich mit dem linken Fuß an der Couch hängen und lege eine lautstarke Bruchlandung hin. Sorry, liebe Nachbarn. Und der Versuch, mich mit dem rechten Fuß abzufangen, geht gründlich daneben, denn ich knicke mit dem Fuß um, und ich habe keine Ahnung, was genau passiert ist, aber es tut weh, also nehme ich etwas gegen die Schmerzen und haue mich wieder auf's Bett.

Immerhin, das Erlebnis war so auslaugend, dass ich für eine Dreiviertelstunde einschlafe. Dann wache ich wieder auf, die Beine und Arme kribbeln wieder und es pocht in meinem rechten Fuß. Wie praktisch, dass hier die Kühlpacks herumliegen, von dem Versuch, die Beine runterzukühlen; ich mache mir daraus ein kaltes Polster für den rechten Fuß. Aber einschlafen ist nicht mehr drin, und so ist die armselige Quote für letzte Nacht fünfundvierzig Minuten Schlaf und über acht Stunden Wachsein. Ich muss aussehen wie ein Zombie, und der Fuß ist jetzt dick geworden und das Auftreten tut richtig weh. Diesmal gehe ich zum Arzt. Als ich mir im letzten Jahr den Finger gebrochen hatte und nicht zum Arzt gegangen war, hatte ich mit den Konsequenzen zu kämpfen. Manchmal lerne ich aus meinen Fehlern.

Ich hasse RLS. Ich sollte versuchen, meine Hausapotheke auf solche "Notfälle" einzurichten. Dabei muss man wissen, dass die gängigen Medikamente gegen das RLS, Levodopa, Ropinirol, Pramipexol o.ä. allesamt rezeptpflichtig sind und in der Regel chronischen Patienten für eine Langzeittherapie verschrieben werden. Aber man kann sich selbst behelfen, neben den Kälte/Wärme-Tricks, der Bewegung und Massage, auch mit Gaben von Eisen und Magnesium; auch ein heißer Tee, ein heißes Bad und eine gute Schlafhygiene sind hilfreich. Wenn man das nur einmal alle paar Jubelmonate hat, sollte man ohne Verschreibung auskommen.

Hier gibt es Informationen zum Restless Legs Syndrom / Wittmaack-Ekbom-Syndrom.

post scriptum: Die Altphilologen verstehen den Titel vermutlich - Hyperkinesie als "Zuviel-Bewegung", sozusagen, und der erste Teil bezieht sich auf die Pyramidenbahnen. Ich habe NULL Ahnung von Medizin, weiß nur, dass das RLS ein Teil dieser Hyperkinesien ist.

PS2.: Special Olympics in Kiel, das finde ich toll. Ein Zeichen für Inklusion, ein Zeichen dafür, dass wirklich JEDER Mensch gut ist und okay ist. Schade, dass Inklusion an Schulen in Schleswig-Holstein bisher ein... gewisses... ich sollte mir den Kommentar schenken, sonst denkt das Ministerium, ich hielte nichts von seinem Inklusionskonzept.

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