Freitag, 1. Dezember 2017

Ich bin alt...

Wie fühlt sich Älterwerden an?

...nein, nicht wirklich, aber je älter ich werde, umso häufiger treten Situationen auf, die mich daran erinnern, dass meine einigermaßen unbeschwerte Studentenzeit dahin ist und dass ich nun erwachsen bin.

Ich schaue mir ganz gern das Schleswig-Holstein-Magazin im Fernsehen an, Nachrichten, Klatsch&Tratsch und Lokalkolorit. Dort wurde in den letzten Wochen und Monaten häufiger über die Vorfälle bei der Polizei berichtet, speziell in der Ausbildung (sexuelle Belästigung, Demütigung etc., hat der Eine oder Andere sicherlich mitbekommen). Im Zuge dieser Berichterstattung fanden viele Interviews mit jungen Kadetten statt. Ich schaue mir also ein solches Interview an - in dem es ausnahmsweise mal nicht um die Vorfälle, sondern um den benötigten Nachwuchs ging - und sehe eine junge Frau, die erzählt, warum sie zur Polizei gegangen ist.

Seltsam, denke ich mir, irgendwie kommt mir das Gesicht bekannt vor. Blendet doch mal den Namen ein! Aber nein, den Gefallen tut man mir nicht, also muss ich mein geistiges Archiv durchgehen und plötzlich fällt der Groschen; ich sehe die junge Frau nicht mehr als Polizeianwärterin vor der Kamera, sondern als junges Mädchen in meinem Lateinkurs sitzen, hinten links in der Ecke, genauso still wie ihre Sitznachbarin, aber gerade dadurch konnte ich mir ihre Namen merken.

Das ist jetzt knapp sechs Jahre her. Damals habe ich sie unterrichtet, und jetzt sehe ich zum ersten Mal eine meiner ehemaligen Schülerinnen im Fernsehen. Kinder, wie die Zeit vergeht! Aber irgendwie ist es ein schönes Gefühl. Denn es ist nicht der "Hilfe, ich bin alt!"-Gedanke, sondern ein kleines bisschen Stolz, der da mitschwingt.

Und irgendwann, wenn (besser: falls) ich alt und in Rente bin, wird einer meiner Schüler Einkäufe für mich erledigen - tempus fugit!

post scriptum: Ha, wie herrlich, soeben wurde eine Postkarte bei mir eingeworfen - das erste Wort, das ich gelesen habe, lautet "SHE-LODHZ!". Natürlich weiß nur die große Buba, was damit gemeint ist; es hat mir so gut getan, die Karte zu lesen. Ich habe gelacht, bis ich Bauchkrämpfe bekam. Danke für ein Grinsen auf meinem Gesicht; wir sehen uns!

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