Montag, 4. Dezember 2017

Kurzwirksam

It's time for Papierkram...

"I need a fix!"

Ich denke, jeder Abhängige wird mit diesem Ausdruck aus dem Drogenjargon etwas anfangen können. Er besagt, dass man dringend etwas von seiner Droge (was auch immer das sein mag) braucht, weil man nämlich merkt, wie der Entzug anklopft. Bei Hänschen würde das zum Beispiel bedeuten, dass er sich jetzt dringend einen Schuss Heroin setzen muss, um nicht zu verzweifeln.

Auch bei mir tanzt der Entzug seine drögen Runden über mein Wohnungsparkett - ich habe ja schon öfters davon geschrieben, wie ich in den letzten Wochen und Monaten affig geworden bin, und meine Laune hat ordentliche Tiefphasen durchgemacht. I need a fix, too! Aber wo soll ich den herbekommen?

Und nun ist es schließlich doch noch so weit gekommen: Ich bekomme endlich wieder einen Rausch. Meine ehemaligen Lateinkommilitonen ahnen, dass das durchaus wörtlich zu verstehen ist - denn ich habe eine Lateinvertretung angenommen; wenn alles klappt, bin ich ab Mitte der Woche an der Kieler Gelehrtenschule tätig. Für nicht einmal zwei Monate, bis zum Ende des Schulhalbjahres. Aber ich brauche so dringend wieder Schüler, mit denen ich arbeiten kann, da sind zwei Monate besser als gar nichts. Und den Rausch gibt's obendrauf.

Ich habe mehr als nur ein bisschen Angst; ich habe nicht ohne Grund diese Stelle schon mehrfach ausgeschlagen:

1) Ich habe seit fünf Jahren kein Latein mehr unterrichtet. Klar, das ist wie Fahrradfahren, das verlernt man nicht. Aber trotzdem stelle ich mir halt die Frage, ob ich überhaupt in der Lage bin, qualifizierten Lateinunterricht zu geben.

2) Der Vertretungszeitraum ist wirklich nur sehr kurz. Und dass mein Arbeitslosengeld höher ist als mein Gehalt in diesen zwei Monaten, das kann ich meinem Gehirn nicht so einfach erklären.

3) Die Schulart... es ist kein Geheimnis, dass ich an eine Gemeinschaftsschule bzw. Gymnasium mit Gemeinschaftsschulteil gehen möchte. Nun geht es aber um ein reines Gymnasium. Mit Kindern, die tatsächlich Unterricht machen wollen! Ob das die richtige Klientel ist? Meine Erfahrung lehrt, dass brave Schüler mit meiner Art öfters Probleme haben.

Was all' diese Bedenken vom Tisch fegt, ist die kurze Dauer des Vertrags, da wird es schon nicht allzu schlimm werden (wobei auch in Eckernförde zwei Monate vollkommen ausgereicht haben). Und ich bin in der Mittelstufe eingesetzt, also eigentlich genau die Altersstufe, mit der ich gern arbeite. Und ich kann meine Entzugserscheinungen stillen.

Dr Hilarius geht wieder zur Schule. Das kann ja was werden!

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