Samstag, 2. Dezember 2017

Gruppenarbeit - der Horror

Die Impro-AG war eine Ausnahme. Obwohl... eigentlich nicht, denn ich habe sie ja allein geleitet.

In der Lehrerausbildung bekommen wir immer wieder eingeprügelt, dass wir unsere Schüler nicht zu Einzelkämpfern erziehen sollen und daher möglichst viele kooperative Arbeitsformen in unsere Unterrichtsplanung einzubeziehen.

Als Schüler habe ich das gehasst.

Ich fand es immer grauenhaft, mit jemandem zusammen arbeiten zu müssen. Ich erläutere das einmal am ganz konkreten Beispiel des Referats im Studium. Es hat schon einen Grund, dass ich mit einer oder zwei Ausnahmen sämtliche Referate an der Universität allein gehalten habe.

Ich denke, dass sich viele der Gründe in der Hochbegabung erschließen. Ich fand es recht anstrengend, mein Denktempo auf meinen Partner herunterzubremsen, und Dinge mehrmals erklären zu müssen - kombiniert mit meiner bisweiligen Unfähigkeit, mich verständlich auszudrücken. Wann immer ich Texte für ein "Publikum" geschrieben habe (also auch im Theater), hatte ich eine sehr konkrete Mimik, Gestik und Tonfall im Kopf. Genau so sollte es sein und nicht anders - weil ich in meinem Kopf davon überzeugt war, dass es so am besten sei.

Ebenso war ich auch bei Referaten selten bereit, Kompromisse zu machen und ich habe mich davor gedrückt, Zugeständnisse machen zu müssen. Denn dann war es nicht mehr "mein" Referat, dann fühlte es sich an, als ob ich die Gedanken eines Anderen vortragen müsste. Und die waren mir oft nicht anspruchsvoll, präzise oder vollständig genug. Und es hat mir auch nicht der Gedanke behagt "Och, eine Note Zwei wäre doch super, Drei reicht sonst auch, Hauptsache bestanden." Nichts da, es musste eine Eins sein. Weniger wäre eine persönliche Niederlage, und wenn ich die Präsentation mit einem anderen Menschen zusammen gehalten hätte, hätte ich unweigerlich ihm die Schuld an der "schlechteren" Note gegeben. Wenn ich dagegen allein eine schlechtere Note kassiert hätte, wäre es nicht ganz so schlimm. Ich wäre zwar trotzdem wütend (eine Zwei vor dem Komma war im Studium für mich kaum erträglich), aber wenigstens wüsste ich dann, dass ich selbst Fehler gemacht habe und könnte daran arbeiten.

Das scheint eine ziemlich antisoziale Haltung zu sein. Eingebildet. Arrogant. Halt all' das, was Kollegen mir auch in der Schule an den Kopf werfen - denn auch da mag ich es nicht, Unterricht mit jemandem zusammen entwerfen zu müssen (Ausnahme ist die Arbeit mit den Sonderpädagogen). Und ja, Asche und Kreide auf mein Haupt, manchmal liegt es daran, dass ich meinen Unterricht für besser halte. Ich bin so einer...

Vielleicht geht es ja auch dem einen oder anderen Hochbegabten so, der das hier liest. Vielleicht sind bei ihm auch immer alle Lichter ausgegangen, wenn der Lehrer anordnete: "Dann findet euch mal in Gruppen zusammen!" Vielleicht arbeitet Ihr ja auch am liebsten und am effektivsten allein. Und habt Euch irgendwann im Leben einmal gefragt, ob Ihr deswegen asozial seid, oder so etwas.

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