Dem Trend hinterherlaufen? Nicht mir mir... Quelle: https://www.lean.org/LeanPost/Images/325_large.jpg |
Verhaltensweisen. Immer wieder spannend. Und heute geht es um Trends, und wie ich eine Auto-Abneigung gegen Trends zu haben scheine: Wann immer ein Trend aufkommt, stelle ich mich dagegen, sperre mich, möchte mich bloß nicht der Masse anschließen. Und ich überlege immer wieder interessiert, womit das wohl zusammenhängen mag.
Nehmen wir als konkretes Beispiel Game of Thrones (meiner Faulheit geschuldet: GoT). Mir ist bewusst, dass nicht jeder die Serie schaut. Ich denke aber, dass ich sie getrost als ein Massenphänomen bezeichnen darf. Ich kann nicht mehr sagen, wie oft ich schon gefragt worden bin "Schaust du GoT?" - was ich wahrheitsgetreu verneine, dann ein oftmals verblüfftes "Oh..." bekomme und eine mögliche Konversation vor ihrer Entfaltung bewahrt habe. Scheinbar geht man als Teil der Trendgruppe davon aus, dass tatsächlich jeder GoT schaut.
Und das kann ich sogar verstehen: In meiner eigenen kleinen verdrehten Welt denke ich ja auch immer, wenn ich etwas gerade toll finde, dass das doch auch jeder Andere toll finden müsste - war ein großer Schritt, irgendwann einzusehen, dass es meistens nicht so sein muss. Insofern lasse ich jedem Trendanhänger gern diese Wahrnehmung und nehme das begeisterte, strahlende Gesicht bei "Schaust du GoT?" und das verschwundene Lächeln bei "Oh..." in Kauf. Deal with it.
Ist übrigens auch sehr beliebt bei Schülern, diese "Ernüchterung"; scheinbar unabhängig von Schulstandort und Schulform habe ich ein wiederkehrendes Muster beobachtet: Schüler sind misstrauisch ("der sieht komisch aus"), Schüler sind neugierig ("der versucht uns zu verstehen"), Schüler sind zufrieden ("der ist endlich mal anders/cool") - und dann folgt, dass die Schüler denken, nur weil ich anders bin, dass ich einer von ihnen bin und natürlich auch alle Trends mitmache, die bei ihnen gerade rumgehen. Und dann sind sie perplex, wenn ich ihnen erzähle, dass ich kein Handy benutze, kein WhatsApp habe, kein GoT schaue und noch weiteres: "Oh..." und das verschwundene Lächeln. (dass das einen pädagogischen Nutzen haben kann, habe ich hier schon öfters beschrieben - nicht heute schon wieder)
Warum sträube ich mich dagegen? Die Serie GoT soll, ganz objektiv betrachtet, der absolute Knüller sein! Und wahrscheinlich wäre ich auch hoch begeistert, wenn ich irgendwann über meinen Schatten spränge (sprünge?). Das ist schon oft passiert, dass ich Filme etc. "danach" echt gut fand. The Hunger Games, Harry Potter, Fack ju Göhte und noch viele mehr. Aber nicht, "wenn alle das toll finden" - dann "muss" ich scheinbar dagegen sein.
Ob das auch ein Ausdruck des Wunsches ist, mich als "anders" zu outen? Zu inszenieren? Hat das mit Hochbegabung zu tun? Habt Ihr auch hin und wieder solche Tendenzen, oder ist es für Euch vollkommen irrelevant, wie populär eine Sache gerade ist? Ich glaube, das wäre der normale Fall, oder? Oder wäre normal genau das Gegenteil von meiner Denkweise, also: "Oh, das ist gerade total in, das schauen/lesen/hören gerade alle, da muss ich dabei sein!"
Oder versteckt sich dahinter der Gedanke, dass ich kein Herdentier sein möchte? Wie aber ist es, wenn ausnahmsweise ich selbst der Trendsetter bin? Das ist natürlich ein seltener Fall - wenn, dann taucht das nur bei Schülern auf (darüber habe ich einmal geschrieben) - aber es kommt vor. Genieße ich es dann nicht, Teil von etwas zu sein? Gibt es die generelle Unterscheidung, eher Anführer oder eher "Mitläufer" sein zu wollen?
Am Ende all' dieser Fragen bleibt, dass ich mit GoT noch warte, bis kaum noch jemand darüber spricht. Und dann schaue ich die Serie, werde hellauf begeistert davon sein und mich mal wieder fragen, warum ich mir selbst so lange im Weg gestanden habe (deswegen auch das "leider?" im Titel). Und mit dem Handy wird es genauso sein.
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