Dienstag, 21. November 2017
Günter Grass? Nicht mit mir!
Mir geht es heute um einen deutschen Autoren, dem ich eine zweite Chance geben wollte - und leider wieder nur bei einer Magenverstimmung gelandet bin. Ich weiß noch sehr gut, wie uns unsere Deutschlehrerin (Zwerger oder Janke, ich bin mir nicht mehr sicher) damals verzweifelt-fröhlich durch den zweiten Band der Danziger Trilogie scheuchen wollte - Günter Grass' Katz und Maus. Immerhin der dünnste der drei Romane, ich habe ihn allerdings gehasst. Ich habe ihn widerwillig tatsächlich komplett gelesen und war irgendwann des Autoren Fixation auf Geschlechtsteile überdrüssig. Es ist das einzige Buch, dessen erste zwanzig Seiten ich nach der Gesamtlektüre einzeln herausgerissen und verbrannt habe. Im Jugendalter.
Ich habe nun, knapp zwanzig Jahre später, mir immerhin die Verfilmung seines wohl bekanntesten Werks Die Blechtrommel (Film von 1979) angeschaut. Es sagen ja alle, das muss man gelesen haben. So ein tolles Buch! So viele Preise! Und so ein toller Film! Hat sogar den Academy Award für den besten fremdsprachigen Film damals gewonnen! Und ich habe mir überlegt, okay, vielleicht war es nur jugendliche Abneigung gegenüber großartiger Literatur damals, die ich mittlerweile abgeschüttelt haben dürfte (das ist ja durchaus schon öfters vorgekommen, zum Beispiel bei Salinger's Catcher in the Rye). Ich habe mir vorgenommen, für diesen Film aufgeschlossen zu sein. Ich wollte ihn mögen. Wirklich!
Aber ach. Über zwei Stunden Spieldauer, die mir eine Einsicht gebracht haben: Ich werde diesen Film so schnell nicht wieder sehen. Lange habe ich keinen Film mehr vor Ende abgebrochen. Auch diesen habe ich bis zum Ende eingeschaltet gelassen, aber eine halbe Stunde vor Schluss angefangen, dabei die Wäsche aufzuhängen. Der kleine Protagonist, Oskar Matzerath, soll wohl eine Symbolfigur für Protest sein, Protest gegen den Krieg, gegen Gleichschaltung; Szenen wie die des Nazi-Aufmarsches, der durch die Blechtrommel in einen Donauwalzer umgewandelt wird, sind zwar metaphorisch, aber alles andere als subtil. Und wieder die Geschlechtsteile. Und die Besessenheit des Autoren mit Szenen, die einen gewissen Ekel hervorrufen sollen, oder sonst eine Form der Aversion. Sei es nun Oskars Mutter, die sich rohen Fisch reinstopft bis zu ihrem Tod an Fischvergiftung, oder der elfjährige David Bennent, der der vierundzwanzigjährigen Katharina Thalbach einen Cunnilingus verpasst. Rotz, Pisse, irgendwie scheint es bei Günther Grass oft darum zu gehen. Soll es um eine möglichst naturalistische Darstellung gehen?
Es mag ja sein, dass es sich hierbei um einen großartigen Anti-Kriegs-Roman und einen sensationellen Anti-Kriegs-Film handelt. Aber an diesem Zuschauer ist der Zug teilnahmslos vorbeigefahren. Und ich kann Roger Eberts Rezension von damals nachvollziehen, in all' seinen Punkten - denn auch er hat sich der allgemeinen Euphorie um dieses Werk verweigert.
Sorry, Grass, aber ich glaube, in diesem Leben wird das mit uns nix mehr.
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