Montag, 6. November 2017

Der Prüfungszwirn

Das war mein Versuch eines Kompromisses beim Prüfungsoutfit - natürlich mit schwarzem Nagellack!

"So, Dr Hilarius, zu ihrer mündlichen Examensprüfung kommen sie aber mal in anständiger Kleidung, ja? Einmal in diesem Studium möchte ich sie in etwas eleganterem Outfit sehen." - "Ich schaue mal, was sich machen lässt."

So also mein Lateinprof, als es auf das letzte Semester an der Uni zuging, und er meinte das wirklich ernst. Ich scheine wohl hin und wieder nicht elegante Klamotten getragen zu haben. Aber warum überhaupt für die Prüfung umziehen? Der Großteil der Studenten macht das - und auch sehr viele Schüler, wenn es an die mündlichen Abschlussprüfungen geht. Warum? Damit sie sich noch mehr unter Druck gesetzt fühlen? Damit sie noch nervöser werden, noch mehr schwitzen, noch verkrampfter in den Zwirn gekrampft ihrer Prüfungskommission gegenüber sitzend innerlich beten, dass die Prüfung bald vorbei ist?

Wäre es nicht sinnvoller, wenn bequem das oberste Gebot bei der Wahl der Prüfungsklamotte ist? Warum das Ganze? Warum ziehen sich Menschen zu Prüfungen schick an? Ist das historisch gewachsen? Ich verstehe das nicht: Was hat meine Leistung in meiner Abschlussprüfung mit meinem Outfit zu tun? Welchen Effekt hat diese Oberflächlichkeit auf die Aussage über meine Eignung als Latinist/Anglist/whatever?

Mir reicht es schon, dass manche Berufe Dresscodes haben, die sich nicht in der berufsgebundenen Funktionalität begründen. Und dass meine Chancen einer Einstellung an einer Schule wegen meines Äußeren öfters zu leiden haben, habe ich auch schon ab und an erwähnt.

Es muss einfach in der menschlichen Oberflächlichkeit begründet sein, von der ich mich auch nicht freimachen kann, auch wenn ich es eigentlich gern würde.

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