Mittwoch, 9. August 2017

Der Rebecca-Effekt

Scheinbar sind auch Gothics nicht vor dem Rebecca-Effekt gefeit...

Die große Buba und ich haben ein regelmäßig wiederkehrendes Verhaltensmuster bei mir festgestellt, und ich glaube, wir können es auf die Hochbegabung schieben. Vielleicht findet sich ja der eine oder andere HB-Leser in diesen Zeilen wieder.

Zuächst zur Genese des Begriffs. Die große Buba und ich haben Resident Evil gespielt. Wir waren dabei, ein altes Herrenhaus zu erforschen - wir waren auch schon ziemlich weit gekommen, standen in einem düsteren Arbeitszimmer und hörten von oben einen Schrei um Hilfe. Buba: "Das klingt nach Rebecca, wir sollten schnell dahin und ihr helfen!" Hilarius: "Jaja, machen wir gleich, ich muss erst noch schauen, ob ich diese Schrotflinte jetzt mitnehmen kann oder nicht. Und wir sollten erst noch den Tresor aufbrechen, nicht, dass wir etwas verpassen!"

So haben wir gehandelt - und dann im Abspann erfahren, dass Rebecca von Monstern vernichtet wurde. Buba: "DUUUUUUUUUUU wolltest ja unbedingt noch nach der Schrotflinte suchen, ich hab dir gleich gesagt, dass Rebecca jetzt wichtiger ist, und nun ist sie tot, weil die Zombies sie gefressen haben, nur weil der Hochbegabte wieder nichts verpassen wollte, römpömpöm."

Das lässt sich abstrahieren in "Eigentlich haben wir ja eine Mission, aber nein, der HB muss erst noch alles Andere abklappern und lässt die da hinten verrecken."

Und da ist ja tatsächlich etwas dran! Wenn ich als HB mich für eine Sache voll interessiere, muss alles Andere warten. Dann habe ich keine Wahrnehmung für Anderes. Manchmal kann das unpraktisch werden: Wenn zum Beispiel etwas auf dem Herd kocht und ich plötzlich einen spannenden Artikel im Internet finde. Erst das Zischen dessen, was da auf die Herdplatte spritzt, erinnert mich dran, dass ich da ja eigentlich gerade Wichtigeres zu tun hatte.

Der Rebecca-Effekt bezieht sich also darauf, dass es mir manchmal nicht leicht fällt, anstehende Aufgaben ihrer objektiven Wichtigkeit nach zu sortieren - sondern wie ein Kleinkind gehe ich danach, was ich gerade am spannendsten finde. Und so sorgt dieser Effekt für die große Buba auch weiterhin für Titten-Platzanfälle, wenn ich eigentlich die Welt retten sollte, aber nein, da vorne blinkt ja noch etwas und da links ist eine ungeöffnete Schatztruhe. Buba: "Kannst Du jetzt bitte mal das Dorf vor der Zerstörung bewahren und den Monsterpudding besiegen???" Hilarius: "Warte, ich will nur noch schnell die Level-Ups überprüfen, und da vorne können wir noch einkaufen gehen."

And so the story goes...

Ich möchte nur noch einmal darauf verweisen, dass es für diese Neigung zur Ablenkung ein antikes Vorbild gibt, und zwar die olle Atalante. Streitbare Dame, tötete alle Männer, die scharf auf sie waren, im Wettlauf - bis da jemand so geschickt war und an der Rennbahn drei goldene Äpfel platzierte (Meilanion, du Schuft...!). Da wurde die offensichtlich hochbegabte Atalante so abgelenkt, dass sie sich danach bückte und schließlich von Hippomenes im Lauf besiegt wurde. Als Belohnung gab es Sex, leider nicht in ihrem eigenen kleinen Liebesnest, sondern in einem geweihten Tempel. Die Strafe? Absolut tierisch, sage ich nur, lässt sich nachlesen in Ovids Metamorphosen X, ein ganz wunderbar unterhaltsames-tragisches-perverses Buch (Myrrha und so, aber insgesamt eine sehr schöne Lektüre).

Wir merken: Der Rebecca-Effekt taucht immer wieder auf, und das wussten die Macher von Resident Evil natürlich ganz genau.

post scriptum: Ich fange jetzt einfach mal an, meine Beiträge mit Labels zu versehen, damit man schnell erkennen kann, ob es relevant für einen ist oder nicht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen