Sonntag, 7. Mai 2017

Ich wähle... wen???

Bitte lasst es nicht zu, dass die AfD in diesem Land irgendwas zu sagen hat!

Schleswig-Holstein wählt heute seine Landesregierung. Es stehen die üblichen Parteien zur Wahl, und selten habe ich mir selbst die Entscheidung so schwer gemacht wie in diesem Jahr. Ich habe gelernt, dass man unterscheiden muss zwischen Parteiprogrammen und Menschen, die eine Partei repräsentieren. Zum Beispiel muss man sich gut überlegen, ob man die FDP wählen würde, nur weil man ein Kubicki-Fan ist.

Alle Parteiprogramme zu lesen, das dauert mir zu lange. Und es gibt so viele Thesen und Inhalte, zu denen ich überhaupt keine Meinung habe, wie zum Beispiel die Fehmarnbeltquerung oder die Entfernung von Windrädern zu Wohnhäusern. Also habe ich, wie bei jeder Wahl, den Wahl-O-Mat zu Rate gezogen und habe diesmal alle Thesen übersprungen, von denen ich keine Ahnung hatte, und habe mich auf jene fokussiert, zu denen ich eine klare Meinung vertrete - zum Beispiel zum vollständigen Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften, zu G9 und zur Legalisierung von Cannabis (bzw. für einen aufgeklärteren Umgang mit Drogen im Allgemeinen).

Ich war positiv beeindruckt von der Haltung unserer Landes-CDU zum Adoptionsrecht: Entgegen der Bundestendenz setzt sie sich für die vollkommene Gleichstellung von LGBTIWhatever ein. Und Daniel Günther möchte zurück zu G9. Das zeigt zumindest, dass ein Umdenken stattfinden kann - nicht wahr, der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann. Sollte ich also etwa CDU wählen?

Nein, dazu ist sie mir dann zum Beispiel in der Drogenpolitik zu konservativ, zu verschlossen, zu wenig aufgeklärt, zu doppelmoralisch, das gefährdet nach wie vor hohe Zahlen junger Drogenkonsumenten. SPD? Nein. Erst Thorsten mit Wara, dann Britta und ich bin bald vielleicht wieder arbeitslos. Diese Partei kommt für mich aus persönlichem Frust in diesem Jahr überhaupt nicht in Frage. Beim Thema Bildungspolitik konnte vor sehr vielen Jahren mal die FDP punkten, zudem hat sie mit Heiner Garg einen recht engagierten schwulen Vertreter, der sympathisch rüberkommen kann. Irgendwie aber kann ich kein Programm bei jener Partei entdecken, nichts, was ich greifen kann.

Im Studium wollte ich Revoluzzer sein, da wollte ich Dinge bewegen, alte Traditionen aus den Angeln hebeln und etwas Neues machen. Weg mit dem Staub der nordischen Bürokratie, hier muss etwas getan werden! Deswegen bin ich in die Hochschulpolitik gegangen, in die FaLi, und ich habe die PIRATEN gewählt. Das klang einfach super, was sie sich vorgenommen hatten, denen wollte ich einmal eine Chance geben. Diese Chance hatten sie nun, und es tut mir Leid, wirklich viel ist dabei nicht herumgekommen. Zu viele ihrer Ambitionen mussten sich den mahlenden Mühlen der Realität beugen.

Die Linke kämpft um den Einzug in den Landtag. Nicht mit meiner Stimme, dafür sind mir dann manche ihrer Einstellungen etwas zu "anti" und hypersozial. Dass ich die AfD nicht wähle, wird der aufmerksame Leser dieses Blogs sich hoffentlich schon gedacht haben. Ich kann nichts anfangen mit populistischen, konservativen, homophoben, ewiggestrigen, reichsbürgerischen, wutmenschlichen "Menschen mit der Forke in der Hand", wie Xavier Naidoo es in seinem schwachsinnigen neuen Song Marionetten so schlecht beschreibt.

Zum ersten Mal in meinem Leben wähle ich B'90/Grüne. Das liegt nicht an Anton Hofreiter, der ich schon seit Monaten gern und aufmerksam verfolge und sehr sympathisch finde. Und ich wähle die Partei trotz Monika Heinold, die als Finanzministerin im Norden nicht nur positiv in Erscheinung getreten ist. Auch liegt es nicht daran, dass ich jetzt auf einmal mein Interesse an biologisch wertvollem Gedankengut gefunden hätte.

In den Punkten, die mich betreffen bzw. die mich interessieren, halte ich die Haltung der Landes-Grünen für am sinnvollsten. Daher schnappe ich mir jetzt meinen Wahl-Zettel und setze meine Kreuze zur Land-Tags-Wahl.

Du auch?

post scriptum: Muss auch mal genug sein mit dem Gejammere hier. Vorgestern und gestern Landunter, das reicht. Dennoch geht die Strategie des Vermeidens weiter, um die Zeit bis zur Antwort zu überbrücken. Also: Übernatürliche Fälle mit Scully und Mulder lösen und mit Serah und Noel die Welt retten. Abwarten und Tee trinken.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen