Eigentlich hätte ich auch mitlaufen können, ich hab ja endlich wieder Schuhe. Aber ich wollte der "Baumdame" helfen, die das mit organisiert hat. |
Es gibt da etwas, das nennt sich Sponsorenlauf. Viele Schulen nehmen an so etwas teil, erfreulich viele Schüler haben auch bei uns teilgenommen, aus allen Klassenstufen. Man holt sich dabei einen Sponsorenvertrag ab, der Sponsor können Eltern sein, aber auch jeder, der sonst noch bereit ist, für jede gelaufene Minute einen Betrag für die Schule zu spenden.
Heute war es also ein wunderbares Wetter und eine ausgelassene Stimmung, ein Hauch von Musik in der Luft, es ging in erster Linie um den Spaß an der Sache. Startschuss um half past ten, Schlusspfiff um twelve o'clock. Und mehrere hundert Schüler haben bis ganz zum Ende durchgehalten, auch einige meiner Schüler, denen ich das nie zugetraut hätte. Toll, wenn man als Lehrer auch mal richtig stolz sein darf!
Ich war einer von mehreren Streckenposten, habe (mehr oder) weniger angefeuert und die gelaufene Zeit quittiert, wenn jemand in meiner Nähe aufgegeben hat. So sind also über tausend Schüler über einen Fußweg von gut einem Meter Breite an mir vorbeigelaufen. Für mich der absolute Horror:
1. Ich mag es nicht, wenn mir Menschen zu nahe kommen, erst recht keine Menschen, die ich nicht kenne.
2. Es haben mich unzählige Schüler mit Namen gegrüßt, die ich noch nie gesehen habe. Ich grüße keine unbekannten Menschen zurück.
3. Viele meiner Schüler und auch ein paar der unbekannten wollten abklatschen, high five und so'n Tüddelkram, und ich mag niemandem die Hand geben, den ich nicht kenne, und ich mag es erst recht nicht, wenn man zwanzig Zentimeter vor mir ruft: "Los Dr Hilarius, abklatschen!" und mir die Hand mitten vor das Gesicht hält.
"Ja, gleich klatscht es hier wirklich", denke ich mir, versuche zu lächeln, bekomme aber angesichts des nicht enden wollenden Stroms aus Schülern langsam ein bisschen Angst und schaue weg, bis sie vorbei sind. Immerhin hatte ich nette Gesellschaft in Gestalt der Frau Heißauf (heiß auf einen Typen, dessen Namen ich schon wieder vergessen habe).
Unterm Strich war es ein schöner Tag, und ich bin stolz auf mich, dass ich mich nicht wegen der Ausrede "Korrekturberge" vor meinem Job als Streckenposten gedrückt habe. Das wäre einfach mal scheiße und unkollegial, denn jene Sportkollegin, die das Ganze organisiert, gibt sich seit meinem Auftauchen an der Schule Mühe, mich zu unterstützen.
Ändert nichts daran, dass hier die Abiklausuren liegen und vier ganz frische Stapel Klassenarbeiten. Mache ich aber nicht morgen, auch nicht übermorgen, die Tage sind verplant. Und ich mache das auch nicht jetzt; ich werde jetzt weiter an meinem zweiten Jürgen-Brief schreiben. Ich möchte unbedingt an dieser Schule bleiben...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen