Möglichst viele Verschreibungen zu sammeln - kein ungewöhnliches Verhalten... |
Bevor ich zum verlockenden Thema der Überschrift komme, muss ich hier etwas niederschreiben, was mich jetzt seit sieben Minuten beschäftigt - und zwar hat mir jene Kollegin, die meine Stunden übernehmen wird, eine Freundschaftsanfrage bei Facebook geschickt, und ich fühl mich ziemlich mies. Denn auch, wenn sie ja eigentlich nichts dafür kann, wäre die Annahme dieser Anfrage das Falscheste, was ich seit Langem würde getan haben. Das sind einfach blöde Situationen. Ich hoffe, sie spricht mich nicht in der Schule drauf an. Was soll ich dann sagen???
Doch nun zum Ärztehopping, das besonders den Konsumenten psychoaktiver Substanzen und den Menschen, die in der Präventionsarbeit tätig sind, ein Begriff sein dürfte. In jenem Zusammenhang bezeichnet man damit das Verhalten, von einem Arzt zum nächsten zu springen, gern mehrere täglich, um sich von verschiedenen Ärzten möglichst große Mengen verschreibungspflichtiger Medikamente zu erschleichen.
Das muss nicht immer vorgetäuscht sein. Ein Standardbeispiel ist der grippale Infekt. Für einen Selbstzahler oder Privatpatienten ist es überhaupt kein Problem, zu einem Allgemeinarzt nach dem anderen zu gehen, jedem kräftig etwas vorzuhusten, dazu eine ordentliche Portion method acting und schon hat man mehrere Verschreibungen für Hustentropfen und/oder Tabletten in der Tasche, die ganz oft missbrauchsfähige Opioide enthalten.
Das mag rechtlich nicht anfechtbar sein, erfordert aber eine gehörige Chuzpe und Skrupellosigkeit. Aber das kann man sich sehr schnell antrainieren und dann hat man da kaum noch Hemmungen.
Mein heutiges Ärztehopping war allerdings anderer Natur; so bin ich vormittags zu meinem Zahnarzt gegangen, den ich ab sofort "Ulf" nennen kann. Das kommt mir gelegen, denn ich fühle mich nicht so wohl mit dem Siezen. Gerade im Arzt-Patienten-Verhältnis fühlt sich die Vertrauensbasis für mich auf "Du" besser an. Und meine Zähne sind in Ordnung bis auf zwei Füllungen, die im Sommer nach längerer Zeit mal ausgetauscht werden müssen. Super! Und nebenbei erfahre ich, dass "Ulf" damals zusammen mit meinem Handchirurgen in den Vorlesungen gesessen hat, und dieser passende Zufall gab Anlass zu Nähkästchengeschichten und einem durch und durch angenehmen Zahnarztbesuch.
Das Hopping führte mich im Anschluss tatsächlich wieder in die Handchirurgie der Lubinusklinik, und zum Glück back to Dr K - nachdem ich mit seiner Vertretung Dr G ja damals ein sehr unangenehmes Erlebnis hatte. Ich habe mich riesig gefreut, als ich im Wartebereich bereits die vertraute Stimme wiedererkannt habe. Und dann hat das heutige Gespräch all den Terror bei den letzten Besuchen wieder wettgemacht. Ich konnte Dr K endlich erzählen von den Fahrlässigkeiten, die in der Klinik vorgefallen sind und bin damit auf weit geöffnete Ohren gestoßen, denn die Fälle sind bekannt und er ist sehr dankbar für die Informationen. Ich finde es toll, wenn ein Arzt so offen über die Verfehlungen (bzw. das Verbesserungspotential) seines Arbeitgebers reden kann.
Ich bin jetzt meine Schiene los, die Schrauben haben sich gut in das Gelenk eingefügt. Der Bewegungsradius des Mittelgelenks ist durch das Üben von 30° auf 50° gestiegen, der Arzt meinte, das sei sehr gut. Die Narbe ist glatt, jetzt kann es losgehen mit Lymphdrainage und Physiotherapie.
Zwei "erfolgreiche" Arztbesuche und Sonne sorgen dafür, dass das heute trotz der Gesamtsituation ein ganz toller Tag war!
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