Mittwoch, 31. Mai 2017

Mit viel Liebe und LRS

Leider nichts weiter als Altpapier in den verantwortlichen Händen...

Ich kann zur Zeit oft nicht die Lust aufbringen, hier etwas zu schreiben, obwohl in meinem Kopf viele Artikel bereits fertig wären. Es ist die allgemeine Unlust, die Frage nach der Sinnhaftigkeit. Heute haben Schüler mir den Job abgenommen.

Nachdem (sehr zum Unmut der Schulverantwortlichen) bekannt geworden ist, dass ich wahrscheinlich nicht an der Schule werde bleiben können, haben einige Schüler versucht, sich zu äußern. Eine Kollegin hatte vorgeschlagen, dass sie dies mit Briefen an die Schulleitung machen könnten; sie haben das gemacht - ebenfalls zum Unmut der Verantwortlichen. Damit das nicht wieder vorkommt, haben sie mir den letzten Brief gegeben, damit zumindest ich weiß, was in ihren Köpfen vor sich geht. Und ich kann nur erahnen, wie hilflos man sich in solch einer Situation als Schüler fühlen muss.

Und dieser Gedanke - dass all sowas in der Schule nichts zu suchen hat, Privates und so, und dass all sowas lieber geheim bleiben sollte, weil man den Schülern mit der Information keinen Gefallen tue - all das kommentiere ich besser nicht mehr. Ein offener Brief ist in Arbeit, aber wie ich mich kenne, wird es schon reichen, ihn zu schreiben, um mein eigenes Unverständnis zu äußern. Ich denke nicht, dass ich ihn noch veröffentlichen werde.

Und hier also dieser Schülerbrief, nochmal als Transkript, weil ich nicht weiß, wie gut man das Bild wird erkennen können:

"DR HILARIUS DARF NICHT GEHEN!

Der mittlere englisch Kurs hat mitbekommen das Dr Hilarius vieleicht gehen muss. Aber das wollen wir nicht und deswegen haben wir agomente gesamelt. Die sie vieleicht umenscheiden kann.

Dr Hilarius soll bleiben weil: er der eizichste Lehrer ist der wirklich zuhört wenn man ein wirkliches problem hat. Weil unser Noten spiegel höher gekommen ist.
Wir freuen uns jeden Tag English zu haben mit Dr Hilarius. Dr Hilarius ist der beste Lehrer der Welt! Er ist der einzichste denn ich meine Probleme erzählen kann und niemand will aus dem Kurs das er geht! und übrigens er ist der einzichste der so gut unterrichten kann. Früher im englisch unterricht (5-6) war ich nicht so gut weil der unterricht langweilig war. und in der 7. bin ich immer besser geworden weil der unterricht spannen ist!

Wir hoffen das er nicht geht. Wir wollen kein anderen Lehrer als Dr Hilarius!

In traurigen grüßen von dem mittleren englisch Kurs"

Mir fällt es nicht ganz so leicht, ein cooles Gesicht zu bewahren, wenn eine Schülerin mir das in die Hand drückt und in dem Kurs sowieso nur noch Endzeitstimmung herrscht. Unprofessionell, ja ja, unprofessionell am Arsch!

post scriptum: Hat eigentlich jede Fernsehserie eine "Time Loop"-Folge, in der sich ein Tag immer wieder wiederholt, nur mit kleinen Variationen? Das haben wir im Kino gesehen ("Groundhog Day" - "Und täglich grüßt das Murmeltier") und es ist mir nach der Twilight Zone und Xena heute auch bei Akte X aufgefallen.

Samstag, 27. Mai 2017

Silicon Sally

Silicon Sally - diese Dame verspricht pure Handwerker-Erotik!

Letzte Nacht konnte ich nicht schlafen. Nach dem Freizeitparkbesuch kam die Meditationsnacht, die wirklich unglaublich entspannend, atmosphärisch-mystisch war, es ist himmlisch, all' die Erlebnisse des Tages noch einmal durchzugehen, teilweise vor dem geistigen Auge noch einmal wie im Original zu erleben, in aller Ruhe, mit toller Musik dazu... und so war ich etwa gegen vier Uhr morgens durch mit dem "Programm" und wollte mich schlafen legen, für sieben Stunden zumindest, bis mir der Kollege heute die restlichen Abiklausuren vorbeibringt - aber Pustekuchen. Um 4:30 a.m. kommen die Vögel da draußen richtig in Stimmung, da wird der Lärm vom Vögeln von drinnen nach draußen verlagert (sorry, musste gerade sein, mir ist nach geistigem Brechdurchfall). Also habe ich die Fenster geschlossen, mit halber Saunahitze in der Wohnung und der Körper immer noch aufgeheizt von der Freizeitparksonne. Und habe da gelegen, mal in diesser, mal in jener Position, und um half past ten klingelte es. Zweimal. Postmann und so... (und irgendjemand da draußen realisiert gerade, dass Dr Hilarius mit seiner fünften Klasse vor Kurzem die Uhrzeiten behandelt hat) - und dann wollte ich gar nicht mehr einschlafen.

Etwas Zeit war noch totzuschlagen, also habe ich endlich mal meinen Arsch hochbekommen und meine letzten beiden Fenster mit der UV-Schutzfolie beklebt - gerade weil es jetzt wirklich heiß hier oben auf der Weltraumbasis wird. Dazu war ein bisschen Möbelschieben nötig, und ein bisschen Umräumen des Wohnungsequipments, aber letztlich hat es geklappt, und unter einer Welle von Fixierflüssigkeit a.k.a. Seifenlauge habe ich die beiden Folien an die Fenster gebracht, ausgerichtet und glattgerakelt - in der Hoffnung, dass ich jetzt die eine oder andere Saison mit nicht ganz so hohen Temperaturen aushalten muss; der Unterschied ist wirklich deutlich spürbar, dafür hat sich die Investition gelohnt.

Leider gab es diesmal ein kleines Problem, und zwar dass bei beiden Fenstern der Fensterkitt unten zu weit nach oben aufgetragen war und die Spiegelfolie sich dort nicht mehr am Glas anschmiegen konnte, sondern auf dem Kitt auflag. Das ist katastrophal, denn dann ist ein Ablösen der Folie in kurzer Zeit vorprogrammiert. Die beste Strategie dagegen lautet Silikonmasse aus dem Baumarkt, mit der man die Kanten fixiert und abdichtet.

Ich hatte Silicon Sally, meine Klebepistole, hier schon von den ersten Fenstern liegen, wo diese Maßnahme allerdings nicht nötig war - diesmal aber hat es sich gelohnt, und so habe ich mit Latexhandschuhen die Silikonmasse schön gleichmäßig auf Fensterkitt und Folie verstrichen. Erotik pur, mit freiem Oberkörper, weil es oben bereits heiß war. Was sollen nur die Nachbarn denken - ach nein, die hat es hier ja eh' nicht mehr, die haben die große Buba und ich schon längst totgelacht. Außer dem Knaben von nebenan, der müsste hier später noch zwei Pakete abholen, die Rückschlüsse auf sein Leben erlauben - ich liebe es!

Home improvement rocks!

Fünfzehn Überschläge

Da fliegen sie...

"Boah, guck mal da oben die beiden Männer, die drehen total durch!"

Das hat der eine Mann gerade noch so mitbekommen, der andere nicht, denn der war wirklich am Durchdrehen und hat jegliche Koordination verloren. Aber vielleicht sollte ich am Anfang anfangen...

...und so langsam wird das Wetter richtig sommerlich, und ich möchte die ganze Schulscheiße einfach nur noch von mir werfen, und so war es die richtige Entscheidung, zuzusagen, als mein Cousin mich bei Facebook angetickert hat. Ob ich am Himmelfahrtswochenende schon etwas vorhätte, und ob wir nicht einfach mal wieder in den Hansa-Park fahren wollen.

Ich habe hier vier Stapel Klassenarbeiten, die bei uns Tests heißen, zu liegen und ein schlechtes Gewissen, weil ich noch nicht richtig mit der Zweitkorrektur für's Abi losgelegt habe. Ich müsste eigentlich arbeiten. Aber momentan funktioniere ich sowieso nicht richtig, weil meine Zukunft unsicher ist, und dann ist mir alles irgendwie scheißegal, hat doch alles eh' keinen Sinn. Und daher denke ich mir, scheiß' drauf, Du warst in dieser Saison noch kein einziges Mal im Freizeitpark, weil Du Deinen Finger schonen musstest, jetzt kannste endlich die Bremsen lösen und abdüsen, nutz' die Chance. Leb' mal ein bisschen.

Also habe ich zugesagt. Obwohl ich gestern einen Schülerbesuch hatte und mein Bedarf an sozialer Interaktion eigentlich gedeckt war. Und obwohl Meditationstage waren - danach muss mein Körper sich erstmal regenerieren (weil ich wenig esse, Kreislauf und so). Aber das musste sein, ich musste raus, und ich wollte endlich einen Sky Fly aus dem Hause Gerstlauer ausprobieren. Insider geben Daumen hoch, das Teil ist genial.

Die Saison hat für mich begonnen.

Endlich wieder Freizeitparks. Ich fühle mich dort so wohl, ich genieße das Gemenge aus multisensorischem Input und wissenschaftlichen Überlegungen zu den Fahrgeschäften. Ich liebe es. Ähnlich wie S-Bahn-Fahren. Meistens gehe ich allein in den Park. Wenn es eine neue Attraktion gibt, sei es ein Karussell, eine Achterbahn, whatever, möchte ich mein erstes Mal ganz allein, ganz für mich erleben. Diese Gedanken waren durchaus präsent, als mein Cousin in den Wagen stieg. Ich nenne ihn aus unerklärlichen Gründen Kleist. Wenn er das hier liest, kichert er und wackelt mit den Armen. Das ist ein ähnliches Ritual wie das Klospülen mit der großen Buba, die gerade die Toskana plattrollt.

So gondeln wir also los und sehen ein Umleitungsschild. Wär' ja auch langweilig, die B76 hat einen Ruf zu bedienen. Also fahren wir tatsächlich über die Abfahrt Richtung Lebrade, verlassen den gewohnten Weg und fahren durch Dörfer, die niedlich sind. Kaum zu glauben, wir fahren durch ein Fünfzig-Seelen-Dorf, das eine seiner Straßen tatsächlich Vorstadt nennt. Ich liebe es. Und wir fahren weiter, kotzen uns aus über das Regelschulsystem, über G8, denn Kleist ist auch Lehrer. Jetzt sogar offiziell, mit einem viiiieeeel besseren Examen als Dr Hilarius und viiiieeeeeeel besseren Berufsaussichten - und ich gönne es ihm von ganzem Herzen, und das meine ich ehrlich! Der Junge gehört an die Schule, und zwar an ein Gymnasium, da kann er viel bewirken. Tut er auch, ich habe ihn unsubtil darauf hingewiesen, dass er direkt in seinen Enddreißiger-Burnout steuert, wenn er so weiter macht. Aber wir sind ja beide alt, da fällt das nicht so auf.

Und beim Thema Alter (mittlerweile hatten wir Plön erreicht und waren wieder auf die B76 eingeschwenkt), da ist mir eingefallen, dass ich die Batterien meiner Kamera austauschen musste. Andersherum. Ich hatte den Rucksack zwischen den Beinen und die Batterien ausgetauscht, um ein Foto für diesen Blogeintrag zu machen (und habe es dann vergessen, weil ich so intensiv im Flow-Erleben war). Und dann meinte ich zu Kleist, dass ich noch eine Batterie übrig hätte, um seinen Herzschrittmacher wieder auf Vordermann zu bringen, aber er wiegelte ab. Und diese leere Herzschrittmacherbatterie wurde zu einem running gag den ganzen Tag über, sei es nun bei Hinweisschildern zu Sicherheitsvorkehrungen oder bei einem Stromkabel, das irgendwo aus der Wand herausragte.

Ich sitze hier noch ewig, wenn ich alle Details erzähle, und das will doch keiner lesen! Aber erwähnenswert war, wie supergut dieser Tag war (in Anspielung auf den Roman Supergute Tage zum Thema Asperger):

Erstes Fahrgeschäft: Rasender Roland, und gleich bei der ersten Fahrt hatten wir im Looping das Date mit Nessie. Manche Leser werden das verstehen. Das ist ein irrer Moment: Man ist noch lahmarschig-sackbräsig von der Autofahrt, sitzt im Achterbahnsitz (mit neuen Bügeln zur Saison 2017) und wird den Lifthill hinaufgezogen, plötzlich realisiert man: Wir sind in einer Achterbahn! Warum machen wir das eigentlich gerade, ah, jetzt gehts abwärts, Kontrollverlust und GENAU in diesem Moment fliegt einem der Nessie-Zug so dicht am Kopf vorbei, dass man meint, abklatschen zu können - mit den Leuten, die da gerade kopfüber über mich hinwegsausen. Ein sehr geiles Element, wenn man es wertzuschätzen gelernt hat, ungewöhnlich und damit symptomatisch für den Hansa-Park, der gern ungewöhnlich baut. Irgendwann kommt dieser Kärnan-Review!

Also, das Date im Loop, das geile Wetter, die genau richtigen Anstehzeiten, es hat einfach alles gepasst, die olle Areté wäre stolz (Herr Leinhos versteht das, mir fehlen immer noch die Schriftzeichen, aber ich bin heute in so vielen verschiedenen Positionen arretiert worden, da kann ich nicht auch noch nach Schriftarten suchen).

Ich möchte nur ein Ereignis herausheben, nämlich die "Haupt"-Neuheit des Hansa-Park in der Saison 2017. Der Park hat seit 2009 ein Techtelmechtel mit Gerstlauer Amusement Rides, und hier darf man wirklich von einer erfolgreichen Kooperation sprechen. Der Fluch von Novgorod, Die Schlange von Midgard, Der Schwur des Kärnan und jetzt eben das Kärnapulten stammen alle von den Müsterländer Profis mit dem Hang zum Unkonventionellen (yeah, friss' das, Bolliger&Mabillard). Das Fahrgeschäft trägt den Modellnamen Sky Fly und ist eine Weiterentwicklung des vor einigen Jahren erfundenen Sky Roller.

Zwölf Sitze sind an einem großen Arm montiert, der wie ein Katapult aussieht - überhaupt ist das Fahrgeschäft perfekt zum Kärnan passend thematisiert. Wir erreichen hier ein relativ hohes Niveau für einen Park dieser Größe, nach und nach (spätestens seit Kärnan mit der ziemlich genialen Weltneuheit) schaut man sich international gern mal Richtung Sierksdorf um, wenn man eine Theme Park World Journey startet (ein Traum! Aber ich habe nicht genug Geld dafür).

Es sind Einzelsitze; das Kärnapulten-Erlebnis ist ein wahrer Ego-Flug. Ich setze mich in den bequemen Sitz, mein eigenes kleines Flugzeug, und schließe den Schulterbügel. Links und rechts neben mir habe ich Flügel, Tragflächen, die ich selbst bewegen kann: Ich kann sie unter einem markanten klack-klack-Geräusch rauf- und runterstellen. Wozu das wohl gut ist? Aerodynamische Gedanken feuern die Vorfreude an... die Fahrt beginnt, die zwölf Flieger werden ein Stück in die Höhe gehoben. Alles ist ruhig - dann klickt es - und die Sitze fangen an, frei zu schwingen: Sie können sich 360° um die Herzlinie drehen. Wie man sie zum Überschlag bekommt? Durch kluges Bewegen der Tragflächen - aha! Dazu kann man sie also vor- und zurückklappen, dafür das klack-klack.

Ein Paradies für den Hochbegabten, der sich während der Wartezeit überlegt, wie das System funktioniert. Er entwickelt eine Theorie und leitet daraus eine Strategie ab. Er hat einen Plan, wie er die Flügel bewegen will, eine konkrete Idee, wie es sein muss, um möglichst schnell zum Überschlag zu kommen. Aber muss man das denn? Nein, und das ist das Geniale: Die Intensität dieses Fahrgeschäfts sucht jeder Flieger sich selbst aus. Man kann einen sehr coolen Höhenflug mit einer tollen Aussicht genießen - oder man macht es wie der Hochbegabte.

Die Sitze sind also "freigeschaltet", ich warte noch, ich genieße den Moment. Der Arm beginnt, sich zu bewegen. Ich steige immer höher in die Luft auf, atme noch einmal tief durch und dann geht es los. Ich wende meine Strategie an (und verrate sie hier bewusst nicht, damit jeder es selbst ausprobieren kann, das ist ein richtiges Spielzeug!) - und sie geht auf. Ich schwinge nach links, nach rechts, nochmal links und schon gelingt mir der Überschlag. Einer? Reicht nicht (gestern war Einer toll) - meine Strategie beinhaltet das Ziel, den Rekord zu brechen, und ich ziehe sie durch. Ich merke, wie die Überschläge immer schneller und schneller werden, ich werde mittlerweile richtig in den Sitz gedrückt. Ich habe jegliche Orientierung verloren, ich weiß nicht mehr, wo ich bin, wer oder wie viele. Ich drehe mich schneller und schneller. Dann allerdings entschließe ich mich, die Strategie abzubrechen, nein, heute keinen Rekordversuch, der Magen meldet sich - ich lasse die Tragflächen los und sie klappen in die Ausgangsposition zurück. Die Überschläge werden langsamer, ich pendele mich wieder in horizontaler Lage ein. Die Sitze werden arretiert, die Fahrt endet. Ich steige aus: Am Ausgang ist eine Anzeigetafel, die genau anzeigt, wie viele Überschläge jeder einzelne Flieger geschafft hat. Ich bin stolz - meine erste Fahrt, es sind fünfzehn. Meine Theorie ist aufgegangen. Wissenschaft in action. Bei dieser Fahrt war ich Rekordhalter, aber Kleist neben mir hat dreizehn Überschläge geschafft, das ist fast genauso gut! Wer das mal in Aktion sehen möchte:


Kurzum: Es sehr geiles Teil. Man hat selbst die Kontrolle über den Flugverlauf - das finde ich reizvoll (und ich weiß, die Sannitanic hat zuhause einen Mann sitzen, der dieses Fahrgeschäft LIEBEN wird). Dieses irre Erlebnis, kombiniert mit meiner Kleist-Manipulation (denn ich wollte, dass er möglichst viel Vergnügen aus seiner ersten Kärnan-Fahrt bekommt), das war rundum ein superguter Tag. Ich bin glücklich und dankbar, dass man auch in so einer beschissenen Gesamtsituation noch so viel Spaß haben kann.

Rock on, die Saison hat gerade erst begonnen!

Donnerstag, 25. Mai 2017

Einer

Auch diesmal geht es ein bisschen um Lehrer als Privatmenschen.

Ich war aufgeregt. Ich war damals richtig aufgeregt, denn meine Englischlehrerin - ich nenne sie hier Frau Goethe - hatte zum Kurstreffen eingeladen. Was soll ich nur anziehen? Wie wird es bei ihr aussehen? Es gibt sie auch als Privatperson? Wie ungewöhnlich, denn unsere Lehrer waren in der Regel sehr bemüht, ihr Privatleben zu verbergen. (mir wäre das zu anstrengend) Ob Frau Goethe ein großes Haus hat? Wie wohl ihre Inneneinrichtung aussieht, ob sich da ein bestimmter Stil abzeichnet? Ob es gemütlich ist?

Ich war kurz davor, meine Lieblingslehrerin privat kennenzulernen. Sie war erst seit zwei Jahren an der Schule, ganz jung, direkt nach dem Referendariat mit dem Wunsch, die Welt zu verändern - zumindest für ihre Schüler. Und sie war eine tolle Lehrerin (in Richtung Frau Reichelt), sie hat es geschafft, dass ich nach einer intensiven Mobbing-Phase endlich wieder Spaß an Schule hatte. Sie hat sich ihren Schülern als Mensch präsentiert, und das ist definitiv keine Selbstverständlichkeit.

Und dann kam ich in ihr Wohnzimmer. In guter HSP-Manier habe ich alles um mich herum intensiv wahrgenommen. Die Beleuchtung, die Bücherregale, den Kamin. Ein Gespräch fand natürlich statt, aber parallel schaute ich mich in dem Wohnzimmer um und versuchte, Frau Goethe noch mehr zu verstehen. Was hatte wohl dieses Teil da hinten zu bedeuten? Warum sie wohl die Spiegel abgehängt hat (hatte sie nicht)? Es war, als würde mir die Wohnung etwas über Frau Goethe erzählen, und ich fand es toll. Wahnsinn! Ich lernte meine Lehrerin als Privatmensch kennen! Für mich eine völlig neue Situation, und ich sollte an jenem Abend viele Denkimpulse mit nach Hause nehmen.

Sechzehn Jahre später und ich habe die Seiten gewechselt. Jetzt bin ich der Lehrer, mit einer Wohnung, die ganz wunderbar mein Seelenleben widerspiegelt, und lade einen ehemaligen Schüler zu mir ein. Was für ein Gefühl, das Ganze jetzt von der anderen Seite zu erleben! Meine Wohnung sieht chaotisch aus, und ich überlege für einen Moment, ob ich nicht aufräumen sollte. "Was sollen denn die Leute denken?" höre ich meine Mutter im Geiste fragen. Doch dann entscheide ich mich dagegen. Ich beschließe, ihm eine authentische Hochbegabtenwohnung zu präsentieren - denn auch er ist hochbegabt. Ich nenne ihn "Einer" (kleiner Seitenhieb auf "Ach, der Kurs ist nicht dolle, die sind alle echt schwach. Da ist gerade mal einer, der kann ein bisschen was, aber den Rest kannste vergessen").

Und so war Einer heute bei mir zu Besuch. Schlechter Gastgeber, der ich bin, hatte ich natürlich nichts zum Anbieten außer Leitungswasser - aber Hochbegabter, der er ist, hatte er bei diesem Treffen sicher andere Dinge im Kopf als Essen und Trinken. Die Gesprächsinhalte haben in diesem Blog nichts zu suchen, wohl aber die Gedanken an Frau Goethe damals. Da waren Parallelen. Wie muss Einer sich wohl gefühlt haben?

Genervt vom Verkehr und der Parkplatzsituation? Im Treppenhaus dem leichten Duft nach Räucherstäbchen folgend? Und dann ist da die offene Tür, und Einer kommt herein und sieht - Alles. Ich habe in meiner Wohnung nichts zu verbergen, und ich bin sicher, dass Einer ganz intensiv die Eindrücke wahrnimmt, die Wandbehänge, die Wandtattoos, die Form der Wohnung, die Konzentration auf die Farbe Schwarz.

Und ob Einer wohl versucht hat, sich abzuleiten, wie das Leben des Dr Hilarius aussieht? Und ob er wohl versucht hat, Ticks zu erkennen, die ihm sonst nur bei sich selbst aufgefallen sind? Und ob er Dr Hilarius jetzt so als "authentisch" wahrgenommen hat wie ich damals Frau Goethe? Ich hoffe es, denn es unterfüttert diese Studie, die da behauptet, dass das Lehrer-Schüler-Verhältnis ausschlaggebend für einen sichtbaren Lernerfolg sei. Und dass es vielleicht ja doch eine Strategie des Dr Hilarius ist, um seine Schüler für den Unterricht zu begeistern.

Dass er sich als Mensch zeigt.

post scriptum: Ich vermute mal, Einer wird diesen Beitrag früher oder später lesen und er könnte mich womöglich in allen Punkten widerlegen, die seine Gedankenwelt betreffen. Aber vielleicht funktioniert das ja wirklich alles nach Mustern, die immer wieder auftauchen. Und so sind wir "Jenseits der Norm", wie Frau Brackmann sagt, aber unter uns vollkommen normal, und vor allem: vollkommen OK.

Mittwoch, 24. Mai 2017

Es klatscht, aber keinen Beifall

Eigentlich hätte ich auch mitlaufen können, ich hab ja endlich wieder Schuhe. Aber ich wollte der "Baumdame" helfen, die das mit organisiert hat.

Es gibt da etwas, das nennt sich Sponsorenlauf. Viele Schulen nehmen an so etwas teil, erfreulich viele Schüler haben auch bei uns teilgenommen, aus allen Klassenstufen. Man holt sich dabei einen Sponsorenvertrag ab, der Sponsor können Eltern sein, aber auch jeder, der sonst noch bereit ist, für jede gelaufene Minute einen Betrag für die Schule zu spenden.

Heute war es also ein wunderbares Wetter und eine ausgelassene Stimmung, ein Hauch von Musik in der Luft, es ging in erster Linie um den Spaß an der Sache. Startschuss um half past ten, Schlusspfiff um twelve o'clock. Und mehrere hundert Schüler haben bis ganz zum Ende durchgehalten, auch einige meiner Schüler, denen ich das nie zugetraut hätte. Toll, wenn man als Lehrer auch mal richtig stolz sein darf!

Ich war einer von mehreren Streckenposten, habe (mehr oder) weniger angefeuert und die gelaufene Zeit quittiert, wenn jemand in meiner Nähe aufgegeben hat. So sind also über tausend Schüler über einen Fußweg von gut einem Meter Breite an mir vorbeigelaufen. Für mich der absolute Horror:

1. Ich mag es nicht, wenn mir Menschen zu nahe kommen, erst recht keine Menschen, die ich nicht kenne.

2. Es haben mich unzählige Schüler mit Namen gegrüßt, die ich noch nie gesehen habe. Ich grüße keine unbekannten Menschen zurück.

3. Viele meiner Schüler und auch ein paar der unbekannten wollten abklatschen, high five und so'n Tüddelkram, und ich mag niemandem die Hand geben, den ich nicht kenne, und ich mag es erst recht nicht, wenn man zwanzig Zentimeter vor mir ruft: "Los Dr Hilarius, abklatschen!" und mir die Hand mitten vor das Gesicht hält.

"Ja, gleich klatscht es hier wirklich", denke ich mir, versuche zu lächeln, bekomme aber angesichts des nicht enden wollenden Stroms aus Schülern langsam ein bisschen Angst und schaue weg, bis sie vorbei sind. Immerhin hatte ich nette Gesellschaft in Gestalt der Frau Heißauf (heiß auf einen Typen, dessen Namen ich schon wieder vergessen habe).

Unterm Strich war es ein schöner Tag, und ich bin stolz auf mich, dass ich mich nicht wegen der Ausrede "Korrekturberge" vor meinem Job als Streckenposten gedrückt habe. Das wäre einfach mal scheiße und unkollegial, denn jene Sportkollegin, die das Ganze organisiert, gibt sich seit meinem Auftauchen an der Schule Mühe, mich zu unterstützen.

Ändert nichts daran, dass hier die Abiklausuren liegen und vier ganz frische Stapel Klassenarbeiten. Mache ich aber nicht morgen, auch nicht übermorgen, die Tage sind verplant. Und ich mache das auch nicht jetzt; ich werde jetzt weiter an meinem zweiten Jürgen-Brief schreiben. Ich möchte unbedingt an dieser Schule bleiben...

Sonntag, 21. Mai 2017

So schnell gebe ich nicht auf...

Wird Zeit, die Zähne zusammenzubeißen...

Die vergangenen zwei Wochen waren für meine Gedankenwelt sehr ereignisreich. Der Erdrutsch wurde ausgelöst durch die Mitteilung, dass ich mich nach einer neuen Schule umsehen sollte. In diese Bewegungen hinein kamen solche Kleinigkeiten wie ein linker Zeigefinger, der mir endlich wieder zur Verfügung steht und den ich nach und nach wieder in meine alltäglichen Bewegungen einzubinden versuchen muss - so tippe ich zum Beispiel gerade endlich wieder mit zehn Fingern - was zwar ungewohnt ist, aber ich genieße die normal rasante Schreibgeschwindigkeit. Denn die Gedanken kommen schnell, sehr schnell, und genauso schnell sollen sie auch auf das "Papier".

Sometimes you don't know what you've got - 'til it's gone...

Klassischer Spruch, nichts Überraschendes, und nun trifft er also auch auf diese Schule zu, an der ich arbeite. Jetzt, wo ich quasi weiß, dass ich die Schule (aller Voraussicht nach) werde verlassen müssen, wird mir bewusst, was ich daran habe.

Mir wird bewusst, dass ich jetzt ein knappes Jahr dort unterrichtet habe. Mir wird bewusst, dass sich endlich die ersten Kollegen richtig an mich gewöhnen, mit all' meinen "Sonderlichkeiten". Sicherlich mag eine Frau Reichelt mich sofort akzeptiert haben, aber sie ist eine Ausnahme, ihrer Persönlichkeit geschuldet. Es dauert immer ziemlich lange, Anerkennung im Kollegium zu erhalten. An jeder neuen Schule. Auch in Brachenfeld.

Mir wird bewusst, dass ich im Kollegium ein paar Menschen gefunden habe, die mich bereits jetzt unterstützen. Und die es nicht ganz leicht ertragen, dass ich im Sommer gehen muss. Das zeigt mir, dass ich auch dort wieder einen Fußabdruck hinterlassen habe, und das tut mir ganz besonders weh: Ich möchte endlich irgendwo nachhaltig wirken können. Diese Nichtigkeit des Ganzen erklärt sich mir nicht. Ich kann das nicht verarbeiten und es nimmt mir die Motivation, an einer neuen Schule überhaupt noch etwas schaffen zu wollen, ausgehend davon, dass ich dort eh' wieder werde gehen müssen.

Mir wird bewusst, dass ich wieder eine Menge Kinder und Eltern ohne Erklärung zurücklasse. Sie werden nicht verstehen, dass dieser Lehrer gehen muss, ausgerechnet. Sie können das System des Bildungsministeriums nicht verstehen, und ich frage mich, ob Klassen-, Stufen- oder Schulleitung ihnen das irgendwie werden vermitteln können. Oder wollen. Letzteres scheint nicht immer gewünscht zu sein.

Mir wird bewusst, dass im Juli eine Projektwoche ansteht. Dass ich in der letzten Woche des Schuljahres ein Projekt anbiete unter dem Titel Mit Stift und Papier: Rollenspiele selbstgemacht!, mit dem Ziel, ein paar Jugendliche für die Dauer des Projektes wegzubekommen von Handy, Konsolen, MP3-Player, jeglichen anderen Medien als Papier, Stift und menschlicher, direkter Kommunikation. Mit dem Ziel, dass sie ein echtes Erlebnis mitnehmen, von dem sie ihren Freunden erzählen. Mit dem Ziel, dass ich das mal wieder machen kann, und noch mehr Jugendliche davon begeistern - und mir wird bewusst, dass es mit diesem Ziel nichts wird.

Mir wird bewusst, dass ich immer mehr Schüler entdecke, die anders ticken als die Norm. Die anders getaktet sind. Die vielleicht hochbegabt sind. Immer mehr Fragen kann ich klären, immer mehr Verständnis, immer mehr Aufklärung bewirken an einer Schule, die davon sehr profitieren kann. Und jetzt, wo es gerade richtig losgeht, wird das Projekt eingestampft. Es wird keine HB-Sprechstunde geben (oder wie auch immer es geheißen hätte).

Mir wird bewusst, dass ich keine weitere Werbung für Latein an dieser Gemeinschaftsschule werde machen können. Da mache ich eine Schnupperstunde für dieses Fach, kann tatsächlich ein paar wenige Schüler dafür interessieren, und das war es dann auch schon. Ich erlaube mir kein Urteil darüber, ob ein anderer Kollege vielleicht ebenso viel Interesse wecken konnte. Ich sage nur, dass ich den Funken, den ich bei den Wenigen erzeugt habe, leider nicht in ein Feuer werde entfachen können. Und das tut mir sehr leid für die Schule, und es tut mir persönlich weh, der ich seit mittlerweile dreieinhalb Jahren kein Latein mehr unterrichten konnte.

Mir wird bewusst, dass ich an einer neuen Schule wieder den ganzen Gegenwind würde ertragen müssen. Wieder würde das Kollegium mich misstrauisch beäugen, so wie mittlerweile vier Mal. Wieder würden Eltern von den Erzählungen ihrer Kinder verwirrt werden. Wieder müsste ich mich meiner Schulleitung von Null auf erklären. Wieder würde ich mit gesenktem Kopf durch die Schule gehen, monatelang. Wieder würde ich um jeden Funken Anerkennung ringen, ohne mich dabei zu verstellen. Wieder würde ich lange dauaruf hinarbeiten müssen, dass die Schule irgendwann stolz auf ihren komischen, ungewöhnlichen Dr Hilarius ist.

Und genau deswegen bricht da für mich eine Welt zusammen, und das lasse ich nicht so einfach zu. So leicht werde ich diesmal nicht aufgeben.

Ich habe den Namen einer Kieler Psychologin mit Schwerpunkt Hochbegabung, und wenn es nötig ist, werde ich mir von ihr ein ärztliches Gutachten einholen, dass ein weiterer Schulwechsel mir nicht zuzumuten ist, schon gar nicht mit neuerlicher Unsicherheit hinsichtlich einer Weiterbeschäftigung. Der Sachbearbeiter im Arbeitsamt hat mir im letzten Jahr erklärt, wenn so ein ärztliches Gutachten vorläge, könne man damit begründen, warum ein Jobangebot zum Beispiel in Elmshorn ausgeschlagen werden kann und weiterhin ALGI bezogen werden kann.

So unangenehm mir dieser ganze bürokratische Krieg dräut, ich werde da rangehen, wenn es mir vielleicht hilft, irgendeine Perspektive an dieser Schule einzuräumen.

Denn ich möchte wirklich in Brachenfeld bleiben.

post scriptum: Ich habe diesen Artikel zum ersten Mal wieder mit Zehn-Finger-System geschrieben, ich bitte zu viele oder zu wenige oder aber falsche Buchstaben im Text zu entschuldigen, ich muss mich erst wieder daran gewöhnen. Aber es fühlt sich so gut an, endlich wieder schnell schreiben zu können...

Samstag, 20. Mai 2017

Wolf Chi

In meiner Wahrnehmung passt es alles...

...und dabei gab es einmal eine Zeit, in der es mir egal war, was für eine Bettwäsche ich habe. Ich habe rein pragmatische Gedanken von meiner Mutter übernommen: Gemütlich soll es sein. Schließlich sehen eh' nicht so viele fremde Menschen meine Bettwäsche, wen würde ich damit also beeindrucken wollen?

Ich lebe seit drei Jahren in einer Wohnung, die meine Wohnung ist. Die sich so anfühlt, in der ich mich nicht wie ein Mieter fühle, nicht wie ein temporärer Fremdkörper, so wie in Husum. Diese Wohnung passt zu mir, sie ist genau so speziell wie ich. Sie hat komische Winkel, sie hat nur ein Zimmer, ein Loft ohne störende Wände und Türen. Ein Ort, an dem ich zu jedem Zeitpunkt alles im Blick habe, überall hingehen kann und alles gedanklich wie auch mit den Händen erreichen kann. Nichts, was sich meiner gedanklichen Kontrolle entzieht.

Je bewusster mir dieser Umstand wird, umso mehr überlege ich mir, wie ich diese Wohnung meinen Wünschen anpassen kann, denn ich möchte hier bleiben, und so habe ich vor Monaten mit den Wandtattoos angefangen. Dieses Jahr folgt die Spiegelfolie an den Fenstern gegen die Sonne. Nach und nach erneuere ich meine Möbel so, dass sie genau in diese Wohnung passen. Und nach und nach realisiere ich, dass auch mein neues Bett ein integraler Bestandteil dieser Wohnung ist und sich auch visuell organisch einfügen sollte.

Und daher die neue Bettwäsche.

Ich denke mal, jede HSP (Hochsensitive Person) kennt das: Wir nehmen alles sehr intensiv wahr, auch wenn es am Rande unseres Blickfeldes liegt. Wir registrieren alles, was "stört", was nicht recht dazu passt. Manchmal ist es ziemlich spannend, vor einer Klasse zu stehen, in der ein Schüler ein sehr individuelles, irgendwie überhaupt nicht "passendes" Outfit trägt. Das nimmt meine Aufmerksamkeit in Anspruch.

Als ich in diese Wohnung eingezogen bin, war nichts passend. Ich habe alles aus meinen alten Wohnungen übernommen, TV-Schrank, Bett, Kleiderschrank usw.; jetzt allerdings weiß ich, dass ich hier bleiben möchte. Endlich kann ich anfangen, mir meinen Ort so zu gestalten, wie ich es möchte und auch brauche, um mich hier geschützt zu fühlen.

An diesem Wochenende geht mir Vieles durch den Kopf und mir wird Vieles klarer. Symptomatisch äußert sich das darin, dass ich heute spontan zwei Stunden aufgeräumt habe. Nein, noch am Aufräumen bin. Heute mal brechen mit den Zeitrastern, ich mache gleich weiter.

Es wird Zeit für Neues.

post scriptum an Frau Scheißdrauf: Ich hoffe, dass das Wochenende sich für Dich nun angenehmer gestaltet. Heute ist es nicht so heiß, perfekt für einen wunderbaren Nerd-Abend oder so ^^

Freitag, 19. Mai 2017

Symptome der Hochbegabung

Es fühlt sich an wie ein Hochbegabungssensor...

Das könnte jetzt ganz interessant werden, denn ich schreibe im stream of consciousness, alles, was mir gerade in den Sinn kommt. Als Impuls zum Einstieg nehme ich die Bitte einer Kollegin: "Kannst du mir nochmal aufschreiben, woran du deine Einschätzung festmachst, dass Schüler A, B und C hochbegabt sind?"

Denn ich fühlte mich an eine Situation in SPO erinnert, fast haargenau so vorgefallen:

Wir hatten in reduzierter Schülerrunde ein hochspannendes Gespräch, in dem ich zwei meiner Schüler ganz neu kennengelernt habe (beim dritten hatte ich das schon länger vermutet). Dieses Gefühl ist einfach unbeschreiblich. Man redet über dies und jenes, und auf einmal realisiert man "...ne, echt? A ist auch hochbegabt?" und es passt alles so wunderbar zusammen, die Puzzleteile stimmen.

Dann fühlt es sich an, als ob ich nur noch mit A, B und C spreche. Die anderen beiden im Raum sitzen da und hören zu. Sie existieren kaum. Ich schaue immer wieder von A zu B zu C, ich realisiere, dass sie gerade genauso aufmerksam sind wie ich. Ihnen gehen die gleichen Gedanken durch den Kopf. Bei ihnen hat es auch gerade Klick gemacht. Und wir sind auf einer Wellenlänge. Ich muss meine Sprache nicht mehr anpassen, ich kann durchatmen - wie das eben so ist, wenn man unter Hochbegabten redet.

(Deswegen würde ich SEHR gern eine Neigungsgruppe an der GemS Brachenfeld dafür anbieten!!!)

Wir unterhalten uns, wir tauschen uns aus. Der Altersunterschied ist in dem Moment völlig irrelevant, auch die Tatsache, dass ich Lehrer bin und sie Schüler sind. In diesem Moment sind wir gemeinsam hochintelligente Menschen, die auf Augenhöhe kommunizieren. Ein irre gutes Gefühl!

Und dann ZACK.

Die Stunde ist zu Ende, der Moment ist verflogen, die Normalität kehrt ein. Ich erzähle der Klassenlehrerin von diesem Erlebnis und von meinen Erleuchtungen und die graue Realität kehrt wieder: "Kannst du mir nochmal aufschreiben, woran du deine Einschätzung festmachst, dass Schüler A, B und C hochbegabt sind?"

Wie soll ich das schaffen? Wie kann ich das Gedankenuniversum, das in jenem hochbegabten Moment existierte, in für normalbegabte Menschen verständliche Worte fassen? Jetzt kommt's:

- Neurodermitis
- fühlt sich oft unverstanden
- vergisst Essen und Trinken, wenn begeistert
- manchmal führt das sogar bis zum Kreislaufkollaps und in's Krankenhaus (Liebe Eltern, ich bin mir dessen mittlerweile bewusst und versuche genau deswegen, die Schüler aufzuklären. Keine falsche Zurückhaltung!)
- hochaufmerksam im Gespräch
- beschäftigt sich im Unterricht mit anderen Dingen
- malt alles mit den Lochis an oder schneidet Muster in sein Workbook
- versucht, sich durch auffälliges Äußeres von Mitschülern abzugrenzen (gilt schließlich auch für Dr Hilarius!)
- liefert extrem konträre Leistungsnachweise ab
- findet die anderen Schüler so unreif, wenn sie einen Penis an die Tafel malen
- extreme Stimmungsschwankungen
- reagiert gereizt, wenn in Konzentrationsphasen gestört wird
- frühzeitiges Interesse für Politik

(ich denke, ich werde diesen Beitrag links im Blog anpinnen und diese Liste erweitern, wann immer mir HB-Punkte einfallen)

Das Problem bei der ganzen Sache ist: Ich kann meinen Instinkt nicht aufschreiben. Ich spüre, dass ein Schüler hochbegabt ist, manchmal.

Und das kauft mir kaum einer ab, manchmal.

Donnerstag, 18. Mai 2017

Ärztehopping

Möglichst viele Verschreibungen zu sammeln - kein ungewöhnliches Verhalten...

Bevor ich zum verlockenden Thema der Überschrift komme, muss ich hier etwas niederschreiben, was mich jetzt seit sieben Minuten beschäftigt - und zwar hat mir jene Kollegin, die meine Stunden übernehmen wird, eine Freundschaftsanfrage bei Facebook geschickt, und ich fühl mich ziemlich mies. Denn auch, wenn sie ja eigentlich nichts dafür kann, wäre die Annahme dieser Anfrage das Falscheste, was ich seit Langem würde getan haben. Das sind einfach blöde Situationen. Ich hoffe, sie spricht mich nicht in der Schule drauf an. Was soll ich dann sagen???

Doch nun zum Ärztehopping, das besonders den Konsumenten psychoaktiver Substanzen und den Menschen, die in der Präventionsarbeit tätig sind, ein Begriff sein dürfte. In jenem Zusammenhang bezeichnet man damit das Verhalten, von einem Arzt zum nächsten zu springen, gern mehrere täglich, um sich von verschiedenen Ärzten möglichst große Mengen verschreibungspflichtiger Medikamente zu erschleichen.

Das muss nicht immer vorgetäuscht sein. Ein Standardbeispiel ist der grippale Infekt. Für einen Selbstzahler oder Privatpatienten ist es überhaupt kein Problem, zu einem Allgemeinarzt nach dem anderen zu gehen, jedem kräftig etwas vorzuhusten, dazu eine ordentliche Portion method acting und schon hat man mehrere Verschreibungen für Hustentropfen und/oder Tabletten in der Tasche, die ganz oft missbrauchsfähige Opioide enthalten.

Das mag rechtlich nicht anfechtbar sein, erfordert aber eine gehörige Chuzpe und Skrupellosigkeit. Aber das kann man sich sehr schnell antrainieren und dann hat man da kaum noch Hemmungen.

Mein heutiges Ärztehopping war allerdings anderer Natur; so bin ich vormittags zu meinem Zahnarzt gegangen, den ich ab sofort "Ulf" nennen kann. Das kommt mir gelegen, denn ich fühle mich nicht so wohl mit dem Siezen. Gerade im Arzt-Patienten-Verhältnis fühlt sich die Vertrauensbasis für mich auf "Du" besser an. Und meine Zähne sind in Ordnung bis auf zwei Füllungen, die im Sommer nach längerer Zeit mal ausgetauscht werden müssen. Super! Und nebenbei erfahre ich, dass "Ulf" damals zusammen mit meinem Handchirurgen in den Vorlesungen gesessen hat, und dieser passende Zufall gab Anlass zu Nähkästchengeschichten und einem durch und durch angenehmen Zahnarztbesuch.

Das Hopping führte mich im Anschluss tatsächlich wieder in die Handchirurgie der Lubinusklinik, und zum Glück back to Dr K - nachdem ich mit seiner Vertretung Dr G ja damals ein sehr unangenehmes Erlebnis hatte. Ich habe mich riesig gefreut, als ich im Wartebereich bereits die vertraute Stimme wiedererkannt habe. Und dann hat das heutige Gespräch all den Terror bei den letzten Besuchen wieder wettgemacht. Ich konnte Dr K endlich erzählen von den Fahrlässigkeiten, die in der Klinik vorgefallen sind und bin damit auf weit geöffnete Ohren gestoßen, denn die Fälle sind bekannt und er ist sehr dankbar für die Informationen. Ich finde es toll, wenn ein Arzt so offen über die Verfehlungen (bzw. das Verbesserungspotential) seines Arbeitgebers reden kann.

Ich bin jetzt meine Schiene los, die Schrauben haben sich gut in das Gelenk eingefügt. Der Bewegungsradius des Mittelgelenks ist durch das Üben von 30° auf 50° gestiegen, der Arzt meinte, das sei sehr gut. Die Narbe ist glatt, jetzt kann es losgehen mit Lymphdrainage und Physiotherapie.

Zwei "erfolgreiche" Arztbesuche und Sonne sorgen dafür, dass das heute trotz der Gesamtsituation ein ganz toller Tag war!

Mittwoch, 17. Mai 2017

(K)Eine Lehrer-Persona?

Als Lehrer muss man (zumindest sehr oft) in ein Raster passen, so scheint es...

Mich verfolgt ein Paradox, mittlerweile an der vierten und wahrscheinlich auch an meiner nächsten Schule. Da sagen mir Menschen, die mich zu beurteilen haben, dass ich eine tolle Lehrerpersönlichkeit habe. Ich müsse sie nur ändern.

Die altsprachlich bewanderten Leser kennen das Wort (auch die Bergman-Fans), sie wissen, dass persona im Lateinischen "Maske" bedeutet. Abgeleitet von der Funktion bei Theaterspielen wurde daraus die Bedeutung "Charakter", dann schließlich "Persönlichkeit" und "Person" abgeleitet. Ich bin in vielen Hospistunden bei Kollegen immer wieder an die ursprüngliche Bedeutung erinnert worden.

Es scheint so: Viele Lehrkräfte legen sich eine Lehrer-Persona zu. Sie zeigen einen Charakter, ein Verhalten, ein Auftreten, das sich grundsätzlich von ihrem "privaten Ich" unterscheidet. Eine Kollegin hat es ihren Schülern gegenüber einmal so formuliert: "Ich bin in der Schule Frau XY. Und außerhalb der Schule gibt es mich nicht."

Außerdem scheint es so: Dass man sich als Lehrkraft eine "vorbildliche" Lehrer-Persona zulegt, wird an Regelschulen erwartet (z.B. Stichwort "Nähe und Distanz", eine der durchgekaut hingekotzten Phrasen, die jeglicher Substanz entbehren und letztlich nur ein Portfolio aufdreschen sollen). Da soll man nichts von seinem Privatleben in den Klassenraum mitnehmen, weil es

1. die Schüler nichts angeht
2. im Fachunterricht nichts zu suchen hat
3. die Schüler nur ablenkt
4. privat ist. (expressis verbis)

Das ist mir in jeder Schule früher oder später sehr deutlich klargemacht worden. Mittlerweile habe ich genug Rückgrat, um darauf zu antworten: "Das mag deine Ansicht sein. Ich vertrete einen anderen Standpunkt, und die Schüler haben sich darüber noch nie beschwert. Im Gegenteil, das schafft eine Vertrauensbasis (und nochmal ein random Hattie)" - Moment, ich tue jetzt der Nordseeschule in St.Peter-Ording Unrecht: Dort hat man mich akzeptiert für das, was ich bin, ohne dass ich mich verstellen und im Unterricht irgendeine Rolle spielen bzw. eine persona aufsetzen musste. Da ich aber in diesem Blog oft genug erwähnt habe, wie toll es an jener Schule war, werde ich das hier nicht ausführen.

Wie gesagt, ich lasse den Anderen ihre Meinung, aber ich werde mich nicht ändern, nur damit ich näher an der Lehrernormalität bin. Ich verstelle mich nicht, ich bin immer Dr Hilarius, egal ob in der Schule oder in meiner Freizeit. Und das bleibt so, weil es

1. die Schüler interessiert
2. ein Zeichen meiner Offenheit ist
3. mich den Schülern gegenüber glaubhaft und menschlich macht
4. die Schüler dazu bringt, mir persönliche Dinge anzuvertrauen.

Ich habe damit bei Schülern Positives bewirken können. In meiner jetzigen Schule haben einige Schüler das der Schulleitung sehr deutlich vor Augen geführt, mit teils herzzerreißenden Briefen. Aber wie bereits vor ein paar Tagen und auch davor berichtet: Um Qualität, Beliebtheit, Examensnoten oder eine Vertrauensbasis geht es hier nicht. Nur um die richtigen Fächer.

Immerhin signalisiert mir das, dass es nicht an meiner mangelnden Lehrer-Persona liegt, wenn ich wieder gehen muss. Mittlerweile muss man mir das System des Bildungsministeriums auch nicht mehr erklären; ich habe derzeit meinen elften Arbeitsvertrag. Langsam kenne ich das.

Vielleicht kann mir jemand von Euch dieses Problem mit dem "als Lehrer verstellen" ja so erklären, dass ich es verstehe. Nicht, dass ich es dann tun würde (mich verstellen), aber es würde helfen, wenn ich das nicht mehr einfach so hinnehmen müsste.

post scriptum: Hey, Frau Tretdrauf, wetten, ich schaffe es, meine Depression in der Schule besser zu maskieren als Du? ;-)

Dienstag, 16. Mai 2017

Heute mal 160

...says it all...

Das ist momentan eine Phase, in der mich so ziemlich alles ankotzt. Um damit irgendwie zurecht zu kommen, werde ich nächste Woche mal anfangen, meinen Arbeitsplatz in der Schule (auf?)zuräumen. Und ab sofort rede ich nicht mehr über meine berufliche Situation. Das "Und bei dir?" heute mittag war schon wieder vollkommen für den Arsch. Auch das "Lasst uns mal überlegen, wer welche Kurse übernehmen möchte!" als einziger Angestellter zwischen verbeamteten Kollegen ist eine Demütigung, die ich mir nicht nochmal geben werde.

Insofern passt es ganz wunderbar in die Stimmung, dass ich heute zwei Stunden und siebenundvierzig Minuten gebraucht habe, um von der Schule nach Hause zu kommen. Hinter dem Steuer "meines" Autos, ohne Zwischenstopp. Weil ein LKW es geschafft hat, die Auffahrt NMS-Nord zu blockieren und damit zwischen fünf und fünfzehn Kilometer Stau entstanden sind. Einmal in Richtung Süden, einmal in Richtung Rendsburg, denn auf die A7/A215 ist niemand mehr raufgekommen. Meine Odyssee hat um 14.24 Uhr begonnen, jetzt, um 17.33 Uhr bin ich zuhause angekommen. Und das letzte Stück auf der Autobahn, da hatte ich keine Lust mehr auf hundert, deswegen heute schneller.

Ende Gelände.

Samstag, 13. Mai 2017

Widersprüche

Wenn ich in den Spiegel blicke, merke ich, dass ich nicht so konsequent und eindeutig bin, wie ich das immer dachte...

Ich verstricke mich andauernd in Widersprüche. Mal ticke ich so, ein paar Tage, Wochen, Jahre später dann andersherum. Ich halte es mit einem Politiker, der einst meinte: "Was kümmert mich mein Geschwätz von damals?" Was zählt, ist das Hier und Jetzt. Daher ist es spannend, dass ich scheinbar nicht die gleichen Maßstäbe an andere Menschen anlege.

Fluch der Hochbegabung: Wenn mich eine Sache interessiert, merke ich mir die "unwichtigsten" Informationen sofort. Bei einmaligem Hören bzw. Ansehen. Detailgenau. Und ein Leben lang. Diese Informationen werden dem großen Puzzle in meinem Kopf hinzugefügt, das die Realität da draußen abbildet - und zwar die Wahrheit. Ein imaginäres Puzzle, das bis in das letzte Randstück korrekt ist und jede einzelne Nuance meines Lebens authentisch abbildet.

Es versteht sich von selbst, dass dieses Puzzle zu Lebzeiten nie fertiggestellt sein kann. Immer wieder kommen neue Teilmotive hinzu, immer wieder entdecke ich Ecken und Winkel, die sich vorher meiner Wahrnehmung entzogen haben. Das gibt meinem Leben einen Drive, eine Motivation, immer weiter zu gehen, mehr zu entdecken, und das Puzzle immer weiter zu vervollständigen. Es verhindert Leerlauf, es verhindert das Ennui, es ist für das Überleben absolut nötig.

Nun kommt Claudi mit ihrem Audi und sagt: "Aber woher weißt du denn, dass alle deine Puzzleteile immer der Wahrheit entsprechen? Was ist, wenn Menschen Dir etwas vorlügen? Was ist, wenn sie sich nicht authentisch verhalten?" Und ich versuche ihr zu erklären, dass ich das nicht weiß. Meine Grundhaltung ist, dass ich zuerst einmal jeden Menschen, jeden Anblick und jeden Eindruck als wahr rezipiere. Und jedes Puzzleteil so wie erlebt meinem Bild hinzuzufügen versuche. Auch wenn das vielleicht nicht der Wahrheit entsprochen haben mag, gelingt es mir eigentlich immer, das Teil erstmal irgendwo anzudocken und notfalls meine Realität direkt drumherum ein bisschen zu variieren.

Es gehört zu einer der großen Lehren in meinem Leben, dass ich wesentlich häufiger "falsche" Puzzleteile hinzufüge, als ich dachte. Irgendwann bricht der Glaube, dass alle Menschen einem die Wahrheit erzählen, dass man von allem, was man sieht und erlebt, sofort die der Wahrheit entsprechende Interpretation findet und abspeichert. Das gehört zum Erwachsenwerden dazu, und das ist eine Entwicklung, die wir als Pädagogen immer wieder begleiten dürfen.

Nun ist es so, wie oben beschrieben: Der Mensch ist ein in sich widersprüchliches Wesen. Von einer Phase auf die nächste ändert er seine Standpunkte, und darüber hinaus erzählt er oft nicht die Wahrheit, sondern was ihm am besten in sein eigenes "Bild" von sich selbst passt - auch wenn das mit der Realität oft nicht übereinstimmt.

Und hier ist wieder der Fluch der Hochbegabung: Mir fallen diese Widersprüche auf. Hochbegabte merken sich unter Umständen Alles. Sie gleichen daraufhin jegliches Verhalten ihrer Mitmenschen in einem Mordstempo mit allem Abgespeichertem ab und entdecken die Unstimmigkeiten. Ich weiß nicht, wie es anderen HBs geht, aber für mich fühlen sich diese Unstimmigkeiten sehr unangenehm an und ich mache mich daran, diese Widersprüche aufzuklären, um meiner eigenen Anforderung gerecht zu werden - dass nämlich das Bild in meinem Kopf immer der ganzen Wahrheit entspricht.

Ein Schritt auf diesem Weg ist es, dass ich meine Mitmenschen manchmal recht unverblümt mit ihren Fehlern konfrontiere. Ich weise sie auf ihre Widersprüche hin, natürlich ganz sachlich, ich halte ihnen ihre Fehler vor, im Wunsch, das alles zu verstehen und falsche Puzzleteile in meinem Kopf durch richtige auszutauschen.

Viele "normale" Menschen können aber mit diesem Verhalten nicht umgehen. Sie fühlen sich von mir angegriffen, als wollte ich ihnen etwas Böses, und sie wollen auch nicht einsehen, dass ihre Widersprüchlichkeit aufgeflogen ist. Sie wollen sich selbst nicht eingestehen, dass da irgendwas nicht stimmt.

Dieses Problem bemerke ich immer wieder, wenn ich in Kontakt mit Menschen trete. Und es trägt dazu bei, dass ich gern allein bin, denn ich möchte den Menschen nicht auf den Schlips treten, kann aber die Unstimmigkeiten nicht einfach ignorieren. Die große Buba hat das schon oft genug mitbekommen - dass ich irgendwas, was nicht passt, ganz direkt anspreche.

Dieser Stunden, dieser Tage bemerkt das auch mein Schulleiter, und ich gebe zu, ich habe ein bisschen Angst davor, wie er damit wohl umgehen wird. Auf der anderen Seite wird mir sein Verhalten ein guter Indikator dafür sein, ob ich an meiner jetzigen Schule bleiben sollte oder nicht.

Die Schulleitung meiner ersten Schule hat sich in massive Widersprüche verstrickt, darüber aber immer wieder den Mantel des "Sie sind nur Referendar, sie haben hier nichts zu sagen"-Mantel gedeckt. Das war verdammt unangenehm, aber es hat mir immerhin sehr klar gezeigt, dass ich dort nicht bleiben möchte. Und nein, es ist eben nicht an jeder Schule so, auch wenn es oft auftritt, dass Schulleitungen eigene Fehler nicht zugeben können. Muss die gleiche Seuche sein, die auch gewisse Politiker gern mal heimsucht, und auch Er kennt das.

Ich zitiere hier meine Studienleiterin in Englisch (damals im Ref) - denn sie kennt das Problem (aus guten Gründen): "Dr Hilarius, sie sind für eine Schule absolut notwendig. Sie werfen Sand in das Getriebe, und das muss so sein, damit man die Schule verbessern kann. Dadurch sind sie aber auch den Menschen, die die Schule "machen", verdammt unangenehm, und sie müssen lernen, damit umzugehen."

Und so scheint es ein Hochbegabten-Topos zu sein: "Sage ich ihm jetzt, dass er falsch liegt, oder nicht?" - denn ich würde ja gern die Situation verbessern, aber der Weg dahin führt durch unangenehme, traurige, wütende Phasen. Und ganz oft wird die Schuld für das eigene Fehlverhalten dann beim Hochbegabten gesucht, der es einfach ausgesprochen hat.

Und damit wären wir wieder bei dem alltäglichen Gesprächs-Seiltanz. Vielleicht erklärt das, warum ich überhaupt keine Probleme damit habe, allein zu sein: Ich muss nicht so viele Widersprüche aushalten, das ist ganz angenehm.

post scriptum: Mich würde mal interessieren, wie sich dieser Text liest. Ich finde das alles ganz logisch und nachvollziehbar und auch gut verständlich. Ist das so? Liebe Leser, bitte postet ein paar Attribute, die diesem Text zugemessen werden könnten, ich bin einfach neugierig.

Und: Ich habe diesen Beitrag in die Themenliste links aufgenommen, weil ich das mit der Wahrheit ganz spannend finde. Insofern passt es haargenau, dass ich dieser Tage die X-Files schaue, die sich intensiv dem Thema Wahrheit und Lüge widmen.

Freitag, 12. Mai 2017

Treffen sich zwei Hochbegabte...

Schokoladenpizza! Ooookaaaayyyy.....???

Was wie ein Witz beginnt, ist gestern Abend passiert, und wer sich diesen Text durchliest, wird am Ende auch wissen, was die Schokoladenpizza damit zu tun hat. Bei unserem Sky trifft sich das Hasseer Viertel (okay, "sie" habe ich noch nicht getroffen, aber irgendwie fehlt mir das auch nicht), man kennt sich mittlerweile, man blickt an der Kasse verschämt zu Boden, weil die Kassiererin uns kennt und merkt, dass wir irgendwie nur ungesundes Zeug kaufen, nicht wahr, Buba la Tättah?

So traf ich gestern Sven in der Tiefkühlecke - und wir hatten eine echt coole Unterhaltung (schlecht, aber der musste sein). Kennzeichnend dieser Wortwechsel: "Hey Sven, na, wie geht's Dir?" - "Hey, naja, eigentlich nicht so, ach so, möchtest Du die Wahrheit hören oder die...?"

Genau das! Ich frage Menschen mittlerweile auch immer häufiger, ob sie die Wahrheit hören wollen. Meistens wollen sie es nicht, das "Wie geht's" ist eine automatisierte Phrase wie die amerikanische "How do you do"-Begrüßung: Darauf antwortet man eigentlich nicht. Aber ein Hochbegabter nimmt seinen Gegenüber natürlich erstmal ernst.

Irgendwie finde ich es ganz schön, mich hin und wieder mit einem Hochbegabten zu unterhalten. Man weiß, dass man auf hohem Niveau reden kann, man versteht sich, und ich weiß, wenn ich rede, dass Sven ganz genau zuhört und jedes einzelne Wort mitbekommt. Und ich muss keine Angst haben, dass ich mich zu kompliziert ausdrücken könnte; außerdem kann ich ohne Hemmungen über HB-Themen reden. Eines davon hatten wir auch, aber das ist tabu für diesen Blog (Stichwort Manipulation).

Das macht so ein Gespräch unbeschwert - und ich kann davon ausgehen, dass mir keine white lies entgegengebracht werden, so wie Er das macht (vollkommen menschlich; ich hoffe, Er kommt irgendwann darüber hinweg). War cool, tiefgekühlt - vielleicht sollte ich wirklich mal Mensa beitreten. Und bis dahin habe ich ja auch Frau Reitdrauf, mit der ich mich unterhalten kann (die sich hoffentlich ein ruhiges Wochenende verdient hat). Ich könnte mir vorstellen, an der Schule eine AG für Hochbegabte anzubieten, in der sie sich miteinander austauschen können. Das tut definitiv gut.

Ja nun, und dann war ich also an der Tiefkühltruhe und habe die Schokoladenpizza entdeckt.


Seit Anfang April ist sie auf dem Markt, endlich hat sie es auch zu uns geschafft. Zumindest einmal probieren - weil das so skurril klingt, dass ich meinen Horizont erweitern wollte. Und ich bin positiv gestimmt: Die Schokoladensoße ist sehr süß, aber der Boden aus Kakaoteig mildert das etwas ab. Die Schokotropfen setzen Geschmacksakzente. Und dann ist da dieser Rand... knusprig, als würde man Cookies essen, eine nette Variation zum weicheren Boden unter der Soße.



Ich könnte sie nicht als Hauptmahlzeit essen, dazu ist sie mir einfach zu mächtig. Aber ein Stück ganz frisch (warm ist der Hammer) und eines später (denn sie schmeckt auch kalt), das ist ganz nett. Ich denke, es ist eine pfiffige Idee, wenn man Gäste hat und etwas Ungewöhnliches anbieten will.

Soviel für den Moment; ich habe heute den Brief abgegeben und nächste Woche steht dann ein Gespräch an. Mal schauen, wie das wird.

Donnerstag, 11. Mai 2017

Schwarz färbt ab

Wie geil: Mittlerweile gibt es selbst meinen favorisierten Nagellackentferner in schwarz!

Vorwort: Bei den X-Files gibt es zwei Typen von Episoden. Sogenannte "Monster-of-the-Week-Episodes", die keinen Bezug zur Geschichte im Hintergrund haben, sondern unabhängige Fälle berichten, und "Mythology"-Episoden, die den über die gesamte Serie hinweg ragenden Storybogen fortführen. Ähnlich kommt es mir gerade in diesem Blog vor: Es gibt Beiträge, die wie Tagebucheinträge fungieren - die von meinem täglichen Auf und Ab berichten und gern kitschig und emotional sind und wahrscheinlich für manch' einen Leser sehr albern wirken. Und dann gibt es solche, die einzelne Themen behandeln, und die ich von allzu emotionalen Komponenten freizuhalten versuche. In der Literatur würde man wohl von "comic relief" sprechen, mal mehr, mal weniger komisch. Heute geht es um die schwarze Seuche, und ich blende wieder alles aus, was irgendwie belasten könnte. Das ist absolut notwendig, um überhaupt einigermaßen funktionieren zu können.


Wie Schüler so sind:

Er hat noch nie Kajal getragen. Jungs machen sowas nicht. Er ist noch nicht einmal auf die Idee gekommen, Kajal zu benutzen. Aber jetzt musste es einfach mal sein, er wollte einmal wissen, wie sich das so anfühlt, und was die Anderen sagen. Und er hat sich einen neuen Sitzplatz gesucht: In der ersten Reihe, direkt vor dem Lehrerpult, und war immer voll bei der Sache.

Sie hat zum ersten Mal in ihrem Leben eine schwarze Haartönung ausprobiert. Was ihre Mutter davon gehalten haben mag? Egal, sie hat es gemacht, und hat nun schwarze Haare. Sie möchte wissen, wie das bei ihren Mitschülern ankommt. Sie hat sich nicht in die erste Reihe gesetzt - aber sie hat hinten aufmerksam gesessen und dem Unterricht zugehört, und sich ab und an einmal gemeldet. Anders als in den Fächern, in denen sie weiterhin ihre "Fickt euch alle"-Attitüde zur Schau stellte.

Er hat Nagellack aufgetragen. Natürlich schwarz, fein säuberlich - und fällt damit auf. Welcher Junge lackiert sich die Fingernägel? Was sein Vater sich wohl gedacht haben mag, als er das gemacht hat. Ich vermute, er konnte ihm eine überzeugende Erklärung liefern, genauso wie er von da an eine verdammt gute Unterrichts-Performance abgeliefert hat, ohne Angst davor, sich zu melden und etwas Falsches zu sagen.

Sie geht mit Kopftuch in die Schule, denn das ist eine Tradition, die sie wahren möchte. Doch seit ein paar Wochen trägt sie vermehrt schwarze Kopftücher und findet das sehr elegant. Und endlich, endlich meldet sie sich im Unterricht, sie gibt richtige Antworten und strahlt, wenn sie dafür gelobt wird: Ein Gefühl, das sie vorher nicht kannte.

Wie Schüler eben so sind, wenn ein neuer Lehrer an die Schule kommt. Natürlich ist dieses Verhalten nicht unerklärlich. Natürlich zeigt es, dass Schüler selbst aussuchen, wen sie sich zum Vorbild nehmen. Natürlich bekräftigt es, dass die Vorbildfunktion, die der neue Lehrer ganz nebenbei eingenommen hat, wenig zu tun hat mit der Vorbildfunktion, die ihm das IQSH vermittelt - nämlich dass er keine auffällige Kleidung tragen soll, dass er zum Beispiel keine kurzen Hosen tragen soll (Quelle: Referendariatsbroschüre im Jahr zweitausendzwölf), um die Schüler nicht vom Unterricht abzulenken und um eine gesunde Distanz zwischen Schülern und Lehrkraft zu wahren. Um zu signalisieren, dass er eben keiner von ihnen ist. Natürlich zeigt es auch, dass die professionelle Distanz zwischen Schülern und Lehrkraft nicht bedeuten soll, dass man als Lehrer nicht zeigen darf, dass man auch ein Mensch ist. Nichts davon überrascht, und so wird das Schwarz auch an eventuellen zukünftigen Schulen abfärben.

Was ich allerdings bemerkenswert finde, ist, dass diese "Verseuchung" stattfindet unabhängig von der Schulart, unabhängig vom sozialen Hintergrund oder häuslichem Bildungsstand, unabhängig von der Klassenstufe und unabhängig vom Geschlecht der Schüler. Sie zeigt uns, dass jeder Schüler individuell ist, dass wir sie nicht in Schubladen werfen sollten ("Jungs tragen kein Kajal!"), sondern jeden mit seiner individuellen Seelenwelt wahrnehmen.

Und auch das ist eigentlich nicht überraschend.


post scriptum: Ich habe heute nichts geschafft. Ich hatte keine Ahnung, wie lange es dauert, diesen Brief an die Schulleitung zu schreiben. Nach jedem "Akt" habe ich eine Pause gemacht - weil es eben doch belastend ist. Aber ich wollte alles drin haben, ich wollte, dass der Leser versteht, wie sich die letzten zehn Monate für mich angefühlt haben. So wie ich das an dieser Stelle geschrieben hatte. Und das braucht scheinbar sieben eng computergeschriebene Seiten.

Anlass für diesen Beitrag? Der Satz einer Schülerin: "Sie können jetzt nicht gehen, ich habe gerade angefangen, schwarz zu tragen!" 

Mittwoch, 10. Mai 2017

Passiver Widerstand

passive resistance

Ich habe bisher mit jeder meiner Lerngruppen ab einem gewissen Alter das Thema passiver Widerstand behandelt, egal welches Fach, egal, ob es auf dem Lehrplan steht oder nicht. Wir sollen unsere Schüler zu mündigen Wesen erziehen, dazu gehört, dass wir ihnen einen Sinn für Werte, Rechte und Pflichten vermitteln. Dazu gehört auch, dass sie nichts unhinterfragt lassen müssen und dass sie nicht alles nachäffen müssen, was man ihnen vortanzt.

Dazu gehört auch, dass sie nicht jede Entscheidung, die über ihren Kopf hinweg gefällt wird, unkommentiert hinnehmen müssen. Und meine Aufgabe ist es, ihnen das Prinzip von Widerstand zu erklären. Gewaltfreier Protest. Look it up. Und heute gab es einen schönen Anlass dazu, nämlich meine erste Englischstunde in Klasse sieben nach meiner Zukunftsprognose am Freitag. Und da ich versuche, authentisch zu sein, habe ich nicht direkt mit dem Thema United Kingdom begonnen. Denn es ging mir heute in der Schule extrem beschissen.

Es war der reinste Spießrutenlauf. So unangenehm war die Zeit zwischen den Stunden noch nie. Ich habe mit niemandem gesprochen, wenn es sich irgendwie vermeiden ließ, sondern habe nur auf meinem Platz gesessen und meine Fingernägel angeschaut. Die Pausen habe ich nach Möglichkeit in den Klassenräumen verbracht. Leider war ich noch in der ersten großen Pause zehn Minuten im Stützpunkt, wo wieder diskutiert wurde, wer denn jetzt noch die fehlenden Kurse unterrichten soll, und ob die Kollegen, die meine Stunden übernehmen, nicht noch ein paar Stunden mehr unterrichten wollen.
Ich bin fast geplatzt, ich hätte fast losgeschrien.

Das tue ich mir nicht nochmal an. Das hat dazu geführt, dass ich mit meinen Siebenern erstmal darüber gesprochen habe, warum es mir heute nicht so gut geht, warum ich nicht so laut reden möchte, dass ich vielleicht gehen muss und dann bin ich gegangen, um zu kopieren, weil keiner die Sachen dabei hatte. Draußen bin ich sofort von einer Schülerin abgefangen worden, in Tränen aufgelöst. Sie kann nicht begreifen, warum der einzige Lehrer, dem sie vertrauen kann, jetzt gehen muss. Dann kommt die zweite Schülerin, hält sich ihr Kopftuch vor die Augen, rennt direkt aufs Klo. Sie kann nicht verstehen, warum der Lehrer gehen soll, der in ihr endlich so etwas wie Mut zum Unterricht geweckt hat. Und die nächste Schülerin kommt heraus, knallrot im Gesicht, kurz vorm Platzen. Sie kann nicht verstehen, warum der einzige Lehrer gehen soll, der sie endlich mal versteht.

Und dann habe ich fast losgeheult, weil ich ihnen darauf erstmal keine vernünftige Antwort geben konnte. Nicht, ohne die Kollegen hineinzuziehen, die meine Stunden übernehmen können. Ich habe dann händeringend versucht, ihnen klarzumachen, dass es nicht um Beliebtheit geht. Nicht um Vertrauen. Nicht um Examensnoten. Sondern nur um den Fachbedarf. Dass es ein System fernab der Menschlichkeit ist. Ich habe ihnen versucht zu erklären, was in der Schulleitung schiefgelaufen ist. Das ist alles nicht so leicht, ohne Namen zu nennen. Das trainiert die Contenance, vermutlich.

Ich habe versucht, ihnen klarzumachen, dass wir jetzt alle - irgendwie - ruhig bleiben müssen. Den ersten Schlag erstmal irgendwie wegstecken, auch wenn das echt hart ist. Und dass wir wenig tun können, außer, uns bemerkbar zu machen. Bekannt machen, dass diese Lehrkraft gehen soll. Bekannt machen, warum diese Lehrkraft gehen soll. Ich werde heute Abend endlich mal den kleinen Brief an meinen Schulleiter schreiben und ihm zu erklären versuchen, was da schiefgelaufen ist.

Die Schüler sind bereits aktiv geworden.

Die erste Schülerin hat sich direkt draußen im Flur hingesetzt und gesagt "Dann mache ich jetzt nicht mehr mit. Dann gehe ich auch von der Schule." - und das war für mich ein wunderbarer Anlass, um zu erklären, was man unter passivem Widerstand versteht. Daraufhin haben sich dreizehn Schüler in den Flur gesetzt, Protestbriefe geschrieben und angefangen, Plakate zu basteln, während ich im Klassenraum den verbliebenen Vieren etwas über das UK erzählt habe. Ich habe ihnen gesagt, dass wir das so machen können, dass sie aber in der nächsten Stunde bitte alle Bescheid wissen und die Vokabeln können müssen. Und das werden sie tun.

Als ein paar von ihnen am Ende der Stunde ihre ersten Textentwürfe vorgelesen haben, hätte ich fast wieder angefangen zu heulen und hab' sie alle rausgeschmissen - nicht ohne ihnen zu sagen, wie toll ich das finde (und dass sie BITTE keine anderen Kollegen namentlich mit reinziehen, auch wenn sie vielleicht gerade noch so wütend auf manche sein mögen). Das gibt mir gerade die Energie, die ich brauche, um nicht vollkommen das Handtuch zu werfen. Mal sehen, was ich damit losgetreten habe - denn ich habe den Kiddies klargemacht, dass auch die Eltern in der Sache deutlich werden müssen.

Ich habe mich noch nie so sehr über Leistungsverweigerung gefreut wie heute.

Es ist nicht leicht, sich in so einer Phase nicht einfach seiner Wut hinzugeben. Irgendetwas oder jemanden anschreien, etwas zerschlagen, sich selbst verletzen, um zu spüren, dass das Ganze real ist. Es ist nicht leicht, den Kollegen gegenüber ruhig und gefasst zu bleiben, wenn sie kommen und fragen "Ist alles okay bei dir, du siehst so traurig aus?!" Und die Kollegin, die an meiner Statt bleibt, weiß noch nichtmal, dass ich ihretwegen gekickt werde. Wenn doch, dann wäre sie das unsensibelste, rücksichtsloseste Miststück, das mir je begegnet ist (abgeleitet aus der Art und Weise, wie wir uns heute unterhalten haben, Frau Steigdrauf hat das mit ihren HB-Sensoren natürlich registriert). Und das kann ich nicht glauben wollen. Außerdem wäre es nicht das erste Mal, dass es mit der Kommunikation etwas gehapert hat (Stichwort Klassenstufen).

Weiter ruhig bleiben. Irgendwie.

Der olle Seneca hat mal etwas de ira geschrieben. Wenn ich noch Latein unterrichten würde, könnte ich das jetzt mal lesen.

post scriptum: Und auch, wenn das an dieser Stelle ein extrem selbstmitleidiger Gedanke ist, so ist er eben da - ich wünschte, Er wäre hier und ich könnte mit ihm drüber reden. Aber Er ist bei seiner Freundin und darf nicht mit mir kommunizieren, und so gehen all diese wichtigen Ereignisse in meinem Leben an ihm vorbei - der Autounfall, der Abschied von SPO, die neue Stelle in NMS und diese Phase jetzt. Da meldet sich bei mir wieder die Angst, dass wir irgendwann so weit auseinandergedriftet sind, dass wir nicht mehr zusammen finden, und das nur, weil Er nicht genug Rückgrat (und Vertrauen in seine Beziehung) hat, mich besuchen zu kommen. Weil sie ihm dann die Hölle heiß macht.

Warum müssen Hochbegabte in solchen Situationen eigentlich gleich immer ALLE negativen Faktoren heranziehen? So ein Scheiß! 

Montag, 8. Mai 2017

Geld / Psychosomatisch

Manchmal ist Geld auch einfach schön anzusehen.

"Über Geld spricht man nicht!" - dieser Satz ist mir irgendwie geläufig und dieser Tage wieder in den Kopf geschossen, als unsere assistant teacher Hania from (now) the US mich gefragt hat, was man als Lehrer eigentlich so verdient. Und ich habe überhaupt keine Hemmungen, zu erzählen,

dass ich mit 22,5 Stunden auf Gehaltsstufe 4 netto 2.000€ verdiene. Noch.

Wo ist denn bitte das Problem? Ich hätte eine mögliche Erklärung, die ich in Form eines Gedankengangs notiere: "Naja, wenn mein Gegenüber weiß, wieviel Geld ich verdiene, denkt er ja bestimmt auch darüber nach, wofür ich das ausgebe - nicht, dass ich da Rechenschaft ablegen muss!"

Der Gedanke ist ganz menschlich. Aber ich kann darauf ganz sachlich entgegnen: "Was ich mit meinem Geld anfange, ist meine Entscheidung und ich muss niemandem sagen, wofür ich wieviel ausgebe."

Denn klar würden dann Unterschiede deutlich werden. Wir haben eine ganz individuelle Auffassung von Geld und ganz unterschiedliche Ansichten darüber, was Dinge wert sind. Ich habe ein großes Bild in der Wohnung, Er und ich, ist ein hübsches Motiv. Sollte Er den Weg zu mir wieder finden, möchte ich das Bild auf Leinwand drucken, auf einen Rahmen spannen, damit es mehr hermacht. Klar ginge es günstiger. Aber das ist es mir wert.

Klar ist es eine Verschwendung von Benzin, wenn ich einmal in der Woche in den Hansa-Park fahre (zur Zeit leider noch nicht, aber Fem Finger geht es langsam wieder besser). Aber das ist es mir wert. Klar wäre es mit ziemlichen Kosten verbunden, wenn ich einen Freund auf einen Urlaub einlüde - aber je nach Freund wäre es mir das wert. Klar sind acht Euro für eine Tasse Tee recht teuer - aber es gibt Tee, der ist es mir wert.

Für mich ist Geld meistens nur eine nervige Bremse im Leben, die mich daran hindert, alles zu tun, was ich tun möchte. Dafür gehe ich zur Arbeit und verdiene obiges Gehalt. Und wenn jemand daran interessiert ist, zu erfahren, was eine angestellte Lehrkraft in Schleswig-Holstein so verdient, gebe ich gern Auskunft.

Ich spreche über Geld. Was ich damit mache, bleibt meine Sache.

post scriptum: Den Geld-Beitrag hatte ich bereits vor einiger Zeit geschrieben, nun wird er gepostet und um ein PS in Sachen Psychosomatik ergänzt. Ich liege mit Halsschmerzen und dickem Kopf im Bett. Ich schließe aber aus, dass es etwas Psychosomatisches ist, sowas hat mich bisher (mit einer Ausnahme) noch nie getroffen. Die Lage mag zwar momentan unschön sein, aber ich schiebe es auf keine-Ahnung-was. 

Dabei fällt mir auf, dass es gestern ein richtig schöner Tag war, sonnig und warm, und dass ich endlich wieder mit Shirt und kurzer Hose raus konnte - zur Wahl - dass es aber nachts in meiner Wohnung immer noch sehr kalt ist. Ich habe die Heizung abgestellt, dadurch kühlt es nachts momentan noch sehr stark aus. Ich bin in der letzten Nacht ein paarmal zitternd (aber verschwitzt) aufgewacht. Wird Zeit für Sommer. 

Und der eine Vorfall in Sachen Psychosomatik - das war im Studium, und es war eine recht stressige Phase, in der ich eine Reizdarm-Symptomatik gezeigt hatte. Ich habe versucht, mit verschiedenen Medikamenten dagegen anzugehen, die Ernährung umzustellen, das alles hat nichts genützt - erst ein Wochenend"urlaub" bei meinen Eltern nach ein paar Wochen hat geholfen, danach war alles wieder in bester Ordnung.

Ist es nicht widerlich, wenn man vom Tippen ins Schwitzen kommt? Back to bed.

Sonntag, 7. Mai 2017

Ich wähle... wen???

Bitte lasst es nicht zu, dass die AfD in diesem Land irgendwas zu sagen hat!

Schleswig-Holstein wählt heute seine Landesregierung. Es stehen die üblichen Parteien zur Wahl, und selten habe ich mir selbst die Entscheidung so schwer gemacht wie in diesem Jahr. Ich habe gelernt, dass man unterscheiden muss zwischen Parteiprogrammen und Menschen, die eine Partei repräsentieren. Zum Beispiel muss man sich gut überlegen, ob man die FDP wählen würde, nur weil man ein Kubicki-Fan ist.

Alle Parteiprogramme zu lesen, das dauert mir zu lange. Und es gibt so viele Thesen und Inhalte, zu denen ich überhaupt keine Meinung habe, wie zum Beispiel die Fehmarnbeltquerung oder die Entfernung von Windrädern zu Wohnhäusern. Also habe ich, wie bei jeder Wahl, den Wahl-O-Mat zu Rate gezogen und habe diesmal alle Thesen übersprungen, von denen ich keine Ahnung hatte, und habe mich auf jene fokussiert, zu denen ich eine klare Meinung vertrete - zum Beispiel zum vollständigen Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften, zu G9 und zur Legalisierung von Cannabis (bzw. für einen aufgeklärteren Umgang mit Drogen im Allgemeinen).

Ich war positiv beeindruckt von der Haltung unserer Landes-CDU zum Adoptionsrecht: Entgegen der Bundestendenz setzt sie sich für die vollkommene Gleichstellung von LGBTIWhatever ein. Und Daniel Günther möchte zurück zu G9. Das zeigt zumindest, dass ein Umdenken stattfinden kann - nicht wahr, der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann. Sollte ich also etwa CDU wählen?

Nein, dazu ist sie mir dann zum Beispiel in der Drogenpolitik zu konservativ, zu verschlossen, zu wenig aufgeklärt, zu doppelmoralisch, das gefährdet nach wie vor hohe Zahlen junger Drogenkonsumenten. SPD? Nein. Erst Thorsten mit Wara, dann Britta und ich bin bald vielleicht wieder arbeitslos. Diese Partei kommt für mich aus persönlichem Frust in diesem Jahr überhaupt nicht in Frage. Beim Thema Bildungspolitik konnte vor sehr vielen Jahren mal die FDP punkten, zudem hat sie mit Heiner Garg einen recht engagierten schwulen Vertreter, der sympathisch rüberkommen kann. Irgendwie aber kann ich kein Programm bei jener Partei entdecken, nichts, was ich greifen kann.

Im Studium wollte ich Revoluzzer sein, da wollte ich Dinge bewegen, alte Traditionen aus den Angeln hebeln und etwas Neues machen. Weg mit dem Staub der nordischen Bürokratie, hier muss etwas getan werden! Deswegen bin ich in die Hochschulpolitik gegangen, in die FaLi, und ich habe die PIRATEN gewählt. Das klang einfach super, was sie sich vorgenommen hatten, denen wollte ich einmal eine Chance geben. Diese Chance hatten sie nun, und es tut mir Leid, wirklich viel ist dabei nicht herumgekommen. Zu viele ihrer Ambitionen mussten sich den mahlenden Mühlen der Realität beugen.

Die Linke kämpft um den Einzug in den Landtag. Nicht mit meiner Stimme, dafür sind mir dann manche ihrer Einstellungen etwas zu "anti" und hypersozial. Dass ich die AfD nicht wähle, wird der aufmerksame Leser dieses Blogs sich hoffentlich schon gedacht haben. Ich kann nichts anfangen mit populistischen, konservativen, homophoben, ewiggestrigen, reichsbürgerischen, wutmenschlichen "Menschen mit der Forke in der Hand", wie Xavier Naidoo es in seinem schwachsinnigen neuen Song Marionetten so schlecht beschreibt.

Zum ersten Mal in meinem Leben wähle ich B'90/Grüne. Das liegt nicht an Anton Hofreiter, der ich schon seit Monaten gern und aufmerksam verfolge und sehr sympathisch finde. Und ich wähle die Partei trotz Monika Heinold, die als Finanzministerin im Norden nicht nur positiv in Erscheinung getreten ist. Auch liegt es nicht daran, dass ich jetzt auf einmal mein Interesse an biologisch wertvollem Gedankengut gefunden hätte.

In den Punkten, die mich betreffen bzw. die mich interessieren, halte ich die Haltung der Landes-Grünen für am sinnvollsten. Daher schnappe ich mir jetzt meinen Wahl-Zettel und setze meine Kreuze zur Land-Tags-Wahl.

Du auch?

post scriptum: Muss auch mal genug sein mit dem Gejammere hier. Vorgestern und gestern Landunter, das reicht. Dennoch geht die Strategie des Vermeidens weiter, um die Zeit bis zur Antwort zu überbrücken. Also: Übernatürliche Fälle mit Scully und Mulder lösen und mit Serah und Noel die Welt retten. Abwarten und Tee trinken.

Samstag, 6. Mai 2017

Die Flucht

Im Studium bin ich in solchen Phasen gern zum Kronshagener Eichhof-Friedhof gegangen, das hat mich beruhigt.

...und dann gibt es diese Phasen, in denen ich Sicherheit brauche. In denen ich weglaufen kann, geistig, während ich nach wie vor in meiner Wohnung bin. Es ist meine Flucht, wenn sich Alles, was sich außerhalb meiner Wohnung befindet, feindlich anfühlt, gegen mich gerichtet. Dass es nicht so ist, kann ich in solchen Phasen nicht sehen. Es fühlt sich so an, und das ist das Problem. Menschen tun viele Dinge aus Gefühlen heraus. Manchmal sind es drastische Dinge.

Und so flüchte ich an diesem Wochenende von Allem und Jedem. Ich ziehe das Telefon raus und die Rollos runter. Ich möchte mit niemandem reden, ich möchte mich niemandem erklären müssen. Ich möchte kein Mitleid, das führt nur dazu, dass ich schon wieder anfange zu weinen, und das bringt mich in meiner Flucht wieder rückwärts an den Anfang all' der Gefühle. Ich muss vorankommen. Ich höre Musik, um meinen Geist beim Weglaufen zu begleiten.

Vibrasphere - Mountain Lake - schade, dass dieses Downtempo-Duo sich aufgelöst hat, aber toll, dass sie zwei unglaublich gute, melancholische Alben hinterlassen haben (Selected Downbeats Vol.1&2) - genau der richtige Souhndtrack für diese Flucht...

Ich flüchte mich in Videospielwelten und in Fernsehserien, in denen ich mich in solchen Phasen besser aufgehoben fühle als da draußen.

Da sind Sachen, die ich tun müsste. Noten unter den letzten Stapel Tests setzen, die Wäsche aufhängen, die Geschirrspülmaschine ausräumen. Den Freunden mal ein Lebenszeichen geben. Normalerweise bekomme ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich all' diese Dinge nicht tue, und werde depressiv. Da ich allerdings schon depressiv bin, fühlt es sich eher so an, als habe ich einen legitimen Grund, das alles nicht zu tun. Und so bin ich auf meiner Flucht, ignoriere um mich herum alles, worauf ich keine Lust habe, alles, was anstrengend ist, alles, was mich unglücklich machen könnte.

Es fühlt sich stabiler an als gestern.

Trotzdem denke ich, dass ich in der Schule in den nächsten Tagen nicht so viel Zeit im Stützpunkt verbringen will. Am besten gar keine; ich habe keine Lust, mit Kollegen über diese Situation reden zu müssen, schon gar nicht mit jener Kollegin, die nun an meiner Stelle bleiben kann und ungünstigerweise den Arbeitsplatz direkt neben mir hat. Ich kann darauf reichlich verzichten. Also flüchte ich auch vor den Blicken der Kollegen - so wie in der Anfangsphase an jeder neuen Schule: Immer mit gesenktem Kopf durch die Schule gehen, Augen auf den Teppich, nicht zurückgrüßen, wenn Schüler "Hallo, Dr Hilarius!" rufen, sondern eventuell mal die Hand heben, das muss reichen. Es reicht, wenn ich das method acting auf den Unterricht beschränken muss. Gute Laune vorspielen, damit die Schüler unter dem ganzen Scheiß nicht zu leiden haben, so, wie es das Lehrerhandbuch vorschreibt.

Ein paar Stunden später...

Die Flucht wirkt. Die kleinen Rituale wirken. Bekanntes, um ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln und auszublenden, dass meine berufliche Zukunft gerade unsicher ist. "Ja, kann ich mir vorstellen, dass das ein nerviger Zustand ist" - nein, und auch hier wieder, für Hochbegabte - wie auch für Autisten - ist das nicht einfach nur irgendein nerviger Zustand. Es ist, als ob  ich an das Ende eines Stegs komme. Ich muss weitergehen, aber ich weiß nicht, wohin. Und ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll.

Mit jeder Stunde, die vergeht, bekomme ich mehr Abstand von diesem Gespräch gestern. Es tut gut, das analysieren zu können, und die ganze Brachenfeld-Geschichte zu überblicken:

Sehr geehrter Dr Hilarius,
ich suche eine Lehrkraft mit der Fächerkombination Englisch-Latein, Laufbahn für gymnasiales Lehramt. Die Stelle ist befristet auf ein Jahr (1.8.16 - 31.7.17), der Umfang beträgt die volle Stelle. Ich freue mich auf eine Rückmeldung von Ihnen bis Freitag, den 10.6.16. Sollte ich bis dahin nichts gehört haben, gehe ich davon aus, dass Sie keine Interesse an der Stelle haben. Bitte wenden Sie sich auch an mich, falls Sie Fragen zu der Stelle oder den Stellenumfang haben.
 

Mit freundlichen Grüßen,
Silke Rohwer 

So ging das Ganze los und ich bin in ein Vorstellungsgespräch gegangen, in dem ich alles ausgepackt habe, was es an Problemen mit mir als Lehrkraft geben könnte. Das wurde alles vom Tisch gewischt als Kleinigkeiten, das bekommen wir hin - und vielleicht wird danach ja mehr daraus. Und ob ich nicht schon einen Monat früher anfangen könne. Ich war verdammt glücklich, nach fünf erfolglosen Gesprächen in den Wochen zuvor so etwas zu erleben.

Und dann bekam ich meinen Stundenplan mit Einsatz ausschließlich in den unteren Jahrgängen 5, 6 und 7. Ich war extrem verwirrt, ich hatte im Vorstellungsgespräch gesagt, dass es in 5 und 6 Probleme geben könnte ("Naja, das kann man ja bei der Unterrichtsverteilung berücksichtigen.") - ich hatte auch hier im Blog darüber geschrieben.

Es kam alles, wie es kommen musste, es gab die erwarteten Probleme, und Silke konnte sich nicht mehr daran erinnern, dass ich ihr im Vorfeld davon erzählt hatte. Naja, wir hatten in mehreren Gesprächen die Sachlage geklärt, und dabei auch überlegt, wie ich mich über den Unterricht hinaus in die Schule einbringen könnte: Klar, Thema Hochbegabung, Silke fand das super und das Problem mit den unteren Klassenstufen, das können wir dann ja gemeinsam angehen. Und so gingen wir auseinander und Silke meinte, wir würden uns im Frühjahr 2017 in Ruhe zusammensetzen und dann weiterplanen.

Ich war glücklich. Ich hatte eine Sicherheit. Eine Perspektive, etwas, worauf ich hinarbeiten konnte, und ich machte mir klar, dass ich es auch schaffen werde, in Klasse 5 und 6 zu unterrichten. Das bekommen wir hin - denn ja, ich merkte, dass ich an der Schule bleiben wollte. Wie die Sannitanic meinte: "Rede nicht soviel über deinen Unterricht, lass die Stunden für sich selbst sprechen." Ich habe sehr positives Feedback von Eltern bekommen. Gut, so habe ich über die Wochen und Monate den Eindruck erhalten, dass ich bleiben würde, die Frage wäre wohl nur, ob mit einer Planstelle oder weiterhin befristet.

Egal, Hauptsache ist, dass ich Arbeit habe, dass ich eine gewisse Sicherheit habe, dass ich mir keine Sorgen mehr machen muss. Jetzt kann ich auch mit vollem Engagement in den Unterricht gehen, denn für diese Schule würde ich Zeit aufwenden wollen (es ist für mich immer schwierig gewesen, richtig gute Arbeit zu leisten, wenn ich weiß, dass ich eh' nicht bleiben kann). Super! Und so wartete ich seit Wochen auf jenes Gespräch, das angekündigt worden war. Okay, Silke ist nicht mehr Schulleiterin, aber Jürgen ist Vertreter, und der hat das ja auch alles mitbekommen. Passt.

Es kam aber kein Gespräch. Keine Mail, nix. Dann lag auf einmal der große Plan für die Unterrichtsverteilung im Stützpunkt, alle sollten sich für die kommenden Kurse eintragen. Haben sie auch alle gemacht. Auch jene oben erwähnte Kollegin, die genau wie ich befristet angestellt ist. Hm, ich wundere mich zwar, dass ich noch nichts von der Schulleitung gehört habe - aber egal, die werden sich schon noch melden. Hatten sie ja so angekündigt; das war die Sicherheit, mit der ich seit mittlerweile acht Monaten durch die Schule ging.

Und dann begann das Drängen der Kollegen, hey, frag' doch mal, wie es bei dir aussieht, tritt ihnen auf die Füße. Okay, mache ich. Derweil schaute ich mir den Plan der Unterrichtsverteilung an - im ersten Entwurf war jene Kollegin sogar schon im Computer eingetragen. Hm, ob das für mich auch gilt? Ich suche alle Reihen durch und finde - nichts. Nur einmal steht mein Kürzel da - in Klammern, damit alle wissen, um welchen Kurs es geht. Oooooooooookay............

Naja, und dann halt das gestrige Gespräch. Vielleicht ist es jetzt noch klarer nachvollziehbar, warum gestern eine Welt für mich zusammengebrochen ist. Und ich bin immer noch dabei, die Scherben wegzufegen.

post scriptum: Sorry Sanni, sorry Caro, sorry Eltern - ich brauche im Moment einfach nur Ruhe, um in Phantasiewelten zu flüchten. Irgendwie muss ich jetzt diese zwei Wochen rumbringen, bis die Unterrichtsverteilung feststeht. Keine Ahnung, wie das gehen soll - naja, wie oben erwähnt, werde ich den Stützpunkt möglichst meiden und mich in den Pausen ins Auto setzen oder so. Und ich werde meinen Lerngruppen in der nächsten Woche sagen, was ansteht. Vielleicht melden sich ja ein paar Eltern zu Wort.