Freitag, 16. Juli 2021

Mit Mama im Garten

Damals

(to) appreciate
- to understand how good or useful someone or something is

Meine Mutter und ihr Garten sind unzertrennlich, seit einigen Jahrzehnten. Als Kind hat der Garten für mich oft nur "Arbeit" bedeutet: Die Wasserpumpe benutzen, um die Blumen zu gießen, und das dauert bei einer gewissen Fläche schon einige Zeit. Ich hatte damals kein Bewusstsein dafür, was Gartenpflege bedeutet. Wie man als Kind so ist: Man nimmt es als gegeben an, dass in diesem Garten Blumen blühen, Hummeln sausen, Spatzen sandbaden, das kommt alles von allein, dafür muss man nichts tun. 

Ich habe mich gewundert, dass Mama so oft einfach nur im Garten stand, eine Zigarette geraucht und die Blumen angeschaut hat, oder die Erdbeeren, oder die Bohnen, alles, was sie sich gerade für die Saison überlegt hat. Für mich waren Rätsel und Videospiele wichtiger - dennoch hat sie nicht locker gelassen und mich immer wieder in den Garten gebracht. Sie hat mir gezeigt, wie man ein Beet anlegt, wie man Blumen pflanzt, warum man anhäufeln oder ausdünnen muss, damit die Pflanzen gut gedeihen (Aspis lieben es, Dinge zu erklären, egal ob es den Anderen interessiert oder nicht). Erst jetzt im Nachgang, in den letzten Jahren, ist mir bewusst geworden, was diese Gartenliebe für meine Mutter bedeutet hat - und auch heute noch bedeutet.

In ihrem Garten hat sie eine Sicherheit: Sie weiß, dass diese und jene Pflanzen blühen, wenn sie sie einsetzt. Wenn - Dann ist wichtig: Wenn genug Sonne, dann Erdbeeren süß. Mama hat ihren Garten bis in den hintersten Winkel durchdrungen, weiß, wie dort alles funktioniert, sie weiß um den Nutzen der Pflanzen für Insekten et vice versa und um den Nutzen der Insekten für die vielen verschiedenen Vögel, die immer wieder bei uns an vielen verschiedenen Stellen brüten.

Endlich kann ich nachempfinden, wie sehr es ihr Herz mit Freude erfüllt, wenn die jungen Stare schlüpfen, wenn die Schwalben ihre Jungen füttern, wenn die Meisen die Ameisen aus den Beeten picken. Dieser Garten ist Mutter Natur in einem Mikrokosmos, das lebt und regt sich und ist - medizinisch gesprochen - eines von Mamas Spezialthemen. 

Deswegen erstaunt es mich jetzt nicht mehr, wenn ich mich empathisch freue über die Zeilen aus ihrer Mail:

"Unser Garten macht mir richtig Freude; im Vorgarten hoppelt seit Tagen ein kleines Wildkaninchen, in der Birke sitzt ab ca. 21 Uhr eine Eule und hält uns "mausfrei" und Spatzen fressen uns alle Ameisen weg."

Das hat mich sehr glücklich gemacht.

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