Par-TAY anyone? |
Tag der Deutschen Einheit, und in diesem Jahr hat Schleswig-Holstein ja auch guten Grund zum Feiern (Vorsitz, rundes Jubiläum und so) - und da lässt sich das Land zwischen den Meeren nicht lumpen: Der ÖPNV in Kiel und die Bahnen in SH sind heute kostenlos, die Läden im Zentrum geöffnet, und der Effekt lässt nicht lange auf sich warten: Eine völlig überfüllte Kieler Innenstadt. Völlig überfüllte Busse auf den Hauptlinien (11, 6X, 10X, 50X, praktischerweise nach dem Samstagsfahrplan), jeder erwachsene Mensch entweder mit fünfzig Kindern an jeder Hand oder dabei, Selbstgespräche zu führen, wenn sie mit ihrem Knopf im Ohr reden - oder beides simultan. Absolute Überforderung für mich.
Das hat allerdings insofern ganz gut gepasst, als dass ich meinen täglichen Spaziergang mit dem Marsch in die City verbinden konnte und keinen Bus nehmen musste. Ich weiß nicht, wie oft ich Fibonacci im Sophienhof diesmal durchgehen musste, oftmals ist das schlimmste Gedränge irgendwo bei Sechshundertzehn überstanden.
Alle gehen heute feiern, naja, gefühlt alle. Das Polizeiaufgabot in der Innenstadt ist gewaltig, kein Wunder, alles zwischen Hauptbahnhof und Landtag ist heute ein wunderbares Ziel für Anschläge, so dass eine Mutti heute zu ihrer Tochter meinte - ungelogen: "Lucy, wenn wir irgendwo Menschen sehen, die sich vermummt haben, dann gehen wir ganz schnell auf die nächste Toilette!" Irgendwie witzig, wenn es nicht traurige Realität wäre, und auch diese riesigen Granitsäcke sind heute wie Pilze aus dem Boden geschossen, um die Fußgängerzonen zu schützen.
Dieser Feierwahn (heute sind unglaublich viele Schülercliquen mit Alkohol im Gepäck unterwegs) erinnert mich an meine Schulzeit - ab einer gewissen Jahrgangsstufe gehörte die Frage "Wochenende feiern?" zum Standardrepertoire, und für viele meiner Mitschüler war das Pahlazzo der Partytempel schlichtweg. Dithmarschen halt. Und irgendwie ist bei mir der Eindruck hängen geblieben, dass sehr viele Menschen hauptsächlich auf Parties gehen, um sich mit psychoaktiven Substanzen zu berauschen, Alk zum Beispiel. Fair enough.
Ich war nie auf auch nur einer dieser Feiern, weil mich das nie gereizt hat, und das tut es auch heute nicht. Die Musik, die da läuft, die interessiert mich schon lange nicht mehr (zur Schwarzen Szene kommen wir gleich), tanzen kann ich auch zuhause. "Ja, aber da kann ich mich endlich mal in der Freizeit mit ein paar Kumpels (ohgott, ich habe erst Mupels geschrieben) treffen", sagt mir Jan, weil er's kann. Vollkommen nachvollziehbar, aber ich treffe mich so gut wie nie mit anderen Menschen. "Und sie fühlen sich wohl damit", fragte die Psychiaterin, und ich sagte "Ja". Das finde ich deswegen interessant, weil mir in meiner Jugend und vor allem dann Richtung Studium immer wieder Menschen gesagt haben "Du musst doch mal was mit anderen Leuten unternehmen", und ich habe nett gelächelt und gesagt "Joah", heute verneine ich das einfach.
Ich bin nicht so sehr an Menschenmengen interessiert, und die einzige Party, die ich freiwillig besuche, ist die Lost Souls, weil da Menschen wie ich herumlaufen - nicht, dass ich irgendjemanden davon ansprechen würde - weil da Musik läuft, die ich mag, und wenn nicht gerade irgendein floorfiller läuft, dann habe ich da meinen kleinen, gemütlichen Tanzquadratmeter, und das reicht. Mehr mache ich auch auf dieser Party nicht. Ich esse nichts, ich trinke nichts, ich unterhalte mich mit niemandem, sondern tanze je nach Kondition zwei bis drei Stunden durch und dann gehe ich wieder.
So hat halt jeder Mensch seine eigene Vorstellung vom Feiern. Und damals dachte ich, dass mit mir was nicht stimmt, weil ich nie in's Pahlazzo mitgehen wollte, wenn jemand gefragt hat. Heute weiß ich, dass das OK ist.
Und Euch einen schönen Dritten Oktober!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen