Montag, 7. Oktober 2019

Allein, und das ist auch gut so

Allein - und trotzdem glücklich?

vorweg: Dieser Beitrag ist schon ein paar Monate alt. Allein = OK scheint ein immer wiederkehrendes Thema zu sein.
 
Ostern, wie es im Bilderbuch steht: Es ist sonnig, warm, die große Buba ist drüben bei ihrer Familie und sie feiern Ostern, wie so viele Familien es tun. Dass ich mit der Grundbedeutung von Ostern nichts zu tun habe, versteht sich bald von selbst. Für mich sieht es quasi wie eine weitere Gelegenheit für Kommerz aus, Osterpralinen, Karten, Geschenke, kauft, Leute, kauft! [genau wie mit Weihnachten jetzt gerade, nicht wahr?]

Ich verbringe den Großteil des Tages heute so, wie ich es seit längerer Zeit am liebsten tue: Allein. Ich erinnere mich noch sehr gut, wie mir in meiner Jugend suggeriert worden ist, dass das falsch sei - in irgendeiner Weise nicht in Ordnung: "Du musst doch mal rausgehen!" - "Du musst doch mal was mit Freunden machen!" - "Du kannst doch nicht die ganze Zeit allein sein!" - jedesmal ohne, dass mir dafür nachvollziehbare Gründe gegeben worden wären.

Dennoch habe ich geglaubt, dass es so ist - weil ich es so oft gehört habe und immer dieser vorwurfsvolle Ton dabei war, oder vielleicht war es auch wieder nur mein Watzlawick-Ohr, und fast schon krampfhaft versucht, mich möglichst häufig mit Freunden zu verabreden, damit niemand etwas Schlechtes von mir denkt. Die Zwänge, denen man sich als Jugendlicher unterwirft. Und ich kann ja nicht die ganze Zeit allein sein, das geht ja gar nicht.

Irgendwann ist mir ein Phänomen aufgefallen: Ich habe mich mit jemandem verabredet, in ein paar Tagen, aber wenn dann der Tag gekommen ist, habe ich gar keine Lust, rauszugehen. Aus Höflichkeit mache ich das dann doch (zumindest manchmal - die Sannitanic hat sich an meine Absagen gewöhnt).

Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich realisiert habe, dass ich tatsächlich allein sein darf und das Alleinsein sogar genießen darf. Hat ja auch seine Vorteile: Ich stoße nicht so vielen Menschen vor den Kopf mit meiner viel zu direkten Art, ich muss mich an niemandes Verhalten anpassen, ich muss auf niemanden Rücksicht nehmen, ich kann mich selbst verwirklichen.

Die große Buba ist der einzige Mensch, der - für gewöhnlich - eine Dauereintrittskarte bei mir hat. Irgendwie haben wir uns aufeinander eingespielt, viel zu gut. Ich muss mich bei ihr nicht verstellen, und das macht so einen gemeinsamen Abend richtig angenehm.

Ich glaube, es war das Wort "müssen", das diesen Beitrag angetrieben hat. "Du musst doch mal was mit Anderen unternehmen!" - ich versuche, diesen Satz aus meinem Lehrerrepertoire zu streichen, und wenn ich einen Schüler unterrichte, der sich ganz allein wohlfühlt, dann werde ich ihn nicht mit Krampf in irgendwelche Gruppen bringen.

post scriptum: Jetzt, wo es mittlerweile doch deutlich kälter wird, wird mir bewusst, dass ich "Chuck die Pflanze" das Winterhalbjahr über lieber in der Wohnung unterbringen sollte, anstatt im Bad. Das wird im Winter nämlich eiskalt, weil ich dort nicht heize. Ich hoffe, CdP stellt sich nicht so an mit dem Umzug ^^

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