...sich den Konsequenzen stellen... |
Im Englischstudium habe ich einen Ausdruck kennengelernt, den ich wirklich großartig finde - wenn jemand Mist gebaut hat, oder was auch immer, then he has to face the music for his actions. Man muss die Konsequenzen tragen, bzw. die Verantwortung für das übernehmen, was man tut. Wir haben das damals im Journalistenenglisch gelernt - diese Übersetzungskurse waren Pflicht, ganz ähnlich wie in Latein die Exercitia Latina; es ging nicht nur darum, einen deutschen Text in die Fremdsprache zu übersetzen, sondern auch einen ganz bestimmten Stil zu treffen. Im Lateinischen sollten wir dem Stil Ciceros nacheifern, im Englischen mussten wir in diversen Kursen Journalese lernen. Und da taucht der Ausdruck immer mal wieder auf, das gibt eine peppige Schlagzeile her: Trump to Face the Music for Ukraine Affair (jaja, ich weiß, wir haben gelernt, dass richtig gute Schlagzeilen nicht mehr als drei Worte enthalten sollten ^^).
Und mir gefällt nicht nur der sprachliche Ausdruck, mir gefällt auch das Konzept dahinter. Ich muss für meine Handlungen Verantwortung übernehmen, und wenn ich Mist baue, dann muss ich mir das auch sagen lassen, auch wenn es unangenehm ist. Mir fällt auf, dass wirklich sehr viele Menschen durch die Welt stampfen, ohne Rücksicht zu nehmen - ich gehöre dazu, aber ich stehe zu dem Scheiß, den ich mache, und versuche nicht, das irgendwie schönzureden oder etwa zu leugnen. Mir tut der Blog in dieser Hinsicht ganz gut, weil mich immer mal wieder Nachrichten erreichen, die das, was ich hier veröffentliche, kritisch unter die Lupe nehmen. Es ist gut, wenn man darauf hingewiesen wird, dass man nicht immer Recht hat.
Warum ich gerade jetzt auf diesen Gedanken komme: Gestern haben Landtagswahlen in Thüringen stattgefunden, und wer das verfolgt hat, musste den zweiten Platz für die AfD miterleben. Daran mag man sich vielleicht mittlerweile gewöhnen, aber Thüringen ist ein Sonderfall, denn dort gibt es einen Spitzenkandidaten mit völkischem Gedankengut, der in Satiren gern mit dem Vornamen Bernd genannt wird, ich nutze einfach seine Initialen BH.
Es ist ein wenig erschreckend, dass sich fast jeder vierte Wähler für diesen BH entschieden hat, obwohl er ihnen nicht gut bekommen könnte. Es gibt da ein Buch von ihm, aus dem man im Internet erschreckende Zitate lesen kann, von denen der "Volkstod" noch zu den harmloseren Sachen gehört; prickelnder wird es, wenn man liest, dass dieser BH eine Politik der "wohltemperierten Grausamkeit" anstrebt. Ich finde nicht, dass Deutschland den BH tragen sollte, aber darum geht es mir gar nicht: Seitdem sein Buch erschienen ist, wird er immer wieder auf seine nationalistische Diktion angesprochen und zeigt dann, dass er die music eben nicht facen kann, indem er zum Beispiel keine Interviews gibt, schmallippig antwortet der Reportern komplett ausweicht. Ziemlich schwache Leistung.
Ich finde, dass dieser BH ein bisschen Musik gut vertragen könnte, so wie wir alle.
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