Samstag, 18. März 2017

Das Lächeln

Okay, dieses Lächeln ist creepy...

Man findet diverse literarische Kleinode im Internet zum Wert eines Lächelns - dass es das Günstigste sei, was wir einem Menschen schenken können, und wie wertvoll es gleichzeitig sei. Ich würde diese Theorie gern mit ein, zwei eigenen Erfahrungen unterfüttern.

Besonders ist es mir im Laufe der vergangenen Jahre bewusst geworden, wenn ich in der Meditation war. In diesen sechzig bis neunzig Minuten liege ich normalerweise vollkommen regungslos da, mit einem nichtssagenden Gesichtsausdruck, einfach möglichst entspannt und still. Manchmal merke ich allerdings, wie die Stimmung sich während der Meditation bessert - oder manchmal sind es einfach nur positive Gedanken, witzige Überlegungen, und ich fange an zu grinsen. Ohne dass es jemand bemerken würde. Ich selbst spüre allerdings direkt die Konsequenzen: Wenn die Gesichtsmuskeln betätigt werden, die für ein Lächeln nötig sind, werden Glückshormone ausgeschüttet. Manchmal kann ich eine volle Stunde regungslos und ausgeglichen in der Meditation gelegen haben, danach fange ich an, zu lächeln und merke, wie die Stimmung dabei steigt. Man kann sich quasi glücklich lächeln, und das war für mich eine sehr wertvolle Erfahrung.

Aber auch Andere können davon profitieren: Wir haben öfters darüber gesprochen, warum Er immer wieder zu mir gekommen ist, auch wenn es so viele Umstände mit sich gebracht hat. Und eine seiner Antworten war das Lächeln: "Wenn ich bei dir durch die Haustür komme und von dir angestrahlt werde, dann geht's mir auch gleich viel besser, und das ist immer wieder toll." In der Tat, nicht selten ist Er damals aus einer nervigen, stressigen Privatsituation heraus für das Wochenende nach Husum gekommen und das Lächeln zur Begrüßung hat ihn das alles beiseite räumen lassen. Natürlich, manchmal wurden dadurch Sachen verdrängt, über die wir lieber hätten reden sollen, aber ich war damals ganz glücklich darüber, dass Er so gern zu mir kommt.

Allerdings kann das Lächeln auch eine Schattenseite haben, wenn es einem nämlich negativ ausgelegt wird. So war ich im Referendariat nicht glücklich, achtzehn Monate lang, habe aber versucht - wie man das als professioneller Lehrer machen sollte, denke ich - das nicht an meinen Schülern auszulassen. Im Gegenteil, ich war bemüht, in der Schule freundlich zu sein und jedem mit einem Lächeln zu begegnen, und das hat die meiste Zeit über auch geklappt. Ich dachte, dass ich damit etwas Gutes tue.

Im Gespräch mit meiner Schulleiterin wurde mir das Lächeln allerdings zur Last gelegt: Ich sei arrogant und überheblich durch die Schule gegangen, unangenehm selbstsicher, wie es hieß. Meine Wahrnehmung, in der ich das Referendariat als sehr unangenehm empfunden habe und darunter gelitten habe, wurde mir als "reichlich unglaubwürdig" ausgelegt und somit ignoriert: "Sie sind immer mit einem Lächeln durch die Schule gegangen, ich nehme ihnen das nicht ab, dass sie im Referendariat irgendwie gelitten hätten."

Für mich war in dem Moment die Sache gegessen, denn spätestens in jenem Moment wusste ich, was mir da für ein Mensch gegenüber sitzt und ich wusste, wie ich damit umzugehen hatte. Aber ich war wütend und reichlich hilflos, als hätte man mir den Boden unter den Füßen weggezogen, dass mein so gut gemeintes Lächeln, meine ansteckende Fröhlichkeit auf diese Weise gegen mich verwendet werden würde.

Und dennoch.

Ich bewahre mir das Lächeln. Denn unter dem Strich bleibt mehr Positives als Negatives übrig. Und ich halte es weiterhin mit Buddha:

Lächle und die Welt verändert sich.

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