Montag, 27. März 2017

Das ist nicht Eure Ernst!

Sie ist Ernst, bitterer Ernst. Äh, Britta Ernst.

Doch, und es ist leider kein Tippfehler. Es ist unsere Ernst, unsere Bildungsministerin Britta Ernst, die mal wieder von sich reden macht. Es dürfte Vielen nicht unbekannt sein, dass am 07.05. der schleswig-holsteinische Landtag gewählt wird. Gäbe es also einen besseren Zeitpunkt für Wahlwerbung? Das mag Ernst sich gedacht haben und verschickte einen vierseitigen Brief an Schulen und Schulräte im Land, in dem sie die hervorragenden Leistungen des Bildungsministeriums herausstrich, dabei auf das Wahlprogramm der SPD und im Vergleich dazu auf das der CDU verwies.

Wie es sich gehört, hat die Opposition losgepoltert und eine Missbilligung ausgesprochen - die Koalitionspartner B90/Grüne und SSW distanzieren sich von dem Schreiben, das man, so SPDStegner, "anders hätte formulieren können".

Ich bekomme immer wieder einen Hals, wenn ich Frau Ernst sich ihrer Erfolge brüsten sehe und ich bedenke, dass ich in vier Monaten wieder arbeitslos bin - und damit nicht der einzige Junglehrer im Land bin, der auf irgendeinen Vertrag hofft. In vier Wochen muss ich mich wieder beim Arbeitsamt arbeitssuchend melden. Ich darf mich nicht aufregen. Der Blutdruck.

Ich finde, es ist an der Zeit, dass wir endlich mal wieder ein kompetentes und ehrliches Bildungsministerium bekommen. "Nach der Wende kam die Ernst", das klingt schon wie eine schulpolitische Bankrotterklärung.

KN-Artikel
SHZ-Artikel

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Tranxilium Tabs (Clorazepat)

Gestern ging das los, da habe ich es zum ersten Mal gespürt - dass langsam die Aufregung vor der Operation steigt. Und das, obwohl ich alles Mögliche versuche, um mich zu beruhigen - in allen Meditationen bin ich die OP mehrfach durchgegangen, ich versuche mir Antworten auf alle offenen Fragen zu holen und eigentlich ist es ja auch nichts Lebensbedrohliches.

So habe ich mir auch heute früh in der Klinik wieder Antworten abgeholt. Aber trotz allem: Ein bisschen Angst ist da, ein bisschen Aufregung, ein bisschen wünschen, dass es vorbei ist. Und ich war eigentlich so weit, dass ich dachte, ich bräuchte am Vorabend nix, um meine Gedanken runterzufahren und gut zu schlafen. Aber ich merke, dass ich sehr dankbar dafür sein werde. Scheiß Hochbegabung, die mich oft vor lauter Gedanken nicht einschlafen lässt. Und was soll denn überhaupt bei der OP passieren? Außer durchtrennte Nerven, Sehnen, Thrombose, chronische Schmerzen, Entzündungen... ja, ich weiß, so darf man nicht denken. Aber die Ärzte müssen einen ja vorher auch über die Risiken aufklären und dann hat man wieder Alles direkt vor Augen.

In den letzten Tagen habe ich öfters nicht mal dran gedacht, einen Blogeintrag zu schreiben. Das ist halt so in den intensiven Denkphasen, das habe ich irgendwie auch meiner Mutter erklären müssen - weil ich mich dann oft sehr lange nicht bei ihr melde und sie sich natürlich Sorgen macht. Morgen bin ich nochmal einen Tag in der Schule, aber es wird mir verdammt schwer fallen, mich auf den Unterricht zu konzentrieren. Ist blöd, wenn die Schüler das mitbekommen. Meistens bekommen sie es nicht mit. Aber sie bekommen es ab.

Zum Glück gibt es Anxiolytika - angstlösende Medikamente, so wie das oben abgebildete Clorazepat. Leider haben Benzodiazepine unter den missbrauchsfähigen Substanzen eines der höchsten Abhängigkeitspotentiale und der Entzug ist grausam und langwierig (das sog. Ashton-Manual sieht ein monatelanges Abdosieren vor). Umso glücklicher bin ich, dass diese Medis mich nicht zum Missbrauch reizen, sondern nur für den therapeutischen Nutzen interessant sind. Und der kann wirklich Vieles einfacher machen. Clorazepat ist ein sogenanntes Prodrug, dessen Hauptwirkung sich erst durch seine Metaboliten (Stoffwechselprodukte) entfaltet. Das hat den Vorteil, dass man abends eine Tablette nehmen kann, die Wirkung etwas verzögert einsetzt und hauptsächlich am Folgetag zu spüren ist. Es nimmt einem die Angst auf dem Weg zur OP, nur sollte man sich nicht mehr hinter's Steuer setzen.

Ah, Auto-Gedankenexkurs: Genau aus diesem Grund hatte ich mal angefragt, ob Er mich in die Klinik fahren könnte. Nicht uneigennützig: So hätten wir einen legitimen Grund, dass wir uns endlich mal wiedersehen können. Aber daraus wird leider nix, ich erfahre u.U. erst morgen nachmittag die genaue Uhrzeit der OP. Und so lange will ich ihn nicht auf die Folter spannen, Er würde das ja gern planen können. Schade drum. Zurück zu den Benzos.

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Okay, zugegeben, bis hierhin hatte ich den Beitrag schon am Sonntag geschrieben, weil ich nicht davon ausgegangen bin, dass es noch irgendwelche Änderungen gibt. Ist nun aber doch so, weil der Chefarzt die OP durchführen wird (was sie normalerweise nur bei Privatpatienten machen, wie sie mir unverhohlen erklärt haben) - und der hat sich das Ganze heute nochmal angeschaut und mit mir alle Möglichkeiten sondiert. Und daraus ergibt sich, dass eine kompliziertere OP ansteht als geplant und erst Mittwoch in einer Woche. Und Aufklärung und Vertrag müssen überarbeitet werden.

Immerhin das Bild oben im Thread kann ich stehenlassen, denn ich habe auch diesmal wieder Clorazepat für den Vorabend bekommen. Das beruhigt, denn da weiß ich, dass ich nicht panisch zu dieser OP gehe. Bleibt nur noch die Frage der Schmerzmittel, das könnte etwas umständlicher werden, schauen wir mal. Und dann kann es noch eine Weile länger dauern, bis ich wieder einsatzbereit bin. Egal, das wird jetzt versucht.

Und an dieser Stelle vielleicht eine kleine Aufmunterung an alle da draußen, die auch Angst vor Operationen haben - oder auch Angst vor einer Zahnbehandlung - diese Angst lässt sich abstellen. Man muss da keinen tapferen Helden spielen, Benzodiazepine sind (unter anderem) genau für diesen Zweck als Medikament zugelassen.

Mother's Little Helper...

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