Samstag, 21. Januar 2017

Tee mit Smaug


On my quest to write leicht bekömmliche Beiträge I'm now focusing on the series of films I've been watching over the last few days - Peter Jackson's Hobbit-Trilogy.

Zum Glück bin ich an diese Filme mit der richtigen Erwartungshaltung herangegangen: Eine völlig aufgeblasene Filmtrilogie, die in der Extended Edition einen schlanken Tolkien-Roman auf neun Stunden Filmunterhaltung streckt - etwa mit dem Ziel, ein dem Hauptwerk Lord of the Rings ebenbürtiges Werk zu schaffen? Wenn man so denkt, wird man natürlich eiskalt enttäuscht werden. Was wir hier vor uns haben, ist etwas, was im Zeitalter des Internets und weltweiter Kommunikation immer beliebter zu werden scheint: Fanservice.

Ich habe Freunde gefragt, was mich erwartet, wenn ich diese Filme schaue: Sehr viel CGI, sehr viele Effekte und Schlachten. Minimaler Plot, ein wenig Charakterentwicklung, allerdings sehr oberflächlich. Aber: Visuell und vom Sounddesign her absolut spektakulär. Und wie ich in diesem Blog schon öfters erwähnt habe, bin ich dafür sehr anfällig - so sehr, dass zwei der drei Filme für mich ein absoluter Hochgenuss waren, ein Erlebnis, das ich gern wiederholen werde. Und über das letzte Drittel wird dann später noch zu sprechen sein.

Ein kurzes Lehrstück darüber, was Fanservice bedeutet: Es gibt in allen kreativen Bereichen große Fanzirkel, die irgendwann mit einer bestimmten Erwartungshaltung an ihre Künstler herantreten. Within Temptation haben früher wunderbaren Gothic, später Symphonic Metal gespielt. Als sie sich dann verstärkt dem Rock zugewendet haben, haben sich parallel viele der Fans (mich inklusive) abgewendet. Kein Fanservice. Der Regisseur Dario Argento hat in den Siebziger- und Achtziger-Jahren herrlich überdrehte Giallos gedreht, mit einem ganz eigensinnigen Stil, für den die Fans (mich inklusive) ihn lieben gelernt haben. Seit den Neunzigern hat er allerdings versucht, sich der modernen Technik zuzuwenden, seine eigene Vision weiterzuentwickeln - und für sein damals begeistertes Publikum völlig unerträgliche Filme herausgebracht. Nix mit Fanservice.

Es geht auch anders; die Final Fantasy-Rollenspielgemeinde ist sehr groß, mittlerweile sehr erwachsen geworden und stellt ganz bestimmte Erwartungen an ein neues Spiel der mittlerweile sehr umfangreichen Spielereihe. Vor knapp zwei Monaten ist Final Fantasy XV erschienen, der Inbegriff des Konzeptes vom Fanservice: Das gesamte Spiel voller Anspielungen an die vorhergehenden vierzehn Teile, wiederkehrende Gegner, Charaktere, Magie, Beschwörungen, Plotelemente. Als alter Hase der Reihe habe ich mich wunderbar aufgehoben gefühlt, toll, da scheint jemand ein Spiel extra für mich gemacht zu haben. Geil! Das nenne ich mal Fanservice pur! Bleibt nur die Frage: Ist das gut?

Im Fall von FFXV muss ich da ein ambivalentes Urteil fällen. Denn so sehr ich auch all die Hunderte, Tausende Anspielungen an alte Spiele genießen mag, so sehr fehlt mir das Neue: Das Spiel bietet mir kaum Unerwartetes. Man ist als Entwickler sozusagen auf Nummer sicher gegangen. Aber um die Bewertung des Konzeptes Fanservice soll es mir hier nicht gehen. Kehren wir zurück zum Hobbit.

Der Plot in Tolkiens Roman hätte problemlos in zwei Stunden über die Leinwand gebracht werden können - doch hat man sich bewusst entschieden, ein Werk puren Fanservices zu schaffen. Man hat sich überlegt: Was wollen die Fans der Reihe sehen? Was möchten all die Rollenspieler endlich mal mit satter Grafik, mit fettem Sound, in bombastischem 3D auf der Leinwand sehen? Sie wollen die unterschiedlichen Rassen in voller Montur erleben, Elben, Zwerge, Orks, sie wollen die Hauptfiguren der Reihe in schaurig-schönem Closeup erleben, Gollum, Gandalf, Sauron, sie wollen die wunderschönen Landschaften Mittelerdes genießen, eine Sightseeing-Tour der ganz besonderen Art. Weite Felder, tiefe Höhlen, das großartige Zwergenreich Erebor, das idyllische Bruchtal, sie wollen leinwandfüllende Magie erleben: der Eine Ring kommt umfangreich zum Einsatz, die psychedelischen  Effekte verschiedener Pflanzen werden in aller Breite ausgearbeitet und der Auftritt Saurons ist an Lautstärke und grafischer Intensität selbstverständlich kaum zu überbieten. In all dieser Fantasy-Ehrerbietung wirkt die Stadt der Menschen fast schon langweilig-normal, aber ihr ist ein Schicksal bestimmt, das für mich den Höhepunkt der Filmreise darstellt:

Das Rendezvous mit Smaug, dem feuerspeienden Drachen, der inmitten eines riesigen Goldschatzes schlafend über den Erebor wacht.

Wie ich im Internet lese, bin ich nicht der einzige Zuschauer, der den Auftritt des Drachen als einen der Höhepunkte der Reihe sieht. Herrlich langsam tritt er auf, öffnet zunächst nur ein Auge, liegt begraben unter all dem Gold, bis Bilbo Beutlin ihn auf der Suche nach dem legendären Arkenstein aufweckt. Und wenn ein unwissender Tropf wie ich dachte, der Drache würde den Hobbit einfach rösten und verspeisen, dann hatte ich mich gründlich verzettelt: Es entbrennt ein herrliches Rededuell zwischen den beiden, in dem sich Smaug zugleich hochintelligent und dämlich, selbstverliebt und selbstüberschätzend, mächtig und verwundbar und vor allem unglaublich sexy zeigt. Wow. Wie er über den Goldberg kriecht, auf der Suche nach dem unsichtbaren Hobbit, wie seine unvergleichliche Stimme (sowohl im Englischen als auch im Deutschen fantastisch abgemischt!) Phrasen drischt - ich werde die Filmreihe irgendwann wieder schauen, die stundenlangen Wanderungen der Zwerge ertragen, nur um irgendwann in Smaugs Reich anzukommen und diese herrlich energische Szene nochmals genießen zu dürfen.

Es erübrigt sich zu sagen, dass Smaugs letzter Satz im zweiten Teil für einen eindrucksvollen Cliffhanger sorgt - dieser Drache ist nicht zu unterschätzen!

Tja, und dann bleibt noch der dritte Teil der Reihe zu erwähnen, kurz und bündig, der mich so überhaupt nicht interessiert hat. Das mag Anderen anders ergehen - die Glücklichen. Der Film beginnt mit Smaugs Attacke auf die Stadt der Menschen; das ist noch eindrucksvoll (nur leider fehlen mir seine Smartass-Sprüche, die meiste Zeit röstet er einfach drauflos). Danach aber ergeht der Film sich in plotleeren Schlachten und halbstündigen pseudodramatischen Abschieden und Bestattungen. Not interesting for this reviewer. 

Womit für mich feststeht: Ich habe den Hobbit sehr genossen, ich muss zugeben, der Fanservice hat mir gefallen. Endlich mal Magie in überzeugenden Effekten auf der Leinwand zu sehen, endlich mal richtig vor Sauron zu erzittern, endlich mal einen überzeugenden Drogentrip im Film zu sehen (lasst die Finger von diesen Pilzen, liebe Zwerge!), all das fand ich schön, und wann immer ich wieder Lust darauf habe, werde ich mir die ersten beiden Filme in 3D anschauen, sechs Stunden Bombast, bis zu Smaugs Finale. Und der Rest wird in der Bluray-Box verstauben.

Aber das macht nichts: Der Spaß war es mir wert!

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