Sonntag, 29. Januar 2017

Feel the Bern!


Feel the burn!

Im Englischen wird diese durchaus positive Redewendung benutzt, wenn man zum Beispiel im Training ist, Bodybuilding, und eine anstrengende Trainingssession hatte. Fühl' es brennen, fühl' den Schmerz! Als Beweis dafür, dass man etwas erreicht hat. In den vergangenen vierundzwanzig Monaten hat die homophone Variante mit dem Wort Bern eine ganz neue Bedeutung erhalten, die mich langsam, aber sicher begeistert. Leider erst nach der US-Wahl, und so geht es auch vielen Amerikanern. Das ist zwar schade, denn die Rede ist von Bernie Sanders, einem Senator des amerikanischen Bundesstaates Vermont, der zur Wahl des demokratischen Kandidaten angetreten ist und den weitaus erbittertsten Kampf geführt hat, aber er schließt sein Antreten in Zanzigzwanzig nicht aus. Und das freut mich, denn seine Popularität ist gewaltig und steigt weiter an. Woran liegt das? Ich habe von Sanders zuvor nie etwas gehört und fange erst jetzt an, mich mit diesem Menschen auseinanderzusetzen. Und ich frage mich, warum nicht noch viel mehr Menschen für ihn gestimmt haben. Aber wenn uns die US-Wahl Eines gezeigt hat, dann, dass die Popularität allein keinen Präsidenten macht.

Sanders ist besonders bei den jungen Menschen sehr beliebt. Ist es, dass seine politischen Ideen auf die Zukunft junger Menschen angelegt sind? Ist es die Art, wie er spricht? Laut, deutlich, mit Inbrunst und gezielt, als wolle er sein Gegenüber vernichten? Oder ist es vielleicht die Art, wie er Lügen und Bigotterie schonungslos aufdeckt? Ich könnte ihm stundenlang zuhören.

Als Lehrer hat mich natürlich die Anhörung der zukünftigen Bildungsministerin Betsy DeVos interessiert, und was Bernie ihr zu sagen hat. Einfach mal hineinschauen, gute Unterhaltung! Und bei dieser Gelegenheit auch gern das weibliche Bernie-Pendant anschauen, Senatorin Elizabeth Warren, ebenfalls voller Inbrunst, ebenfalls als Revolutionärin, ebenfalls unglaublich beliebt bei der Bevölkerung (zumindest der, die nicht zu den oberen Zehntausend gehört). Ich wünschte, manch ein junger, aufstrebender Politiker schaute sich Einiges von den beiden ab, um später genau so mitreißend zu sprechen und zu handeln.



Immerhin während meiner Zeit als Mitglied des Kieler Studierendenparlament habe ich den einen oder anderen Studierenden erlebt, der ebenfalls charismatisch gesprochen hat. Vollkommen zurecht wurde eine von ihnen in einem Jahr zur Präsidentin des Parlaments gewählt.

Ich wünschte, das Gros der amerikanischen Bevölkerung ließe sich nicht so leicht von Trump für dumm verkaufen. Aber dazu braucht es Intelligenz, einen breiten Wissens- und Erfahrungshorizont, Aufgeschlossenheit für andere Meinungen. Und das ist anstrengend.

Mit leerem Kopf nickt es sich leichter.

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