Samstag, 14. Januar 2017
Auf in den Dschungel!
Ich hätte gestern so viel Anderes posten können als diese kleine schwule Liebesgeschichte. Vielleicht etwas, das mit Freitag, dem Dreizehnten zu tun hat oder eben das, was ich heute poste. Es geht um die Sendung Ich bin ein Star, holt mich hier raus. Oder auch einfach nur Dschungelcamp.
"Wie kannst du dir so einen Schrott nur anschauen?" werde ich gefragt. "Das wäre für mich eine Verschwendung von Lebenszeit. Zu sehen, wie irgendwelche Z-Promis, von denen wirklich noch niemand etwas gehört hat, Käfer essen oder mit Würmern überschüttet werden. Was reizt dich daran?"
Die Frage habe ich mir auch gestellt, jedes Jahr wieder, seit der allerersten Staffel in 2004. Es geht mir um die Psychologie. Ich liebe es, das Verhalten dieser Menschen im Camp zu studieren. Ich liebe den tongue in cheek-Humor der Moderatoren (requiescat in pace Dirk Bach). Ich liebe es, zu verfolgen, wie die Stimmung allmählich kippt. Immer mit der Sensationsgeilheit im Nacken, die allerdings nur selten wirklich befriedigt wird. Es ist die Spannung, die Vorfreude auf das, was passieren könnte.
Ein Dschungelcamp hat seinerzeit enorme Einschaltquoten bekommen - es war wunderbar anzuschauen, wie Sarah Knappiks Psyche eine Show nach der anderen geliefert hat. Der Wahnsinn, und für mich als Verhaltensforscher eine wahre Fundgrube an Denkstoff. Seitdem hoffe ich immer wieder aufs Neue, dass es im Dschungel knallt.
Meine Damen und Herren, ich verstehe vollkommen, wenn Ihr die Sendung als Schund betrachtet, ist sie schließlich auch. Niveaulos, eklig und oft noch nichtmal spannend - wobei man da dem Regieteam ein Kompliment machen muss, sie machen aus wirklich jeder Mücke einen Elefanten. Aber ich kann nicht genug davon bekommen; ich muss dran denken, mit meinen Schülern zu wetten, wer der Dschungelkönig wird.
Wer ist denn diesmal so dabei? Ach herrje. Kader Loth. Die Frau, die sich Winterreifen auf die Lippen hat ziehen lassen, und die Brüste bis zum Kinn aufgeblasen. Gestern schon wieder in Hochform: "Macht auf euch etwas gefasst! Ich bin hier die Trash-Queen." Kann ich nicht widersprechen. Sorry, aber die Frau hat für mich einen unglaublichen Unterhaltungswert. Ich hoffe, Olli Kalkofe beobachtet das Ganze, vielleicht kommt dann wieder eine herrliche Verarsche dabei heraus.
Schön, für das alternde Auge gibt es dann auch noch etwas anzuschauen, Marc Terenzi ist mit von der Partie - und hat sich, im Gegensatz zu manch anderem Ex-Boyband-Gehopse nach seiner musikalischen Karriere nicht komplett verfetten lassen - er dürfte nicht das unattraktivste Mitglied seiner derzeitigen Men Strip-Gruppe SixxPaxx sein. Schön, bekommt hoffentlich ausreichend Screentime - wobei zu vermuten steht, dass er aufgrund mangelnden Unterhaltungswertes bald hinausgewählt wird.
Vielleicht interessiert sich ja auch jemand für Florian Wess, den Botox-Boy. Von dem habe ich zuvor noch nie gehört. Ein Blick in das "Gesicht" und man erkennt, warum er diese Reise angetreten hat. Man muss sich fragen, ob es sich hierbei um ein medizinisches Experiment handelt...
Ganz spannend verspricht auch Hanka Ich-hab-ihren-Nachnamen-vergessen-oder-war-es-Rackwitz zu werden, die stolz und ohne Scheu erzählt, dass sie nicht nur einen psychischen Knacks hat, Waschzwang, Panikattacken und vieles mehr. Das wird wohl eine Masche sein, um mehr Aufmerksamkeit und damit kostbare Screentime zu bekommen. Es erhöht auch ihre Chance, von einem gnadenlosen Publikum in zahlreiche Dschungelprüfungen gewähglt zu werden. Das könnte je nach Vertrag ihre Gage erhöhen, also ist das vielleicht kein schlechtes Script, das sie sich da überlegt hat. Sollte sie allerdings authentisch panisch sein, muss ich mich wundern, warum sie dieses Abenteuer auf sich genommen hat. Das liebe Geld...
Zu viel Normalität muss also nicht befürchtet werden, am ehesten vielleicht noch durch die gereifteren "Stars" wie Frl.Menke (aus der damaligen Neuen Deutschen Welle). Ein Gegenpol zu dem Hirnpüree dürfte allerdings ganz nett sein, sonst wird man als Zuschauer vollkommen überfordert. Ja, sowas gibt es.
Verhalten. Wie faszinierend.
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