Montag, 1. November 2021

Wir haben etwas vor


Vorhabenwoche.

Ich denke, jeder kennt das irgendwie, sei es nun als Lehrkraft oder aus den Erinnerungen an die eigene Schulzeit, vielleicht auch unter dem Namen Projektwoche: Eine Woche, in der der Stundenplan außer Kraft gesetzt ist und auf andere Art und Weise gearbeitet wird. Das bietet viele tolle Möglichkeiten - aber wenn man sich nicht rechtzeitig ein gutes Konzept überlegt hat, könnte es eine thematisch schwammige Zeitverschwendung werden.

Ich habe keine eigene Klasse und bin somit als Springer verfügbar - zur Verstärkung oder bei Krankheitsausfällen, und eine Kollegin hat mich schon im Vorfeld gefragt, ob ich in ihrer Klasse nicht etwas Vorbereitung auf den MSA machen könnte. Gar kein Problem.

Problematischer wird es bei den anderen Einsätzen. Wenn ich nicht weiß, was ich machen soll, und wenn ich noch nicht einmal weiß, ob ich überhaupt etwas machen soll, werde ich panisch. Kurz gesagt: Diese Woche ist für mich ein Horror. Wenn ich frühzeitig mitgedacht hätte, hätte ich den Kollegen ab Klasse Neun einen zwei- oder vierstündigen Workshop Suchtprävention angeboten, aber wie ich schonmal geschrieben hatte, das muss auf nächstes Mal warten.

Eigentlich klingt das paradiesisch: "DrH, morgen gehst du von der zweiten bis vierten Stunde in die 10c, mach' mit denen, was du willst." Aber das ist fürchterlich, denn ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich habe heute zwei Stunden in Meditation verbracht, um mich auf etwas festlegen zu können, das hoffentlich allen Seiten gerecht wird:

Morgen gehe ich in die Klasse, frage, ob irgendjemand dort zur LGBTQIA+-Community zählt. Wir werden eine englische classroom discussion machen über die Situation von Jugendlichen, die sich ihrer Sexualität nicht mehr sicher sind; als Grundlage, quasi als Denkinput, schauen wir uns den Film Get Real (1998) an. Dort wird die Frage gestellt, ob man sich outen sollte, oder ob man lieber ein closeted life leben soll - ganz passend anhand einer Gruppe von Schülern, von denen einer offen schwul ist, ein anderer offen hetero - und dann funkt es zwischen ihnen, aber die Hete hat panische Angst davor, dass irgendjemand etwas erfährt. Klassische Geschichte.

Und um noch eine text production hinterherzuschieben, biete ich ihnen als Schreibübung an, einen comment zu folgendem Satz zu schreiben: "If you are not heterosexual, then you should keep it a secret." Das werden wir natürlich nicht alles in diesen drei Stunden schaffen - die Schreibaufgabe wird ein Rausschmeißer; wer möchte, darf mir seinen Text gern per Iserv zuschicken, ich korrigiere und bewerte ihn. 

Mittwoch gibt es ein anderes Thema, aber dazu morgen mehr. Wenn ich meine eigene Klasse hätte (bloß nicht!), dann würde ich diese Vorhabenwoche natürlich komplett durchorchestriert haben. Und das wäre vielleicht sogar toll. Aber so als Springer, ohne konkreten Einsatzplan, das ist für den Aspi echt unschön.

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