Donnerstag, 25. November 2021

Brainfood per Post


Das hat mir den gestrigen Tag extrem aufgewertet: Ich hatte zweien meiner Lerngruppen die Aufgabe geschickt, mir Briefe auf Englisch zu schreiben, zum Beispiel unter Verwendung von Adjektiven und Adverbien, weil das in einer Gruppe gerade Unterrichtsthema war. Ich bin nicht davon ausgegangen, dass sie das wirklich machen, oder zumindest nicht davon, dass sie mir tatsächlich einen Brief per Post zukommen lassen, und tatsächlich kamen gestern und heute einige Mails an mit den Botschaften der Kiddies, über die ich mich wirklich gefreut habe.

Gleichzeitig fand ich gestern aber auch einen großen Briefumschlag vor meiner Tür, den der Postbote mitgebracht hatte, und darin waren tatsächlich knapp zwanzig einzelne Briefe aus meinem Kurs in Neun; die Vertretungskollegin hat diesen Arbeitsauftrag mit den Schülern umgesetzt, und diesen Briefumschlag zu öffnen und die Texte zu durchstöbern, das hatte etwas von Entdeckungsreise.

Ich bin ja davon überzeugt, dass man sehr interessante Dinge über seine Schüler herausfinden kann in kreativen Schreibaufgaben, die möglichst offen und themenungebunden formuliert werden - so kann jeder bewusst oder unbewusst Einiges von sich in diesem Brief mitteilen. Ein paar der Nachrichten möchte ich hier posten, weil sie so richtig schön programmatisch für diesen Kurs sind und mich zum Strahlen gebracht haben (wie natürlich auch alle hier nicht abgebildeten Briefe).



Da war zum Beispiel eine Rückmeldung zum Spielprojekt dabei; das hat mich gefreut, allerdings bin ich bei sowas immer lieber etwas zurückhaltend, mit dem Gedanken "Wartet lieber, bis wir damit durch sind, vielleicht geht das in eine für Euch blöde Richtung" - und trotzdem tut es gut, sowas zu lesen!



Das hier dürfte der enigmatischste Brief gewesen sein; Handschrift kombiniert mit Textknappheit lassen vielleicht Rückschlüsse auf autistisches Verhalten zu? Natürlich habe ich gerätselt, was es wohl mit dem riesigen Auge am Himmel auf sich haben könnte - die Antwort kam eine Weile später; die Kiddies konnten in Grüppchen bis zu drei Schülern zusammenarbeiten und mein BrainSquad hat sich zusammengetan - drei Schüler des Kurses, die allesamt sehr faszinierende (weil ungewöhnliche) Hirnstrukturen haben. Einer hat dieses Bild gemalt, im zweiten Stand im Brief unter anderem der Satz "we are watching you ALWAYS", ob das eine Anspielung an George Orwell war? Und Nummer drei in diesem Team hat dann folgenden Brief geschrieben, eine interessante Variation eines Genesungswunsches:




Eine der stärksten Schülerinnen des Kurses hat einen anspruchsvolleren Brief erstellt (oben), als ich ihn in einer neunten Klasse erwartet hätte - wobei abzusehen war, dass sie sich die Aufgabe etwas herausfordernder gestaltet. Ich war jedenfalls beeindruckt!

Darüber hinaus gab es auch Poesie mit Augenzwinkern und einen kleinen Cartoon, so dass dieser Brief insgesamt wie eine Wundertüte war und mir viel gedankliches Reisegepäck für die Meditation mitgegeben hat. Großartig! Hoffentlich kann ich bald wieder in die Schule und ihnen persönlich dafür danken ;-)




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