Mittwoch, 17. November 2021

Epididymitis


"Man spricht da nicht gern drüber. Deswegen ist das nicht so bekannt, auch wenn es recht häufig auftreten kann."

Dann wollen wir doch mal etwas gegen das Nicht-drüber-Sprechen tun und ein bis drei Worte über die Nebenhodenentzündung verlieren. Das kann einem nämlich schon ein bisschen Angst machen.

Am Anfang tut es im Schritt weh, so, als hätte jemand mir zwischen die Beine getreten. Mein Kopf sagt sich dann wieder, joah, kommt vor, geht wieder weg, ich kümmere mich nicht weiter drum. Fehler - aber dazu später. Am zweiten Tag bemerke ich, dass der Schmerz immer noch da ist, aber ich rede mir ein, dass es schon weniger schlimm ist als am Tag zuvor, und wirklich schlimm ist es ja eh' nicht. Nur wenn ich mich hinsetze, muss ich ein wenig aufpassen, sonst tut es weh. 

Immerhin gehe ich schon einmal vor den Spiegel und schaue mir an, was da los ist. Interessant, das sieht aus, als ob der rechte Hoden ein bisschen geschwollen ist. Ich traue meinen Augen aber oft nicht, und deswegen taste ich da unten alles ab und realisiere, dass der rechte Hoden fast doppelt so groß ist wie der linke. Okay, wenn es morgen noch so ist, dann könnte ich ja mal bei einem Urologen anrufen. 

Zumindest sagt mir das Internet das. Genau genommen sagt es mir, dass ich schon sofort zum Arzt hätte gehen sollen. Wenn man das bei einem Jugendlichen bemerkt, sogar sofort den Notarzt rufen, denn es gibt da mehrere mögliche Diagnosen, von denen die Epididymitis die harmloseste ist, eine Bakterieninfektion, die mit einem Antibiotikum und Ruhe behandelt werden kann.

Andere Möglichkeiten wären eine Hodentorsion (Verdrehung), die schnell behandelt werden muss, da sie ansonsten Unfruchtbarkeit nach sich ziehen kann. Wenn eine Schwellung ganz ohne Schmerzen vorliegt, dann könnte es richtig unangenehm werden - dann könnte ein Karzinom vorliegen. Hodenkrebs. Sofort operieren. Klar, das Internet eröffnet mir diese Möglichkeiten, aber Sicherheit kann ich erst bekommen, wenn ich das von einem (Fach-)Arzt abtasten lasse. Sich selbst im Internet zu diagnostizieren ist shayze. 

Also bin ich heute zum Schulentwicklungstag gefahren und habe dann in der Frühstückspause bei einer urologischen Praxis angerufen; die waren leider wegen Krankheit selbst vollkommen ausgebucht, haben mir aber andere Namen genannt und auch den Tipp gegeben, erstmal bei'm Hausarzt vorzusprechen, der vielleicht schon eine Entzündung feststellen und ein Antibiotikum mitgeben kann.

Also mal wieder bei Evi entschuldigt und direkt zu Britz nach Kronshagen, eine Stunde mit National Geographic im Wartezimmer, dann schaut Britz sich das an, tastet es auf alle möglichen Arten ab, um den Schmerz zu lokalisieren und die Art festzustellen. Am Ende gehe ich mit dem Begriff Epididymitis, einem Rezept für Doxycyclin und einer AU für den Rest der Woche nach Hause. Ruhe halten, nicht viel gehen, auf die richtige Unterwäsche achten.

Ich bin jetzt etwas schlauer, und als Aspi hat man nicht so wirklich Probleme, über so etwas zu sprechen; ist doch gut, wenn auch andere Menschen aufgeklärt werden, oder?

Liebe Eltern, macht Euch bitte keine Sorgen! :-) 

post scriptum: Eben im "Schleswig-Holstein-Magazin" wurde kurz über die "Gorch Fuck" gesprochen. Herrlich.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen