Mittwoch, 10. Juli 2019

DrH im Gespräch

Manchmal einfach den Mund halten - gar nicht so einfach.

Auch wenn es lange gedauert hat - ich habe zumindest im Ansatz gelernt, im Gespräch mit Menschen den Mund zu halten. Ich höre sehr gut zu und mache mir dabei meine Gedanken, und das führt nur allzu oft dazu, dass ich meinen Senf dazugebe. Und das Problem ist noch nichtmal, dass ich mein Gegenüber unterbrechen würde, das versuche ich zu vermeiden. Kritischer ist, was ich sage. Ich habe vor ein paar Jahren diesen Spruch gelernt:

Wenn du nichts Gutes zu sagen hast, dann sag am besten gar nichts.

Und von Jahr zu Jahr merke ich immer mehr, wie sinnvoll das ist. Im Film Interstellar (2014) gibt es eine Szene, in der TARS, der mitreisende Roboter feststellt, dass hundertprozentige Ehrlichkeit der Kommunikation hinderlich ist. Und er hat Recht; ich dachte, ich mache mir das Leben einfacher, wenn ich keine Phrasendrescherei anbringe, keine Lügen aus Höflichkeit - nun ist es zwar für mich einfacher, Gespräche zu führen, aber ich stoße Menschen mit dieser Offenheit manchmal extrem vor den Kopf. Ohne, dass ich das merke, und ohne, dass ich das kontrollieren könnte.

Viele Menschen haben mir den Rat gegeben, mein Herz nicht auf der Zunge zu tragen - aber das ist keine Entscheidung, die ich treffe, da ist das Gehirn schneller. Damit verletze ich meinen Gesprächspartner immer wieder, und das tut mir unglaublich Leid, umso mehr, als dass viele getroffene Menschen mich nicht darauf hinweisen.

Ich dachte immer, liebe Leute, sagt mir das doch, wenn ich schon wieder Mist gebaut habe im Gespräch, damit ich daraus lernen kann - aber im Zuge der gegenwärtigen Überlegungen kommt mir der Verdacht, dass ich das nicht werde lernen können. Ist leider ein Symptom des Asperger-Syndroms, dass man diese Hemmschwelle im Gespräch nicht hat.

Deswegen versuche ich oft, Gespräche komplett zu vermeiden, gerade wenn es um persönliche Inhalte geht. Und ich frage mich immer wieder, wie die Sannitanic und die große Buba es mit mir aushalten. Aber sie kennen mich, sie sind echte Freundinnen und ertragen mich so, wie ich bin.

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