Sonntag, 4. November 2018

Das Gespräch


Neulich habe ich mich in "unserem" Lehrerzimmer (funktioniert ähnlich wie an den Gemeinschaftsschulen mit ihren Stützpunkten) einmal umgeschaut und dabei die Übersicht der Funktionsstellen an meiner Schule überblickt. Mir ist aufgefallen, dass der Posten des Drogenbeauftragten unbesetzt ist, bzw. derzeit in der Hand unserer Sozialpädagogen liegen. Da könnte sich eventuell endlich eine Möglichkeit bilden, meine Expertise in die Schule einzubringen.

Diesen Gedanken habe ich der Schulleitung geschrieben, und es kam postwendend die Antwort, dass wir das einmal in einem Gespräch erörtern könnten, man wolle ohnehin einmal mit mir sprechen. Ich entsinne mich, dass war genau das bei der Einstellung festgehalten hatten: Um die Herbstferien herum machen wir einmal eine Lagebesprechung. Und nun bin ich also dabei, einen Termin abzumachen.

Und ganz langsam schwant es mir, dass das ein sehr wichtiges Gespräch sein könnte. Ich realisiere sowas gern recht langsam, die große Buba merkt solche Sachen schneller, warum nur? In den Meditationen faltet sich ein Panoptikum an Optionen auf. Wenn das klappt, dann möchte ich die Schule richtig kennenlernen. Also richtig. Wozu es für mich auch gehört, einmal einen Vormittag im Sekretariat zu verbringen, um den Alltag aus der Sicht anderer Mitglieder der Schule zu erleben.

Und mir wird bewusst, dass ich einige wichtige Dinge in diesem Gespräch auf's Tapet bringen möchte; ich sollte über alles reden, was schiefgehen kann, bevor ich einen Vertrag unterschreibe, denn ich möchte, dass meine Schulleitung weiß, wen sie sich da in's Boot geholt hat. Meine erste Schulleiterin wusste das nicht, und es hat richtig gekracht. Mein zweiter Schulleiter hat das ganz schnell erkannt, und genau aus diesem Grund dann alle Hebel in Bewegung gesetzt, um mich nach St.Peter-Ording zu bekommen.

Es mag an der Nordseeschule wunderbar geklappt haben, es passte so gut, dass die olle Areté stolz gewesen wäre. Und dennoch gab es heikle Situationen und unangenehme Gespräche. Ich möchte vorwarnen - und daher hoffe ich, dass ein positiver erster Eindruck von Dr Hilarius entdeckt werden konnte. Die Sannitanic hat mir einmal gesagt: "Fang' nicht schon beim Vorstellungsgespräch mit allen Problemen an, die auftauchen könnten. Lass' deine Arbeit erstmal ein bisschen einwirken." Und das habe ich mir bis heute gemerkt. Ich bin ein polarisierender Lehrer, und deswegen ist es mir wichtig, dass ich am Anfang einen positiven Eindruck hinterlasse und man mich wirklich behalten möchte. Dann kann ich mit den Problemen anfangen.

Früher war das anders, da habe ich in diversen Vorstellungsgesprächen losgelegt, welche Probleme es geben könnte, wenn man mich einstellt, und das hat auch dafür gesorgt, dass man mich abgelehnt hat. Ich mag ein schönes Gutachten mit mir rumtragen, aber glaubt Ihr ernsthaft, dass das jemand liest, bzw. ernst nimmt? Der Eindruck im Vorstellungsgespräch ist viel wichtiger, also habe ich mich da etwas zurückgenommen.

Scheinbar mit Erfolg, und scheinbar hätte ich das schon früher machen sollen, denn dies war das erste Mal, dass man aus einem Kreis von Mitbewerbern mich ausgewählt hat. Aber ich dachte damals eben, hundertprozentige Ehrlichkeit sei toll. Ich denke das noch immer, und deswegen hängt seit ein paar Jahren ein Schild an meiner Wohnungsdecke - aber darüber ein anderes Mal. Ehrlich ja, aber ich muss nicht jedem gleich alles auf die Nase binden. Wenn die Leute mich etwas fragen, dann bekommen sie eine hundertprozentig ehrliche Antwort - und sie sollten vorher überlegen, ob sie das wirklich wollen.

Die Aufregung vor dem Gespräch steigt - aber ebenso auch die Hoffnung auf einen positiven Ausgang, denn es fühlt sich bisher so toll an. Ich mache Fehler, wie bei jedem Schulwechsel, aber meine Hoffnung ist, dass ich mich einlebe und eingewöhne, und dass es dann rund geht.

Mir geht immer mehr das Licht auf, dass dies die Chance sein könnte.

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