Samstag, 24. November 2018

Dresscode

Kompromiss?

Bin ich ein Kaufmann? Bin ich ein Lehrer?

Ich werde konfrontiert mit der Tatsache, dass in der Wirtschaftswelt Oberflächlichkeiten zählen. Meine Aufgabe ist es, jungen Erwachsenen klar zu machen, dass ihr äußeres Erscheinungsbild in der Welt der Wirtschaft wesentlich mehr zählt als ihre tatsächlichen Begabungen. Ich muss ihnen klar machen: Wenn ihr so auftretet wie ich, könnt ihr euch eine Einstellung abschminken.

"Naja, aber sie sind ja auch irgendwie an der Schule eingestellt worden." Richtig, und langsam kommt die Frage auf, warum das so ist. Sicherlich haben wir im Rahmen des Auswahlgesprächs auch über den Punkt "Outfit" gesprochen. Darüber, dass Menschen Angst haben, dass ich mit den schwarzen Shirts mit Motiven von Totenköpfen o.ä. vielleicht eine subversive Botschaft vermitteln will. Eine, die den Schülern oder den Geldgebern/"Zulieferern von Schülern" da draußen signalisiert, dass diese Schule schlecht sein könnte.

Ich bedauere es ein bisschen, dass die Auskunft über eine Lehrkraft, die dienstliche Beurteilungen und/oder ein Lebenslauf mit sich bringen können, unter Umständen weniger zählen als das Erscheinungsbild. Ich habe ernsthafte Probleme, mich mit dieser Oberflächlichkeit zu arrangieren. Allerdings verstehe ich auch, wie es zu diesem Denken kommt, und ich brauche momentan einfach Zeit, um darüber nachzudenken.

Ich habe in den vergangenen sieben Jahren mein Outfit gern als case in point benutzt für Schüler, um sie darauf aufmerksam zu machen, dass Menschen mehr sind als die Vorurteile, die wir ihnen aufgrund ihrer Kleidung entgegen bringen. Zumindest war das eine Rückmeldung, die ich immer wieder bekommen habe: Never judge a book by it's cover  - aber das kann ich hier, an der Berufsschule, in der Abteilung Wirtschaft nicht vermitteln, denn ich muss diesen jungen Menschen beibringen, dass das Erscheinungsbild verdammt wichtig ist. Hier gibt es einen clash zwischen Lehrer und Geschäftsmann.

Und ich brauche einfach mehr Zeit, um zu überlegen, was mir wichtig ist, was es für mögliche Kompromisse gibt und ob ich mit der Oberflächlichkeit klarkommen kann. Für diese Berufsschule ist der junge Kollege in dieser Art ein novum, und man muss abwarten - ausprobieren, ob das möglich ist. Ich bin allerdings sehr dankbar dafür, dass man mir diese Chance überhaupt eingeräumt hat.

Warten wir erstmal das Planstellenzuweisungsverfahren (PZV) ab, das könnte die Frage bereits ohne viel Diskussionsmöglichkeiten klären.

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