Und wo bist Du? |
Es hat eine kleine Weile gedauert, bis ich realisiert habe, dass Jake Gyllenhaals Hauptfigur in Nightcrawler (2014) hochbegabt ist. Ab jenem Moment konnte ich mich wunderbar mit ihm identifizieren, und es geht hier gar nicht um eine Filmbesprechung, sondern um eine Eigenschaft, die Hochbegabte besitzen, auch wenn sie nicht immer Gebrauch davon machen (aber selbstverständlich werde ich diesen Beitrag und Film im Artikel Hochbegabung im Film verlinken). Sie können ihre gesamte Umwelt manipulieren, sie können Menschen dazu bringen, genau das zu tun, was der HB sich gerade überlegt hat. Einzige Ausnahme ist die Interaktion mit anderen Hochbegabten, merke: Leg' Dich nie mit einem Hochbegabten an, der sich seines Potentials bewusst ist.
Der Charakter im Film nutzt sein intellektuelles Potential voll aus, um etwas zu erreichen, was fast undenkbar wäre - oder zumindest sehr kompliziert. Als Hochbegabter macht man in seinem Leben nun mal die Erfahrung, dass alles irgendwie klappt. Meine Mutter hat, wenn Probleme anstanden, immer wieder zu mir gesagt: "Du machst das schon, du hast immer alles irgendwie geschafft." (Welche Konsequenzen das hatte, habe ich in diesem Beitrag beschrieben)
Und auch ich hatte mir vor ein paar Jahren etwas vorgenommen, was eigentlich kaum machbar ist. Als Herausforderung, als zu erklimmenden Berg. Ich habe es aus Faulheit nicht durchgezogen, und ich werde einen Teufel tun und hier schreiben, was mein Vorhaben war.
Im Film driftet ein Mann mit dem Namen Lou durch die Nächte. Arbeitslos, hält sich mit kleinen Diebstählen über Wasser. Immer wieder der Versuch, eine Arbeit zu finden, die zu ihm passt. Mir ging es ähnlich, Hauptunterschied ist, dass ich vor einiger Zeit beschlossen habe, das Gesetz nicht zu brechen - es fühlt sich einfach besser an. Ich hatte im Studium nie in Frage gestellt, dass ich Lehrer für Latein und Englisch werden will. Warum? Ich konnte damals noch nicht so gut auf mein Herz hören.
Der erste Mensch, der mir das in's Gesicht gesagt hat, war Thekla, Schulsozialpädagogin in St.Peter-Ording. Als Reaktion auf meine Erkenntnis, dass ich die Arbeit an der Gemeinschaftsschule viel lieber mochte als am Gymnasium. Dann habe ich angefangen, in mich hinein zu hören, um herauszufinden, was ich möchte. Durch dieses Hinterfragen bin ich nun an der Berufsschule gelandet - wäre damals im Abitur für mich undenkbar gewesen.
Na super, jetzt bin ich komplett abgedriftet. Eigentlich wollte ich doch herausstreichen, wie leicht es Hochbegabten fallen kann, ihre Mitmenschen zu manipulieren. Ich tue das auch, manchmal unbewusst. Manchmal bewusst, wenn zum Beispiel die große Buba zu Besuch kommt - da achte ich immer drauf, was auf dem Couchtisch liegt. DVD-Hüllen, vielleicht ein Buch, weil ich mir vorstelle, dass dadurch ihr Interesse daran eher geweckt werden kann als durch direkte Empfehlungen. Wir haben über dieses Thema gesprochen, und DGB meinte damals zu mir, dass ihr der Gedanke missfalle, ich würde sie manipulieren. Ich verstehe das: Wer ist sich gern dessen bewusst, dass es nicht seine eigenen Gedanken sind, die er denkt?
Ich fand das sehr interessant, weil ich in Konsequenz des Gesprächs überlegt habe, wozu ich diese manipulativen Fähigkeiten benutze, und ich habe mir vorgenommen, das so wenig wie möglich zu nutzen, und wenn, dann nur, damit mein Gegenüber einen positiven Effekt dadurch hat. Gleichzeitig ist mir bewusst, dass es da draußen hochintelligente, eiskalte (manchmal ist diese Sachlichkeit erschreckend, und man fragt sich, ob Hochbegabte fähig zu Emotionen sind - ich ja, anders könnte ich mir nicht erklären, dass Er da draußen ist, und dass ich ihn liebe) Menschen gibt, die ausschließlich auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind - so wie Lou in Nightcrawler.
Und damit hätten wir einen Rundschluss. Ich werde auch weiterhin versuchen, niemanden so zu manipulieren, dass er einen Schaden davon hat (aber ich manipuliere natürlich trotzdem, dafür macht es viel zu viel Spaß).
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