Samstag, 3. November 2018

Auf zu Ikeaaaaaaach du scheiße...


Nur ein Idiot fährt samstags zu IKEA.

Case in point? Ich war dort. Dabei wissen Kieler, dass eine samstägliche Einkaufstour in das gelb-blaue Paradies für die Unter- und Mittelklasse ein wagemutiges Unterfangen ist: Samstag ist der einzige Tag für sehr viele Familien, an dem sie mit Kind und Kegel losziehen können. Kein Job vormittags, keine extra Kinderfürsorge nachmittags, es scheint, als wäre für viele der Samstag der heilige IKEA-Tag. Und so zieht halb Schleswig-Holstein los, um BILLY zu kaufen, und CHOKOKAKA und BETYDLIG und KAGGE (diese Vase ist echt...) und LUSTIFIK (ein Tipp, was man nach dem Aufbauen machen sollte?) und so weiter - sorry, einmal angefangen kann man mit diesen Namen kaum aufhören, und ich sterbe gerade vor Lachen. Ich schreibe nachher weiter.

So, Luft geholt und Einkauf resümiert: Ich habe tatsächlich in den letzten fünfzehn Jahren IKEA noch nie dreizehn Minuten gebraucht, um einen freien Parkplatz zu finden - weil ich bisher so gut wie nie an einem Samstag einkaufen gegangen bin, oder unter der Woche im Berufsverkehr. Heute war die Tiefgarage mit Parkplatzanweisern überflutet, und es gab keine Chance, einen Platz im Bereich D zu bekommen - erst G hat funktioniert, vorletzte Reihe, direkt vor der Ausfahrt. Aber immerhin habe ich einen Platz gefunden, und mich hat es ein wenig geschaudert in Erwartung der Kassen - aber der Schauer wurde schnell vom Zielstreben beiseite geschoben: Ich brauche tiefe Teller und Badematten. Na denn.

Die Treppe raus und gleich wieder runter, vielleicht kennt Ihr das, das ist diese Treppe, an deren Geländer verschiedenste Artikel angebracht sind, damit man selbst bei'm Heruntergehen noch etwas Praktisches für die Wohnung findet, oder Schokolade. Und man landet dann in der Abteilung Geschirr. Allerdings ganz langsam, denn der Kundenstrom zieht sich zäh wie Sirup, keine Chance, auf dem Mittelweg schnell voranzukommen. Also nehme ich die schmaleren Seitenwege, da ist kaum jemand - ha, bin ich geil, dass ich diesen Trick gef... scheiße, und in dem Moment stellt direkt vor mir eine junge Mutter ihren leeren Kinderwagen schräg mitten auf die Kreuzung zweier Wege, so dass wirklich gar kein Vorbeikommen ist. Und natürlich merkt die nicht, dass sie im Weg steht, sie hängt am Handy und ihre Augen suchen nach ihrem kleinen Monster.

Vergessen wir also das schnelle Durchkommen. Genauso wie die Parkplatzsuche wird heute allein das Erreichen des Kassenbereichs ewig dauern. Finde ich denn wenigstens die richtigen Teller? Schwarz, Glanz, tief, rund? Nein, finde ich nicht, da IKEA das Format seines Geschirrs geändert hat - rund gibt es nur noch bei Auslaufmodellen und in den falschen Farben. Schwarz und Glanz ist mittlerweile viereckig mit abgerundeten Ecken. So ein Scheiß, das passt überhaupt nicht zu meinem einzigen übrig gebliebenen runden Teller zuhause, und ich bin kurz davor, den kompletten Einkauf abzubrechen, denn ein falscher Teller in dem Sortiment im Küchenschrank, das geht überhaupt nicht. Wie ungerade Zahlen bei der Lautstärkeeinstellung. Und dann sage ich mir, scheiß drauf, wird Zeit, umzudenken, packe mir sechs dieser neuen Teller ein und nehme mir vor, meinen Teller zuhause in den Müll zu befördern. Teller erledigt.

Fehlen nur noch die Badmatten. Ich brauche TOFTBO, das sind diese mit den dicken Stoffnippeln, die sind ganz weich und saugen extrem viel Wasser auf, und vor allem sind sie auf der Unterseite nicht gummiert. Genau wie meine Mutter jetzt nach dreißig Jahren merkt, wie nervig Gummierung sein kann, habe auch ich meine vorherigen Badmatten dem Müll zugeführt. Zum einen neigt das Gummi dazu, bei Feuchtigkeit mit dem Boden zu verschmelzen, zum anderen ist die Gummierung nach einigen Waschgängen trocken, brüchig und wegwerfbar. Dann lieber gleich ohne Gummi, auch wenn es mit vielleicht sicherer wäre (haben auch meine Schüler gestern gelernt, sorry für random sex education). Und ich habe gerade nochmal Glück gehabt, denn Toftbo wird gerade aus dem Sortiment geworfen. Restbestände werden rausverkauft, um ein Drittel im Preis reduziert, und zum Glück habe ich noch welche bekommen: Die neue Generation Badmatten bei IKEA ist nämlich gummiert...

Und dann will ich nur noch weg. Kasse, wo bist Du? Und ich hänge mich unauffällig an einen jungen Mann, der es ebenfalls eilig hat und alle Gänge nach schnellen Wegen durchsucht. Es folgt: Der Kassenbereich. Die Kunden stehen an den siebenunddreißig geöffneten Kassen bis zu den riesigen Möbelregalen. Ich erinnere mich daran, was der Dalai Lama über Entspannung gesagt hat, und stelle mich irgendwo an, meilenweit vom Laufband der Kasse entfernt. Und ich warte. Beobachte Möbel, Kunden, berechne Winkel in Mustern an der Decke und denke die ganze Zeit daran, dass ich auch einfach zu der Scannerkasse zum Selbstbezahlen gehen könnte, dann wäre ich in fünf Minuten durch, aber es ängstigt mich ein wenig vor diesen Dingern - nicht zuletzt wegen meiner Erfahrung im Sophienhof - und bleibe also stoisch stehen.

Und lausche der Lautsprecherdurchsage: "Der Fahrer des Fahrzeugs KI-XXX XX wird gebeten, das Fahrzeug umzuparken, denn sie stehen unberechtigterweise auf einem Behindertenparkplatz. Ich wiederhole..." und ich könnte innerlich schon wieder kotzen, denn genau das ist einfach nur asozial. Und der Umstand, dass ich das ungefähr einem Drittel meiner Schüler zutrauen würde, spornt mich an, in diesen Köpfen etwas zu bewirken. Und ich freue mich riesig, dass in unserer Abteilung ein Kollege mit Behinderung ist, denn dann werden die Jugendlichen endlich mal mit so etwas konfrontiert (denn bei ihren Mitschülern scheint sie das nicht zu kümmern).

Und nun sind die Einkäufe in der Wohnung untergebracht, und ich würde an dieser Stelle gern ein Foto des aktualisierten Badreiches posten, aber ich habe zurzeit keine Digitalkamera mehr - und immer noch kein Handy.

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