Freitag, 19. April 2019

Reiche alte weiße Männer


Da ich nicht wirklich versiert in der Politik und Wirtschaft bin, tue ich mich mit diesem Beitrag etwas schwer, aber irgendwie fällt mir immer öfter auf, wie sehr wir von reichen alten weißen Männern gemanaged werden. Natürlich ist das weithin bekannt - Frauen in Führungspositionen tauchen quasi nicht auf, sind schlechter bezahlt, und multikulturelle Leitungsetagen sind eine Illusion.

Mir fällt das momentan wieder auf, weil die Staatsanwaltschaft endlich eine deutsche Anklage gegen Martin Winterkorn erhoben hat. VWs Dieselgate, Ihr kennt die Geschichte. Und wenn ich mich darüber weiter belese, wird mir immer bewusster, wie dickschwartig diese reichen alten weißen Männer sein können. Nichts zugeben, und wenn doch, dann duckmäuserig klingen, aber keine Taten folgen lassen, wie eben im Fall des Autoherstellers. Winterkorns Rücktritt 2015 ist ein Tropfen auf das heiße Bein, gerade wenn man bedenkt, dass er über die Firmengründung mit seiner Frau einen großen Teil seines Vermögens auf ihr Geschäft übertragen hat.

Ich finde es zum Kotzen, wie einfach es zu sein scheint, sich der Justiz zu entziehen, wenn man ein reicher weißer alter Mann ist. Man hat genügend Kapital, um ein Heer von Anwälten zu beschäftigen, man hat Büros, die irgendwo da oben jenseits jeglicher Sichtbarkeit liegen, kann sich in allem, zB dem Transport, von den restlichen neunzig Prozent der Gesellschaft abgrenzen.

Klar, nicht alle reichen alten weißen Männer sind ganz so schlimm. Obwohl der amerikanische Präsidentschaftskandidat Bernie Sanders kürzlich als Millionär geoutet wurde, bringt er sich weiter im Kampf gegen diese Schicht ein, von der er ein Teil zu sein scheint. Er ist populär bei der Jugend, wird von den anderen reichen alten weißen Männern gehasst, und allein wenn ich ein Bild von Sanders mit einem Bild von Winterkorn vergleiche, wandert mein rückwärts hochgearbeitetes Abendessen immer wieder auf den Geldsack, der den VW-Skandal immer noch kleinzureden versucht, während Millionen Kunden auf den Schäden sitzen bleiben und Tausende Jobs eingestampft werden.

Aber wer sagt schon, es gebe Gerechtigkeit auf der Welt.

Und vielleicht ist das auch besser so.

post scriptum: Durch Gespräche mit einem Geschäftsführer habe ich gelernt, dass oft ein erheblicher Arbeitsaufwand mit dem Wohlstand zusammenhängt - ich will das auch gar nicht kleinreden. Was mich ärgert, ist der Unwillen, Verantwortung zu übernehmen, wenn man Scheiße gebaut hat.

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