Wer bin ich...? - Ein neues Kapitel beginnt. |
Ich wette, Ihr ahnt nicht, worum es gehen könnte, und bestimmt werden viele diesen Beitrag deswegen auch gar nicht erst lesen. Was soll das für eine Frau sein, und dann noch mit diesem J in ihrem Namen, ein Verstoß gegen jegliche Linguistik-Konventionen.
Es ist so, dass die amerikanische Satirikerin Samantha Bee über Trumps Secretary of Homeland Security, Kirstjen Nielsen, öfters berichtet hat, unter anderem auch über die Praxis, Migrantenkinder an der Grenze von ihren Müttern zu trennen, wir kennen die Geschichte. Bee kommt nicht umhin, sich über Nielsens Vornamen lustig zu machen, in den sie an willkürlichen Stellen weitere Js einstreut, und landet am Ende bei der Aussage: "Kjirstjen Njielsjen is fjull of shjit." Ich bin gestorben vor Lachen und habe diesen Satz seither nicht mehr aus dem Kopf bekommen (hier geht es zu dem Video, besagte Stelle ab 5:50).
Es geht heute weder um Trump, noch Nielsen oder Bee, es geht um einen Tag, der vollkommen für die Tonne war, weil wirklich nichts so gelaufen ist, wie es sollte. Ich glaube zwar nicht an das Konzept, kam aber nicht umhin daran zu denken, dass heute Freitag der Dreizehnte ist. Ich warte auf Post, super, Sendungsverfolgung verpasst mir einen aufgeregten Start in den Tag, während ich anfange, die Zetteldünen aus meiner Wohnung aufzusammeln. Immer mal wieder aktualisieren, toll, das Paket ist im Zustellfahrzeug und der Postbote kommt zwischen zehn und dreizehn Uhr.
Und so aktualisiere ich den Sendungsstatus regelmäßig, bis plötzlich eine rote Box angezeigt wird - dass meine Post im falschen Wagen gelandet ist und es ein bis zwei Werktage dauern kann, bis die Lieferung zugestellt wird. Und damit bricht mein Tagesgerüst zusammen. Sicher, das mag eine Kleinigkeit sein. Ist es auch. Aber, und das darf ich guten Gewissens auf die Hochbegabung schieben, solche kleinen Unvorhergesehenheiten können die Grundstimmung in's Gegenteil verkehren. Autisten und Asperger können ein Lied davon singen...
Ja, toll, also ist der Tag im Arsch, dann sage ich auch gleich mal der großen Buba ab, denn ich fürchte, das könnte ein Nachmittag zum Einigeln werden - es steht nämlich noch ein Anruf an.
Im Sumpf der Arbeitslosigkeitsdepression nach meinem letzten Schultag an der KGS habe ich natürlich immer wieder das pbOn durchwabert, und irgendwann flatterte eine Mail einer Schule herein, die eine Englischvertretung sucht. Und ich denke mir: Okay, die schreiben dich an, vielleicht hast du da ja eine Chance. Sag' es noch keinem, sonst musst du allen nachher wieder von der Absage erzählen - ein Scheißgefühl. Bin dann mit der großen Buba zum Vorstellungsgespräch gefahren und mit sackendem Herzen wieder zurück, gab noch eine Reihe weiterer Bewerber und ich habe mich im Vorstellungsgespräch echt nicht gut gemacht. Mal wieder versaut, nach zwölf Vorstellungsgesprächen bekommt man irgendwann ein Gefühl dafür.
Naja, und auf den Anruf der Schule wartete ich noch, hab' versucht, mich mit Videospielen abzulenken, dann klingelt das Telefon und ich bekomme panische Angst. Natürlich gehe ich nicht ran. Ich gehe nicht gern an's Telefon, weil ich nicht weiß, was mich da erwartet. Okay, hier weiß ich es, das ist der Anruf von der Schule, aber ich will nicht drangehen, denn ich habe Angst vor diesen Absagegesprächen, das hat man dann auch irgendwann oft genug gehört und ich nehme mir das immer sehr zu Herzen. Also haue ich beharrlich weitere Monster tot, während im Hintergrund das Telefon klingelt, und dann ist es endlich wieder still.
Videospiele aus, Gang zum Telefon, die leuchtende Lampe zeigt: Nachricht auf dem AB. Oh scheiße. Und aus einer sadistischen Ader heraus aktualisiere ich nochmal den Post-Sendungsstatus, nur um zu sehen, dass heute auch wirklich nichts mehr ankommt. Geht es noch weiter runter? Ich brauche Ablenkung, lasse die AB-Lampe leuchten und den Sendungsstatus vergammeln und nehme mir Blade Runner 2049 vor. Das dürfte mich auf andere Gedanken bringen; irgendwie habe ich es geschafft, mich für die Story des Originals tatsächlich zu begeistern, und diese Fortsetzung hat ziemlich gute Kritiken erhalten (und zwei Academy Awards). Dazu kommt, dass der Film mit knapp drei Stunden recht lang ist und ich mich in diese Dystopie fallen lassen kann.
Habe ich gemacht. Toller Film. Und immer noch blinkt das Licht am Telefon, naja, nützt ja nichts. Ich setze mich auf das Bett und rufe meine Nachricht ab. Und da sagt mir der stellvertretende Schulleiter, dass ich den Job bekommen habe, "das wird was!" - meine erste Reaktion:
"WHA... ...ah... ...Kjirstjen Njielsjen is fjull of shjit."
Und dann schreie ich die Wand an. Interessant, wie man auf solch' eine Nachricht reagieren kann, interessant, dass ausgerechnet dieser Satz als Erstes durch meine Gedanken gerattert ist. Morgen wird gefeiert.
Ich habe einen Job.
post scriptum: Liebe Eltern, ich rufe Euch an, aber noch nicht, ich muss das erstmal selbst verarbeiten. Ich danke Euch für Eure Hilfe!
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