Sonntag, 15. Juli 2018

Ich könnte jetzt Angst haben - oder...

Vielleicht wird jetzt ein neues Kapitel in meinem Leben aufgeschlossen...

Interessant, wie man Leser manipulieren kann - der letzte Beitrag hatte so wenige Klicks wie seit über zwei Monaten nicht mehr, und das, obwohl er womöglich eine entscheidende Wendung in meinem Leben dokumentiert. Aber ich habe diese Wendung maskiert (Mask-HÄH!), außerdem sind Ferien, die Leute sind im Urlaub und mit ihrem Privatleben beschäftigt. Also alles in Ordnung. In a nutshell:

Ich bin jetzt Berufsschullehrer. Vielleicht für immer.

Ich habe noch nie an einer Berufsschule unterrichtet. Als die Anfrage kam, hatte ich einfach nur Angst. Keine Freude, dass ich mich vielleicht nicht arbeitslos melden muss. Keine Neugier auf die neue Herausforderung. Kein Leuchten in den Augen wegen einer Chance zur Verbeamtung. Einfach nur Angst. Angst vor Veränderung in meinem Leben. Angst vor dem Unbekannten. Angst vor der Absage. Angst davor, wieder einen Dämpfer zu bekommen.

Und somit hätte ich beinahe nicht auf diese Anfrage geantwortet. Wenn da nicht die Sannitanic gewesen wäre, die mir schon so oft die nötige Vernunft und den gesunden Menschenverstand in meinen seltsamen Schädel geprügelt hat. Wenn da nicht die große Buba gewesen wäre, um mich zu dem Auswahlgespräch zu begleiten. Wenn da nicht mein Papa gewesen wäre, um die neue Autobatterie einzubauen. In solchen Situationen erlebe ich, welche Menschen mir in meinem Leben wichtig sind. Und ich wünschte, Er wäre da, ich wünschte, ich könnte diesen Moment mit ihm teilen, aber das kann ich nicht. Ich habe Geduld.

Ich habe nicht im Geringsten mit einer Zusage gerechnet. Mehrere Bewerber, und wie ich einst geschrieben habe, nimmt mich keine unbekannte Schule, wenn mehrere Bewerber da sind. Ich verkaufe mich einfach nicht gut. Zu ehrlich. Zu sehr ich selbst. Das will doch keiner sehen. Und so bin ich diesmal auch leicht depressiv vom Gespräch nach Hause gefahren. Den weiteren Verlauf habe ich im letzten Beitrag beschrieben.

Ich könnte jetzt Angst haben.

Angst davor, dass ich mehrere Lerngruppen durch das Abitur führen muss. Dass ich ein Fachabi abnehmen muss, was mir momentan noch unbekannt ist. Dass ich selbst diese Fachabitur-Prüfungen entwerfen muss. Dass ich an unbekannten Orten unterrichte. Dass ich den Anforderungen nicht gerecht werden kann. Dass ich nie wieder Latein unterrichten werde. Dass... es könnte ewig so weitergehen; ein hochbegabter Geist wird nie müde, sich alles Negative auszumalen, was passieren könnte.

Oder ich könnte die Hand, die mir gereicht wurde, nehmen. Ich konnte das entgegengebrachte Vertrauen als Chance verstehen. Meine Chance, endlich mal den richtigen Zug im Leben zu bekommen, endlich mal alles richtig zu machen, weil ich endlich eine Perspektive habe. Ich habe noch fünf Wochen Ferien - Zeit genug, um mich in alles einzulesen. Zeit genug, um mir vorzunehmen, über meine neue Schule in diesem Blog nichts zu schreiben, um niemanden zu düpieren; die alten Schulen bieten Erlebnisse genug, über die ich noch nicht berichtet habe. Zeit genug, wieder Autofahren lieben zu lernen.

"Wir freuen uns auf sie - das wird was!"

Zeit genug, die Tragweite, dieses Satzes abzuschätzen.

post scriptum: Angst davor, dass ich nie wieder Latein unterrichten werde, hatte ich zu keinem Zeitpunkt. Am Anfang, in St.Peter-Ording, war mir der Gedanke befremdlich, nur noch Englisch zu unterrichten. Dann habe ich es fünf Jahre gemacht - und mir hat überhaupt nichts gefehlt. Ich konnte meinem neuen Arbeitgeber aufrechten Rückgrats bestätigen, dass ich damit kein Problem haben würde.

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