Sonntag, 29. Juli 2018

Freedom of Speech

Manches Gesagte ist einfach für die Tonne - zum Beispiel wenn ich in der linken Figur eine Lesbe sehe, die gegen die Ehe für Alle eingetreten ist (keine Ahnung, wer das sein könnte).

Jeder Mensch hat das Recht auf seine eigene (falsche) Meinung. Diesen Spruch benutze ich gern als humoristische Abwandlung des Rechts auf Meinungsfreiheit. Das wird man ja wohl noch sagen dürfen, diesen Satz hören wir seit ein paar Jahren, seit AfD und dem Erstarken der Stimmen von rechts immer wieder. Es ist spannend, dass ausgerechnet diese Stimmen, zu einem großen Teil antidemokratisch, die Rechte der Demokratie beschwören. Da scheint unser politisches System dann wieder in Ordnung zu sein. Diese Art der Doppelmoral scheint gar nicht so selten zu sein; ich habe eben über einen Fall aus den USA gelesen.

Dort hat ein Jugendlicher ein Stipendium verloren, nachdem ein Video von ihm an die Öffentlichkeit gekommen ist, auf dem er auf einer pro-Trump-Demo vor den Wahlen unterwegs ist und rassistische und homophobe Kommentare in alle Richtungen grölt. Nicht selten auf Trumps rallies, nicht selten unter Trumps Anhängerschaft. Pence ist ein Paradebeispiel.

Nachdem dieses Video es also in die Öffentlichkeit geschafft hat, hat die Hochschule Cal Poly dem Jugendlichen sein Wrestling-Stipendium entzogen - ohne genauere Gründe zu liefern, aber es ist bekannt, dass sie dieses Video kannten, bevor sie die Entscheidung getroffen hatten. Ich finde das nachvollziehbar, ich finde das gut, auch wenn ich in meiner eigenen schulischen Arbeit nie mit Sanktionen hantiert habe, wenn ein Schüler im Klassenraum Sachen wie Fuck you faggot! herumgegrölt hat. Beziehungsweise das deutsche Halt's Maul, du Schwuchtel!, und erzählt mir bitte nicht, liebe Kollegen, dass Ihr so eine Situation noch nie hattet...

Was besonders bemerkenswert ist, ist die Reaktion des Jugendlichen, der zugibt, dass er das nicht hätte sagen sollen (immer erstmal schön beschwichtigen, nicht wahr?), in einem zweiten Satz dann aber hinzufügt, dass er sich seines freedom of speech beraubt fühlt. Nicht wahr? Das wird man ja wohl noch sagen dürfen! Klingt hoffentlich - und leider - bekannt.

Wie weit sollte also Redefreiheit gehen? So weit, dass nicht einzelne Personen diffamiert werden? Finde ich nachvollziehbar, und dann müssen auch linksextreme Tendenzen ebenso sanktioniert werden, wenn sie zum Beispiel einen Gauland als Gauleiter bezeichnen oder eine Weidel als rechte Dominatrix.

Wo liegt die Grenze zwischen Meinungsfreiheit und Diffamierung? Wo muss ich als Pädagoge sagen Halt's Maul, du rassistisches, homophobes Stück Scheiße! - oder darf ich das womöglich gar nicht?

Was ich heute einfach nur loswerden möchte: Mich ekelt es, wenn ausgerechnet Demokratiefeinde sich auf Werte und vor allem Rechte der Demokratie berufen. Wenn sie schon so scharf sind auf nationalistische Tendenzen, dann sollten sie sich vielleicht die Herrschaftsmechanismen von Diktatoren und Tyrannen einmal genauer betrachten und sich selbst fragen, wie es mit der Redefreiheit dort aussieht.

Ich könnte kotzen.

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