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Ich sollte eigentlich die Klassenarbeit der 7b korrigieren. Und ich müsste das jetzt machen, damit ich sie morgen zurückgeben kann, denn so langsam läuft mir die Zeit weg. Logik sagt mir ganz klar, dass ich jetzt anfangen muss mit der Korrektur, dann schaffe ich es heute noch, und danach werde ich mich erleichtert fühlen, kein schlechtes Gewissen haben, und die Nacht ruhig und zufrieden schlafen können, und ein paar Schüler morgen sehr glücklich machen - und einige auch traurig, aber meistens ahnen sie schon, was da auf sie zukommt.
Eigentlich sollte ich das machen. Und eigentlich sollte ich noch die Kochwäsche in die Maschine werfen, und die trockene Wäsche abnehmen und in den Schrank sortieren. Der Biomüll muss dringend nach unten in den Hof, und ich habe immer noch nicht das Fenster geputzt, das vor lauter Regenflecken ganz blind ist. Essen könnte ich auch mal, dann hätte ich etwas mehr Energie, um alle diese Dinge zu erledigen.
Aber ich muss doch unbedingt wissen, was der Held Noctis in der Wasserstadt Altissia erlebt! Ich muss schauen, ob er dort die wichtigen Schätze erhält, die er braucht, um die Welt vor der dunklen Bedrohung zu retten. Ich verfolge seine Reise nun schon so lange, es fühlt sich an, als würde ich ihn kennen, als würde ich tatsächlich mit ihm reisen. Und ich weiß, dass ein spektakulärer Kampf gegen den Wassergott Leviathan bevorsteht, den muss ich eben noch erleben, bevor ich mich an die Arbeit mache. Und ein paar Monster verkloppen, um mich ein wenig abzureagieren, bevor ich mich an die Korrekturen setze.
Und schließlich, dessen scheinen sich sehr viele Menschen bewusst zu sein, geht es immer wieder so: Ich müsste etwas Wichtiges tun, ziehe aber die Videospiele vor, prokrastiniere, und schließlich, darin scheinen sich viele wichtige Menschen einig zu sein, machen Videospiele ja auch gewalttätig, und deswegen wäre es viel besser, wenn es gar nicht erst Videospiele gäbe. Man sollte unsere Jugend vor ihnen schützen, und offensichtlich auch die heutigen Erwachsenen, die damals mit ihnen aufgewachsen sind und sie immer noch als einen festen Bestandteil ihres Privatlebens erachten.
Und so ziehen nach jedem neuen Schulamoklauf und nach jedem Attentat neben den AfD-Anhängern und Konservativen und Rückwärtsgerichteten und Xeno[oder jede beliebige Minderheit]phoben auch die Feinde der Videospiele immer wieder über die Straßen und fordern ein Verbot. Und viele Medien saugen das gierig auf und wandeln es in eine Berichterstattung um, die den unwissenden Zuschauern suggeriert, dass die Videospielwelt ausschließlich aus Beiträgen wie Castle Wolfenstein besteht. Videospiele? Das bedeutet Ballerei, Menschen umbringen, möglichst viele, möglichst schnell, möglichst spektakulär. Nach dem neuesten Trend auch noch als Virtual Reality, damit die Kinder schön authentisch erleben dürfen, wie es ist, Menschen umzubringen, zu erschießen, abzuschlachten.
Videospiele gehören verboten!!!
...so heißt es dann immer wieder, seit vielen Jahren, und das wird auch noch lange so weitergehen. Oder fällt Euch etwa irgendein positiver Aspekt bei Videospielen ein? ;-)
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