Samstag, 1. Oktober 2016

Im Auge des Sturms, Teil 2


Über die Ursache des Sturms habe ich bereits berichtet. Heute kommt eine ganz andere Komponente in meine Gehirnwindungen, während der Sturm über meine Wohnung hinwegfegt, und zwar wird mir bewusst, wo meine Prioritäten während eines gedanklichen Engpasses liegen - und wo nicht.

Es geht ums Überleben. Ich habe große Angst davor, dass mein Gehirn in solchen Situationen überhaupt nicht mehr funktioniert. Also konzentriere ich mich auf gedanklichen Ausgleich, sei es nun durch Meditationen oder durch Videospiele. Das dauert eine ganze Weile - Zeit, in der andere Dinge liegenbleiben, zum Beispiel die Hausarbeit. Und so habe ich mich heute ein wenig angewidert in der Wohnung umgeblickt und erstmal den Boden soweit freigeräumt, dass ich staubsaugen konnte.

Das ist nun erledigt und ich fühle mich einigermaßen erleichtert. Für Normalbegabte mag das wie eine Kleinigkeit wirken - hallo? Staubsaugen, ich bitte Dich, das erledigt man zwischen Unterrichtsvorbereitungen und dem Wäschewaschen. Aber nicht hier, besonders nicht, wenn ich nicht gleichzeitig Waschmaschine, Geschirrspülmaschine und Toilette benutzen kann, weil ich kein Wasser habe. Das alles blockiert das Denken noch mehr.

Und genau deswegen fühlt es sich für mich wie eine Riesenleistung an, einmal fix die Wohnung und den Flur durchgesaugt zu haben. Denn in der "geistigen Quarantäne", wenn wirklich gedankliches Hochwasser angesagt ist, denke ich an all diese Dinge nicht: Staubsaugen, Wäsche waschen, Müll runterbringen, Bürokram erledigen, essen. Das ist dann alles nicht relevant für mich, und so stapelt sich die Arbeit hier bis ins Unermessliche, mein Kreislauf verabschiedet sich zwischendurch immer mal wieder und ich warte auf Phasen mit gedanklichem Leerlauf, in denen ich dann ein bisschen Arbeit erledigen kann.

Und genau deswegen trifft mich das Wasserproblem gerade recht empfindlich. Denn ich habe keinen gedanklichen Leerlauf. Und es hätte so einfach sein können - und mal schauen, in einer Woche, wenn das Problem dann vielleicht gelöst werden kann, kommt vielleicht schon das nächste, irgendwas findet sich da sicherlich.

Was mir in diesen Phasen hilft: Zettel aufhängen, die mich an die Probleme erinnern, die ich selbst erstmal nicht beheben kann - und deswegen aus meinem Gehirn wegschieben sollte. Damit ich Platz für Anderes habe. Und abwechselnd was Entspannendes und eine überschaubare Arbeit erledigen und irgendwie über die Runden kommen.

Das sind Momente, in denen ich gerne mit Euch tauschen würde. Stichwort "Geistige Behinderung". Aber es trainiert auch, und zwar zu realisieren, dass mich all das nicht umbringt. Sondern stärker macht. Mit gedanklichem Dankeschön an meine HB-HSP-Schulbegleitung.

post scriptum: Ach Freude. Was alles für einen kleinen Aufschwung sorgen kann - in zwei Wochen kommt endlich das neue Werk des Lichtmond-Projektes auf den Markt. Für ein Technik-Spielkind wie mich wunderbar: Mit Auro 3D-Tonspur, 4K-UHD-BD und 3D-BD. Super. Wird im Kalender notiert. Und jetzt mache ich aus disem Tag ein positives Erlebnis!

p.p.s.: Liebe Eltern, macht Euch keine Sorgen. Ich mache die Dinge zwar oft ein bisschen anders als Ihr, aber ich komme schon durch diese Phase :-)  

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