Freitag, 16. Februar 2024

Die Ruhe


Einer der Gründe, warum ich unbedingt in einer Stadt wohnen möchte, ist die Anonymität, kombiniert mit all' dem Leben um mich herum. Ich muss mir keine Sorgen machen, dass plötzlich meine Nachbarn mit einem Stück Kuchen vor der Tür stehen, ich kann inmitten von Menschen leben und trotzdem meine Ruhe haben - aber gleichzeitig bin ich auf die Geräusche angewiesen: Das Bellen des Hundes unten, der Bus, der vor meiner Wohnung hält, das Piepen der Fußgängerampel, die Sirenen der Notarztwagen. All' das gibt mir ein Gefühl von Leben.

Seit Mittwoch ist es einige Stufen ruhiger draußen geworden, denn das war der erste Tag des neuen Streiks. Unter anderem in Kiel sind fast keine Busse mehr gefahren. KVG wurde voll bestreikt, Autokraft ab Donnerstag, nur die blauen VKP-Busse sind noch gefahren. Vielleicht wäre das meine Möglichkeit gewesen, zur Schule zu kommen - wenn ich dort noch arbeitete. Wie haben die SchülerInnen das gemacht, wie war das mit der Anwesenheitspflicht? All' diese Fragen möchte ich mir gern wieder stellen.

Ich bin froh, wenn die Busse wieder wie normal fahren. Dann fühlt sich alles wieder etwas lebendiger an. Ich frage mich, wie das Feeling erst wird, wenn die Stadtbahn in einigen Jahren fertig ist, und wenn endlich das Projekt "Kieler S-Bahn" umgesetzt wird. Frühestens nach Zwanzig Dreißig, heißt es, soll die Umsetzung beginnen, aber die ersten Hinweise findet man schon - das Auftauchen von neuen Bahnhaltestellen, beziehungsweise die Reaktivierung alter Halte: Schulen Am Langsee, Kiel Hassee CITTI-Park, Kiel-Oppendorf, Kronshagen - das alles sind kleine Hinweise auf ein S-Bahn-System, das vielleicht irgendwann Kiel autofreier macht und die Umgebung enger zusammenbringt.

Mehr Leben, weniger Ruhe - ich mag' den Gedanken.

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