Montag, 27. März 2023

"Herr Homann?"



Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie meine Mutter früher erzählt hat, wenn sie ehemalige SchülerInnen getroffen hat, in der Stadt, bei'm Einkauf, wo auch immer. Sie hat mir davon erzählt und war immer ganz glücklich über diese Wiedersehen. Mittlerweile kann ich dieses Gefühl nachvollziehen.

Ich sitze in der Fünfzehn auf dem Weg von der Schule nach Hause. Wie üblich bearbeite ich Logikrätsel, die perfekte Busbeschäftigung. Ich nehme um mich herum kaum etwas wahr, achte nur auf die Haltestellenansage "Karlstal", aber dann setzt sich jemand vor mich und ich höre ein "Herr Homann?"

Ich schaue auf, und erkenne den Kopf wieder, mit den pinken Haaren, Piercings, Nasenring, unsmiling, aber mittlerweile habe ich sieben Schulen durch und muss zugeben: "Ah, hilf' mir mal auf die Sprünge!" "BBZ Plön, X, BFS III" - und damit ist alles klar. Genau, X hatte ich in der Berufsfachschule III unterrichtet (der Bildungsgang führt zur Fachhochschulreife), und ich liebte ihre no bs-Attitüde. Nicht mehr als nötig reden, sehr clever, alternativ nicht nur im Outfit.

Und so reden wir darüber, was wir jetzt machen, denn unsere gemeinsame Unterrichtszeit dürfte jetzt fünf Jahre her sein. Sie erzählt mir, dass sie das Fachabitur angegangen hat, aber wegen einer Person abgebrochen hat, mit der ich ebenfalls erhebliche Probleme hatte. Ich komme nicht mit Autorität klar, wenn die Autorität dumm ist. Jedenfalls ist X jetzt in die Sozialarbeit gegangen, und das läuft wunderbar, und da war das Mama-Gefühl: Glücklich, und auch ein kleines bisschen stolz zu sehen, dass dieser Mensch seinen Weg in's Leben gefunden hat. Das hat dem Tag ein wenig dringend benötigtes Lächeln gegeben, und es war echt schade, dass ich drei Haltestellen weiter bereits wieder aussteigen musste.

Solche Begegnungen wirken nach. Kennt Ihr das?

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