Sonntag, 5. März 2023

Mad Max (vom Wühltisch)

Verzieh' dich, oder es kracht, du dumme...!!!!!

"Hey Caro, ich hab' einen total grandiosen Film gesehen, ich hab' den vor einiger Zeit mal auf einem Grabbeltisch im Laden gesehen und einfach mitgenommen, aber jetzt erst gemerkt, dass der richtig gut ist. Mad Max: Fury Road, kennst du den?"

"...ja, den kenne ich, denn den habe ich Dir vor zwei Jahren zum Geburtstag geschenkt."

"Äh..."

Diese Anekdote wird die große Buba mir bis an's Grab vorhalten - zumindest hoffe ich das. Ich tröte immer groß herum, dass mich Actionfilme nicht reizen. Sage ich immer wieder, wenn meine SchülerInnen mich fragen, ob ich schonmal Fast & Furious gesehen habe. Habe ich nicht, will ich nicht, werde ich nicht. 

Aber wenn ich mich an meine Jugend zurückerinnere... wenn ein Actionfilm wirklich richtig gut gemacht ist - die richtigen Kameraeinstellungen, die die kinetische Energie so richtig auf den Zuschauer übertragen, dann kann ich mich solch' einem Spektakel durchaus hingeben.

George Miller, Regisseur der Mad Max-Reihe kann das. Der ist Profi, und er weiß, wie man das Publikum in Aufregung versetzt. Nur so zum Vergleich: Den zweiten und dritten Film in der Lord of the Rings-Trilogie finde ich langweilig, weil es nur sich immer wiederholende Schlachten sind und nichts passiert, und das je dreieinhalb Stunden lang. Das ist bei der Mad Max-Reihe nicht anders (bis auf die Länge, und das macht einen Unterschied!) - gerade die ersten beiden Teile bestehen aus einem Minimum an Plot, und man kann alle (bisher) vier Film in einem Satz zusammenfassen: "Menschen fahren durch die Einöde."

Ich kenne mich nicht gut genug in Filmtechnik aus, um erklären zu können, warum George Millers Filme um Max Rockatansky mich derart fesseln. Exhilarating sagt man im Englischen, sie versetzen mich in positive Aufregung. Diese postapokalyptische Welt ist derart detailreich ausgedacht, dass es ein fremder Ort ist, den ich glaubwürdig finde, egal wie unrealistisch die vielen Szenen und spektakulären Stunts sind. 

Diese Vielfältigkeit an Figuren - womit nicht Charakter gemeint ist, denn die sind in der Regel alle sehr flach - an Ausrüstung, Fahrzeugen, Gadgets, Tiere, australische Wildnis... hin und wieder mache ich mir ein Mad Max-Wochenende, an dem ich alle vier Filme an zwei Tagen durchschaue. Direkt hintereinander hilft mir sehr, denn:

Ich hatte damals zuerst den vierten Film gesehen (Fury Road, 2015) und konnte überhaupt nichts damit anfangen. Ich wusste nicht, was diese Menschen da sagen, warum sie so komisch aussehen und warum sie die ganze Zeit durch die Wüste fahren. Ich fand den Film bei'm ersten Ansehen richtig scheiße und hätte fast zwischendurch abgebrochen. 

Dann kam Roger Ebert. Ich vertraue seinen Rezensionen so gut wie immer, denn er war auch ein hochbegabter Aspi, und ich konnte sein Denken meistens perfekt nachvollziehen, und er hat sehr positive Rezensionen über die ersten drei Filme geschrieben. Also habe ich mich irgendwann an den ersten Teil rangemacht, der noch recht eng mit der Realität verknüpft ist. Von Film zu Film geht es dann weiter in eine immer desolatere Welt mit immer abgefahreneren Menschen darin. 

Und dann wird Fury Road zu einem brillanten Meisterwerk seines Genres. Wenn man sich einfach mal fallen lassen kann, wenn das Gehirn weiß, dass es keine rationalen Denkweisen anwenden muss, wenn man das Rauschen und Fahren und Röhren der Motoren und Kameraflüge und das Krachen und die Explosionen und die pulsierenden Trommeln einfach nur genießen kann - in 4K UHD ist der Film eine Wucht und das Sony-PS-Headset sorgt für den immersiven Raumklang - dann ist das ein pures Kinoerlebnis.

Hin und wieder darf das sein, und deswegen mag ich auch Speed (1994) und Die Hard (1988). Manchmal gehen Actionfilme eben doch. Und jetzt schaue ich als Betthupferl noch eine intelligente Kleinigkeit an, für den mentalen Ausgleich. Vielleicht mal wieder Come True (2020).

post scriptum: Buba La Tättah, ich liebe diese Anekdote. Und wer weiß, vielleicht wird es Dir ja mit "Atelier Ryza" mal ähnlich so gehen ;-) Also, dass Du das Spiel für Dich entdeckst. Ich glaube nicht, dass Du mir mal erzählen wirst, Du hättest es auf einem Wühltisch gefunden.

paulo post scriptum: "gefeaturt" - dieses Wort habe ich heute im "Spiegel" gelesen ("XY wurde mehrfach in der Sendung gefeaturt."). Ich finde es immer grausamer, wie englische Wörter germanisiert werden. Das ist wie "gelikt" - let's kotz!

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