Mittwoch, 8. April 2020

Horror-Frauen-Power


Ich meine in modernen Horrorfilmen einen Trend zu erkennen, den man als female empowerment bezeichnen könnte: Gezeigt werden starke Frauen - was an sich nicht ungewöhnlich ist, nicht umsonst gibt es seit Jahrzehnten in Slasherfilmen das Konzept der scream queen und des final girl und leider auch des T&A (tits and ass), das die Frauen dann wieder auf ihre visuellen Reize reduziert. In diesem neuen Trend sehen wir allerdings Frauen, die sich explizit von einer Abhängigkeit von Männern freimachen, um stärker und unabhängig aus den Geschichten hervorzutreten.

Da wäre zum Beispiel die Ehefrau in Girl on the Third Floor (2019, low budget, aber high fun), die den ganzen Film über immer nur im Hintergrund bleibt, während sich die Kamera nur um den Ehemann dreht - am Ende ist ihr Gatte allerdings tot, und sie ist alleinerziehend und glücklich. Oder wie war das noch in Midsommar (2018), dessen bipolar geprägte Protagonistin sich ihrem Freund unterwirft, doch zum Schluss diese Fesseln abwerfen kann und ihren Freund zum Tode verurteilt. Oder das mittelalterliche Drama The Witch (2015), das von der Frauwerdung eines jungen Mädchens handelt und aus dem die junge Frau als "strahlende" Heldin hervorgeht (sofern man in dem Kontext von einer Heldin sprechen kann). Und wie ist es mit Essie Davis als alleinerziehende Mutter in The Babadook (2014), oder mit der Neuinterpretation von Dario Argentos Suspiria (2018), in dem fast alle Rollen mit Frauen besetzt sind und es um die Unabhängigwerdung einer jungen Tänzerin geht? Oder die junge Angetraute in Ready or Not (2019), deren Zeile "I want a divorce" angesichts ihrer vormaligen Ergebenheit ihrem Verlobten gegenüber kaum besser hätte plaziert werden können.

Wenn man dagegen in den Bereich der Science Fiction schaut, wirken männlich-zentrierte Filme wie The Martian (2015), Interstellar (2013) oder die Sohn-sucht-seinen-Vater-im-Weltall-Geschichte Ad Astra (2019) geradezu altmodisch und durch den male gaze geprägt (und es ist keine Wertung gemeint, ich finde alle drei Filme richtig gut, zwei mehr für den Mainstream, einer für die Arthouse-Kinogänger). Natürlich haben wir auch starke Frauen in der SciFi-Ecke - um vielleicht nur Amy Adams' Linguistin in Arrival (2016) als Beispiel zu nennen, oder die künstliche Intelligenz "Ava", die in Ex Machina (2014) unabhängig in die Welt entlassen wird.

Dennoch - und wahrscheinlich kommt es mir nur so vor - hat der Bereich SciFi noch mehr Potential, Frauen als selbständig denkende und handelnde Wesen zu zeigen, so wie die Horror-Power-Frauen. Ich würde es mir zumindest wünschen.

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