Montag, 27. April 2020

Lichtempfindlichkeit


vorweg: Ich denke, dass dies hier der letzte Beitrag zu Asperger-Symptomen wird - für den Moment jedenfalls. Es gibt so viele andere schöne Themen, über die ich schreiben könnte, aber die ganze Sache beschäftigt mich zur Zeit wirklich sehr, und deswegen war der Blog etwas einseitig. Aber vielleicht kann ich daraus ja später auch eine Art "Nachschlagewerk" basteln, damit jemand, der sich für das Thema interessiert, schnell mal nachlesen kann, ohne sich ein Buch zu kaufen.

"Huch, das ist ja so duster hier drin, du musst dir doch mal etwas Licht anmachen!"

Ich weiß nicht, wie oft ich diesen Satz von meiner Mutter gehört habe - unzählige Male während meiner Kindheit, meiner Jugend und auch heute noch manchmal, wenn ich sie besuche - wobei sie mittlerweile aber weiß, dass ich nun mal so bin. Ich mochte es nie so ganz hell, lieber schummerig, lieber mit schwacher künstlicher Beleuchtung, warmes Licht - deswegen ist es in meiner Wohnung die meiste Zeit dunkel.

Dunkel ist schön, da fühle ich mich geborgen

Wenn Lampen an sind, dann nur mit niedriger Leuchtkraft

Ich finde das angenehm. Helles Licht wirkt auf mich irgendwie aggressiv, und ich gehe instinktiv in eine Art Verteidigungshaltung; man kann das noch immer an mir beobachten, wenn ich aus meiner Wohnung nach draußen gehe und es taghell ist. Zwar liebe ich die Sonne und das, was sie mit meiner Stimmung anstellt, und bin ein Kind des Sommers - aber die Sonne darf bitte gern draußen bleiben. Das ist einer der Gründe, warum ich immer eine schwarze Sonnenbrille trage und froh bin, wenn ich wieder reingehen kann.

Scheint ein Paradoxon zu sein, dass ich "dennoch" so gern in Freizeitparks gehe, die ja in vielen Fällen im Freien liegen. Und in der Tat ist es für mich unangenehm, in der Sonne anstehen zu müssen, und ich genieße sogenannte dark rides ganz besonders, die im Dunklen sind, wie zum Beispiel Geisterhäuser oder Dunkelachterbahnen. Damals in Kings Island bin ich in der knalligen Mittagssonne immer wieder gern zu der Achterbahn Flight of Fear gegangen, weil dort auch der gesamte Wartebereich im Dunklen lag.

In meiner Wohnung habe ich über dreißig verschiedene Lampen, die meistens abgeschaltet sind. Dass ich so viele Lampen habe, liegt daran, dass ich mit den unterschiedlichen Modellen ganz unterschiedliche Atmosphären erzeugen kann - und möchte. Duster, aber trotzdem alles sehen können. Und wenn möglich, dann nur indirekte Beleuchtung, so dass ich keine Lämpchen direkt sehen kann.

Ich dachte bisher eigentlich immer, dass das nur wieder eine Eigenart von mir ist, doch jetzt lese ich, dass das tatsächlich Methode haben könnte: Viele Menschen mit dem Asperger-Syndrom sind lichtempfindlich. Wobei das differenziert werden muss: In verschiedenen Belangen sind Aspis oft entweder überempfindlich oder empfinden kaum etwas. Das gilt für Licht, Hitze, Kälte - oder auch Schmerzen; als ich mir den Finger im rechten Winkel gebrochen hatte, hatte ich kein Problem damit, das einfach wieder zurückzubrechen. Klar, Schock, mag man sagen. Aber auch bei allem, was in den Tagen und Wochen danach kam, hatte ich keine Probleme mit den Schmerzen. Die langjährige Meditation verstärkt diese stoische Ruhe noch etwas.

Aspis können Situationen aushalten, die für normale Menschen unerträglich sind - oder aber überempfindlich gegenüber dem Tageslicht sein. Ich habe sowieso nie verstanden, warum Menschen an den Strand gehen: Da ist überall Sonne, selbst mit Sonnenschirm ist es überall viel zu hell, und mein Kopf hat gar nichts zu tun. Warum Menschen so gern an den Strand gehen, verstehe ich bis heute nicht.

Viele Grüße aus meiner Grotte! ;-)

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