Samstag, 19. Januar 2019

Nachschlag

Sprung in die Freiheit?

Zwiebelprinzip.

Es ist nun doch deutlich kälter geworden, Winter eben. Das hat mir gestern den Morgen versaut, und das habe ich vergessen, im letzten Beitrag zu schreiben: Wir hatten am Donnerstag Schneefall - von dem ich nichts mitbekommen habe, weil meine Rollos fast permanent unten sind. Dann gab es in der Nacht Frost und - wunderbar - eingefrorene Autos. Scheibenkratzen ist eine Sache, kalt, aber lässt sich erledigen und trübt nicht unbedingt den Fahrspaß und die morgendliche Stimmung. Anders ist es, wenn die Türen eingefroren sind. Ich konnte also das Auto aufschließen, aber die Tür nicht öffnen, und nach ein bisschen Ruckeln habe ich nach einer anderen Möglichkeit als Gewalt gesucht, ich hatte tatsächlich ein bisschen Angst, dass der Griff an der Tür abbrechen könnte. Der andere Weg war heißes Wasser, und so bin ich zurück in die Wohnung getingelt und habe einen Eimer mit heißem Wasser herausgeholt. Das mag nicht so klug sein, weil das Wasser danach den ganzen Laden noch fester einfrieren könnte, aber ich hatte etwas Zeitdruck, weil ich die letzten Noten in der Schule eintragen musste. Naja. Immerhin hat es geklappt.

Daran musste ich denken, als ich heute zum Einkaufen gegangen bin, dick eingepackt im Zwiebelprinzip, was sehr ekelhaft war, weil ich innen geschwitzt habe, und ich hasse es, verschwitzte Klamotten zu tragen. Zur Ablenkung habe ich nochmals an die Notengespräche von gestern gedacht. Ich hatte geschrieben, dass sich die Gespräche anders anfühlen als an den anderen Schülern, und das wird mir erst so nach und nach richtig bewusst.

Die Unterstufenschüler, bei denen ist es eigentlich wie auch an den anderen Schulen. Die Schüler allerdings, die die Oberstufe der Berufsfachschule III oder die Berufsoberschule belegen, kommen manchmal mit einem Leuchten in den Augen in's Gespräch: Sie haben gerade ihren Ausbildungsvertrag unterschrieben, oder eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch bekommen, oder sie sind aufgeregt, weil sie auf Antworten auf ihre Bewerbungen warten. Es ist so schön, zu erleben, wie manche Schüler nun endlich den Sprung in's Leben machen wollen, auch wenn es noch viele gibt, die die Berufsschule nur besuchen, um sich noch nicht entscheiden zu müssen - Bedenkzeit, sozusagen.

Einige der tollsten Gespräche hatten diese "Aufbruchsstimmung", und das hat mich begeistert. Ich hätte eher gedacht, dass ich traurig sein würde, wenn ich meine Schüler in die Welt entlasse, aber das hier sind keine neunjährigen Bildungsgänge: Der Großteil der Schüler ist nur für ein oder zwei Jahre an Bord, so dass man keine allzu enge psychische Bindung aufbauen kann. Und ich glaube, dass das ganz gut für mich ist. Ich glaube, es wäre für mich schwieriger, einen Schüler gehen zu lassen, den ich womöglich schon viele Jahre im Unterricht erlebt habe (ich hatte damals Herrn Kries sieben Jahre am Stück).

Das sind alles ganz neue Erfahrungen, die mich so sehr faszinieren, dass unglaublich viel liegenbleibt: Unbeantwortete Briefe, Mails, Wäsche, Geschirr, Müll, da wabert mir der Begriff Messie durch den Kopf. So ist es nun mal; ich denke aber, wenn ich mich irgendwann ein wenig eingewöhnt habe, dann dürfte es einfacher werden. War in SPO auch so.

post scriptum: Heute gab es für mich einen frischen Gruselfilm aus Großbritannien, oldschool, eine Geistergeschichten-Anthologie, drei Stories, die auf interessante Weise miteinander verbunden sind, und ich kann den Film nur weiterempfehlen, zumal er bei "Amazon prime" kostenlos verfügbar ist. Vollkommen blutleer, mit einer besonderen Betonung auf Atmosphäre und schrägen Figuren. Zeigt mal wieder, dass Horror und Komödie gut miteinander harmonieren können: "Ghost Stories" (2018).

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