Mir ist grad auf dem Weg von der Post nach Haus der Gedanke durch den Kopf gewandert, dass ich mir nicht von Anderen sagen lasse, wann ich "doch eigentlich glücklich sein müsste", oder - noch schlimmer - wann ich "doch eigentlich gar nicht glücklich sein könne". Sie wüssten es ja besser, weil sie ihre Maßstäbe auf mich übertragen. Aber so läuft es nicht.
Im Referendariat hat meine Englisch-Studienleiterin zu mir gesagt "Tobi, sie sind anders gestrickt und anders getaktet, und das ist auch gut so." - Diesen Satz habe ich mitgenommen, denn er stimmt einfach und bringt so Vieles mit sich, was Andere nicht verstehen.
Ich habe derzeit nicht mal genügend Geld, um meine nächste Miete zu bezahlen. Trotzdem fühle ich mich glücklich. Wie kann das sein?
Ich bin glücklich, wenn ich ich sein kann. Wenn ich nachdenken kann. Wenn ich intelligente Unterhaltung genießen kann. Wenn ich anspruchsvolle Kunst genießen kann. Wenn ich Rätsel lösen kann. Wenn ich ein gutes Buch lesen kann. Wenn ich Musik hören kann, die gerade meinen Nerv trifft. Wenn ich eine gute Tasse Tee trinken kann, wenn ich auf Reisen gehen kann.
Ich höre Menschen sagen: "Ich arbeite mir jetzt den Arsch ab, damit ich in 30 Jahren (wenn ich dann völlig durch bin) die Früchte meiner Arbeit genießen kann", und ich denke mir dann, dass ich mich damit niemals identifizieren könnte.
Für mich ist das Leben *jetzt*. Der Weg ist das Ziel. Ich lebe im Hier und Jetzt, ich genieße das Hier und Jetzt. Wieviel Zeit der Mensch damit verbringt, zu warten! Leben ist das, was geschieht, während wir andere Pläne machen.
Deswegen jetzt Schluss mit Warten, sondern ab in den Montag. Oder Dienstag. Oder wann immer dieser gedankliche Erguss gelesen wird.
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