Freitag, 21. April 2017

Ich bin aus Plastik

Viele bunte Karten...

Nein, der Titel bezieht sich nicht auf die neu in mich eingebauten Teile, die scheinen aus Titan zu sein, wenn ich dem Datenblatt glauben darf. Heute geht es mir darum, wieviel Plastik mittlerweile mein Leben ausmacht - wieviele Bereiche durch kleine Plastikkarten repräsentiert werden, alle im gleichen Format, alle in unterschiedlichen Farben. Ich hätte sie gern alle in schwarz, aber das ist nicht unbedingt immer möglich. Heute ist endlich eine schwarze Karte hinzugekommen, und das hat mir den Impuls gegeben, diesen Beitrag zu verfassen. Hat also nichts mit meinem gesundheitlichen Zustand zu tun; wer sich in der Hinsicht updaten möchte, sollte direkt zum PS springen.

Die heutige Karte gefällt mir vom Design her am besten - es ist meine Mitgliedskarte zum EMP Backstage Club. Seitdem der Laden X-tra-X dichtgemacht hat, bestelle ich meine Szenemode (also mitterweile fast alles) bei EMP - besonders, seitdem sie das Label Spiral in Deutschland vertreiben; es repräsentiert am ehesten den Look, den ich haben möchte, in schwarz, mit vielen Totenköpfen und dem Grim Reaper hier und dort. Die Mitgliedschaft bot sich daher für mich an, immerhin bezahle ich nun keine Versandkosten mehr und bekomme 5% auf jede Bestellung. Den Jahresbeitrag habe ich bereits mit dieser Bestellung raus, also warum nicht. Und das ist eine Karte, die ich gern mal herumzeige (a flashing piece of plastic to flash when other people are around).

Die einzige weitere Karte, die mir vom Look her gefällt, ist meine VISA. Seit über zehn Jahren habe ich meine eigene Kreditkarte, da ich schon seit Langem gern Dinge aus den USA bestelle und es früher nicht so einfach war, mit den Staaten abzurechnen. Klar, mittlerweile gibt es so viele verschiedene Bezahlmöglichkeiten - im Jahr zweitausendvier war das die mit Abstand bequemste Variante. Mittlerweile ist die Kreditkarte für mich unentbehrlich geworden, sei es nun auf einer Exkursion nach Griechenland oder bei einem Freizeitparkbesuch in den Staaten. Für diese Bequemlichkeit zahle ich gern Kontoführungsgebühren, ich rege mich nur noch über die Regelung der Sparkasse auf, dass Gebühren gezahlt werden müssen, wenn ich mit der Kreditkarte im eigenen Haus Geld abheben möchte. Whatever.

Diese beiden Karten finde ich am stylischsten, aber sie sind bei Weitem nicht die wichtigsten Karten in meinem Leben. Meine EC-Karte ist absolut unentbehrlich, und dieser Tage auch meine Versicherungskarte, darüber hinaus mein Führerschein. Letztlich ist auch die CITTI-Karte dann und wann nützlich.

Auf diese Weise wird die Organisation meines ganzen Lebens durch kleine Plastikkarten repräsentiert, einfach mitzunehmen, kein Portemonnaie sollte weniger als zehn Fächer für Karten haben. Wie praktisch! Das ist mal eine nützliche Variante der Verkleinerung des Lebens. Doch leider bleibt diese Bequemlichkeit nicht ohne Nachteile.

Ich hoffe, nicht allzu viele Leser haben das schon einmal erlebt: Das Portemonnaie wird gestohlen, verloren oder kommt sonstwie unwiderbringlich abhanden. Das Schlimmste müssen dann gar nicht die hundert Euro sein, die man mit sich geführt hatte (dank der kleinen Karten benötigt man mittlerweile deutlich weniger Bargeld). Viel ärgerlicher wird der bürokratische Aufwand: Die Verluste müssen gemeldet werden, Kredit- und EC-Karten gesperrt werden, darüber hinaus alle anderen Karten, mit denen man in irgendeiner Form bezahlen kann. Alle Karten müssen neu beantragt werden, alle Mitgliedschaften neu erfasst werden. Alle Kartennummern, die man so schön auswendig drauf hatte - zum Beispiel die der Kreditkarte - müssen neu gelernt und zunächst mühsam von den Karten abgelesen werden. Es kostet viel Zeit und Nerven - und nicht zuletzt auch oft Geld - den Verlust der Geldbörse wieder wettzumachen.

Das ist eben ein Nachteil, wenn man all das lebensbestimmende Plastik zusammen mit sich herumträgt. Und ein weiterer Nachteil im Falle der Bezahlkarten ist: Beim Bargeld konnte man nie mehr Geld ausgeben, als man im Portemonnaie hatte. Bei Kredit- und EC-Karte wird das kleine Stück Plastik einmal durch das Lesegerät gezogen, dann eine Unterschrift oder PIN und das Geschäft war getätigt; nicht selten kommt dann erst Wochen später das eiskalte Erwachen beim Blick auf den Kontoauszug.

Dennoch, ich möchte all' meine Plastikkarten nicht missen, ich finde sie einfach cool, und vielleicht kann ich ja auch nach und nach mehr schwarze Exemplare bekommen. Bis dahin muss meine EMP-Karte ausreichen.

post scriptum: Falls jemand wissen möchte, wie es mir geht - heute ist der erste Tag von "Training und Narbenpflege". Das bedeutet, dass ich die Schiene zweimal am Tag abnehme. Ich versuche dann fünf Minuten lang, den Finger zu begen und zu strecken. Das fühlt sich im Moment sehr unangenehm an, denn ich kann ihn kaum beugen. Da ist diese Barriere im Mittelgelenk. Ich werde ganz unruhig, wenn ich das versuche, daher muss ich mich dazu hinlegen, mich konzentrieren und ganz langsam die Bewegungen versuchen.

Die Narbenpflege ist nicht viel angenehmer - ich reibe eine Salbe auf die Narbe und soll sie mit sanftem Druck eine Weile einmassieren. Es tut nicht weh, aber die Narbe fühlt sich verhärtet an, und es kribbelt, als wäre alles noch teilweise betäubt. Ich halte das kaum aus, aber ich versuche, das einen Moment lang durchzuziehen.

Ich hoffe, dass ich mich im Laufe der nächsten Tage an beides gewöhne. Jetzt ist es noch ungewohnt, als ob dieser Finger nicht zu mir gehört. Ich setze die Schiene wieder auf und versuche, mich abzulenken.

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